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AmazonFresh kommt: Ist das eine Überraschung?

Hamburg. (eb) Ist es so überraschend, dass AmazonFresh nach Deutschland kommt? Im Blätterwald raschelte es gewaltig und sogar der Tagesschau war das in dieser Woche eine Meldung wert: Ausgehend von Berlin und mit dem Logistik-Dienstleister DHL an Bord, will das weltgrößte Versandhaus seinen Lebensmittel-Lieferservice bundesweit ab April so schnell wie möglich ausrollen, schreibt das Handelsblatt. Zweite Station dürfte demnach München sein, wo derzeit ein neues Logistikzentrum entstehe «offensichtlich mit Kühlräumen», schreibt die Süddeutsche Zeitung.

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Grundsätzlich einen Blick wert ist der Amazon LogistikBlog, dem man manchem Rechercheur nur empfehlen kann. Der gibt nämlich zuverlässig Auskunft über die Anzahl der Standorte und die Aktivitäten vor Ort. Der Blog nennt bundesweit nicht neun, sondern zwölf (!) Logistikzentren. Wobei die neuesten Zentren, die erst noch fertiggestellt werden müssen, hier bereits eingerechnet sind. Diesem Blog zufolge ist München «nur ein Gerücht». Der Standort Graben bei Augsburg ist dafür um so größer.

Doch man muss wohl «Fünfe gerade sein» lassen können. In Norddeutschland ist das ähnlich. Spricht man von Hamburg im Norden bis Fallingbostel im Süden jemanden auf das neue Amazon Logistikzentrum in Winsen/Luhe an, kommt da erst mal gar nichts. Amazon? Um es kurz zu machen: Im nördlichen Niedersachsen entsteht gerade ein Logistikzentrum auf 64.000 Quadratmetern Fläche, dessen Fertigstellung für Ende 2017 geplant ist. Schon im ersten Jahr sollen 1.000 unbefristete Jobs entstehen. In Amazon Logistikzentren vergleichbarer Größe sind nach einigen Jahren für gewöhnlich rund 2.000 Mitarbeiter beschäftigt. Der Global Player investiert im ersten Jahr in Winsen/Luhe rund 90 Millionen Euro in den Ausbau des europäischen Logistiknetzwerks, dazu kommen weitere 110 Millionen Euro Investitionen durch Partner. Es ist kaum anzunehmen, dass dies «ohne Kühlräume» vonstatten geht.

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Seit 2010 hat Amazon mehr als 15 Milliarden Euro in Europa investiert, zum Beispiel in Infrastruktur und Anlagen in der Logistik und im Kundenservice, Amazon Web-Services, Rechenzentren sowie Forschung und Entwicklung. Noch ein Wort zum Logistik-Dienstleister DHL: Der ist gut gewählt, weil die DHL über allyouneedfresh.de (a) längst selbst im Lebensmittel-Lieferservice mitmischt und (b) damit umfangreiche Erfahrungen gesammelt haben dürfte, die DHL nun für die Zusammenarbeit mit Amazon qualifiziert (Foto: 1x pixabay.com / 2x amazon video screenshots).

In den deutschen Lebensmittelmarkt kommt also Bewegung und die wird zu weitreichenden Umverteilungen führen. Wer den Markt beobachtet, hat den Markteintritt von AmazonFresh längst erwartet. Vielleicht nicht für April. Vielleicht erst für Juli. Doch dass Amazon den sehr attraktiven Absatzmarkt Deutschland bis ins Detail seziert und analysiert und nichts dem Zufall überlässt, stand und steht außer Frage. Lesen Sie hierzu auch:

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