Freitag, 29. März 2024
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BIV: Bäckerhandwerk verzeichnet positive Entwicklung

Hannover. (biv) Das niedersächsisch-bremische Bäckerhandwerk hat im Jahresverlauf bisher keine Umsatzeinbrüche durch die Rezession hinnehmen müssen, berichtete der Bäckerinnungs-Verband Niedersachsen/ Bremen (BIV) anlässlich seiner betriebswirtschaftlichen Jahrestagung in Hannover. Das gesamte erste Halbjahr 2009 habe einer Auswertung aktueller Marktdaten zufolge weitgehend die Erwartungen erfüllen können, die durch die positive Umsatzentwicklung von Januar bis März entstanden waren.

Die robuste Binnenkonjunktur veranlasse Handwerksbäcker zunehmend, bisher zurück gehaltene Investitionen umzusetzen. Gleichfalls seien vielfach Lohnerhöhungen vorgenommen worden. In der Einschätzung des zweiten Halbjahrs zeigen die Innungsbäcker in Niedersachsen und Bremen Zurückhaltung. Vieles hänge von der Entwicklung des Arbeitsmarkts ab: Die Geschäftslage könne sich spürbar eintrüben, wenn die Arbeitslosigkeit im Herbst und Winter deutlich zunähme.

Optimierungsansätze in der Backtechnologie

Die mehr als 70 Teilnehmer der betriebswirtschaftlichen Jahrestagung diskutierten über Marketingansätze für den Betriebsalltag, neue Erkenntnisse der Personalführung sowie neue technische Entwicklungen in der handwerklichen Backtechnik. Schon wegen der Belastungen der Betriebe durch Energiekosten fand das aktuelle Kühlverfahren «Aroma-Cooler» von Werner + Pfleiderer Bakery Technologies (WP) viel Interesse. Das zur iba 2006 in München erstmals vorgestellte patentierte Kältesystem setze nicht nur auf veränderte Kühlparameter. Es arbeite zudem statt mit einem Kaltluft-Gebläse nach dem Saugprinzip, was für eine gleichmäßige Kühlung der Teiglinge sorge, erläuterte WP-Experte Hans-Peter Hetkamp. Dieses als äußerst schonend beschriebene und gleichzeitig schnell ablaufende Bäckerkälteverfahren wirke sich besonders positiv auf Aroma, Geschmack, Rösche und Haltbarkeit aus. Bei optimal verknüpfter Produktions- und Kühlkette ließen sich rund 45 Prozent der Energie einsparen, sagte Hetkamp.

Weil Handwerksbäcker sich besonders mit Topqualität vom Wettbewerb abheben wollen und die Wassergüte auf den Teig viel Einfluss hat, hatte Thomas Löhnert mit seinem Vortrag über «Aqua blue», ein galvanisches Gerät zur Wasseraufwertung, viele aufmerksame Zuhörer. Laut Löhnert regeneriert «Aqua blue» das Leitungswasser bis zur Qualitätsstufe eines frischen Quellwassers, die es zuvor in den Wasserwerken verloren habe. Diese Renaturierung verändere auch seine Eigenschaften wie biologische Qualität, Geschmack, Lösungsfähigkeit oder Kristallstruktur, sagte Löhnert mit Verweis auf verschiedene wissenschaftliche Studien. Dieser Effekt habe in Bäckereien unter anderem dazu geführt, dass sich die Kalkablagerungen in Geschirrspülern, Gärzellen und Schwadenrohren deutlich reduzierten. Dabei sei «Aqua blue» kein Entkalkungsgerät, sondern verhindere mit der Aufbereitung des Wassers die Verhärtung der Kalziumminerale. Das habe die weitgehende Verringerung der Ablagerungen zur Folge.

Virtuelle Fallstricke und moderne Personalführung

Auch zu Fragen des Marketings bot die betriebswirtschaftliche Jahrestagung des BIV praxisnahe Anregungen. Thomas Feil, Fachanwalt für Informationstechnologierecht, klärte die Bäcker über rechtliche Risiken im Internet auf, von der einfachen Homepage bis zum Online-Shop. Wer Probleme zum Beispiel wegen möglicher Abmahnungen ausschließen will, sollte seinen Internetauftritt von einem Fachanwalt auf Abmahn- und Rechtssicherheit prüfen lassen. Feil empfahl, dieses Ziel direkt in den Anwaltsvertrag hinein zu schreiben. Wenn nach der Prüfung dennoch eine berechtigte Abmahnung eingehe, hafte der beratende Rechtsanwalt, erläuterte er. Ratsam sei ferner, in den Kostenplan für den Onlineauftritt auch ein Beratungsbudget aufzunehmen. Das Internet sei kein rechtsfreier Raum. Schon für eine einfache Website gelten gesetzliche Vorschriften, etwa zum Inhalt des Impressums oder im Urheberrecht. Für das Online- Geschäft lege der Gesetzgeber strenge Maßstäbe zum Schutz der Verbraucher an. Ein Online-Shop erfordere daher vom Handwerksbäcker neben Mut zum Risiko viel Geduld in Bezug auf die Fortschreibung des Onlinerechts und ständige Betreuung der Internetaktivitäten.

Ebenso wenig, wie man sich ums Internet ganz nebenbei kümmern dürfe, sollte man als Bäcker-Unternehmer sein Personal mit links führen. Qualifizierte und motivierte Mitarbeiter würden zu wichtigen Schlüsseln des Erfolgs. Mitarbeiterführung stelle daher die Herausforderung der nächsten Jahre dar, betonten Carsten Klingebiel und Oliver Vogt von der Gehrke Econ Gruppe Hannover. Auch im Personalwesen ließen sich Kennzahlen ermitteln, mit denen das Unternehmen auf die Produktivität, Zufriedenheit und Treue seiner Mitarbeiter schließen könne. Es sei nachweisbar, dass Personalführung den Cashflow eines Unternehmens beeinflusse. Den Unternehmenschefs empfahlen die Berater offene und regelmäßige Kommunikation mit den Angestellten und mehr innerbetriebliche Transparenz der Unternehmensentwicklungen von der Marktveränderung über die Umsatzentwicklungen bis zum Krankenstand, die differenzierte Übertragung von Verantwortung und erkennbare Wertschätzung der Mitarbeiter.

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