Köln. (skp) Obwohl die Inflation abflacht, bleiben die Verbraucher in Deutschland pessimistisch. Der Großteil der Konsumenten rechnet damit, dass sich die privaten Finanzen weiter verschlechtern. Viele setzen laut einer neuen Untersuchung von Simon-Kucher + Partners auf Vorsicht. Die Prognose der Konsumenten? Sie werden seltener und weniger einkaufen. Mehr als jeder Dritte rechnet für 2023 mit reduzierten Ausgaben – außer für Lebensmittel und Getränke.
Anm.d.Red.: Ergänzend erlauben wir uns darauf hinzuweisen, dass die Verbraucher nicht mehr essen oder mehr trinken wollen. Sie erwarten nur, dass die stark gestiegenen Preise für Lebensmittel und Getränke in 2023 kaum nachgeben werden. Um die gestiegenen Kosten bewältigen zu können, kürzen sie die Ausgaben in anderen Lebensbereichen und setzen ihr One-Stop-Shopping fort oder/und weiten es aus. Anmerkung Ende.
- 37 Prozent der Deutschen fürchten ihre Finanzen werden 2023 schlechter, 21 Prozent glauben an Verbesserung
- 44 Prozent aller Verbraucher rechnen mit selteneren Einkäufen, 45 Prozent mit kleineren Einkäufen
- 36 Prozent aller Konsumenten glauben, dass sie 2023 weniger Geld ausgeben werden
- Sparen werden deutsche Konsumenten dieses Jahr vor allem bei Luxus, Sport und Unterhaltung
- Ausnahme: Lebensmittel und Getränke. Jeder Dritte rechnet 2023 hier mit mehr Ausgaben
Hohe Preise, Entlassungen, ungewisse Zukunft. Ganze 37 Prozent der Verbraucher in Deutschland befürchten, dass sich ihre Finanzen 2023 verschlechtern. Während 28 Prozent von einer mäßigen Verschlechterung ausgehen, rechnen laut der aktuellen Simon-Kucher Studie über Ungewissheiten neun Prozent sogar mit einer drastischen Zuspitzung ihrer finanziellen Situation. Ob ihre negative Prognose Realität wird? 58 Prozent der Konsumenten, die von schlechteren Finanzen ausgehen, sind sich nicht sicher. «Pandemie, Krieg, Inflation – das hat die Konsumenten geprägt. Auch ohne konkrete Anhaltspunkte sind die Verbraucher eher noch pessimistisch», erklärt Björn Dahmen von Simon-Kucher.
Verbraucher treten auf die Konsumbremse
Grund genug, um beim Konsum weiterhin Vorsicht walten zu lassen. 44 Prozent der Konsumenten gehen davon aus, dass sie 2023 seltener einkaufen werden. 45 Prozent glauben, dass ihre Einkäufe zudem kleiner ausfallen. «Auch wenn die große Rezession vorerst ausgeblieben ist – die Verbraucher stehen weiterhin auf der Konsumbremse», sagt Dahmen.
Lebensmittel statt Zerstreuung
Mit 36 Prozent geht mehr als jeder Dritte davon aus, weniger in Konsum zu investieren. Gespart wird dabei nicht nur an Luxusprodukten. Auch ihr Budget für Sport, Unterhaltung, Mode und Eintrittskarten werden Verbraucher nach eigener Einschätzung 2023 spürbar kürzen. Auffallend: Bei Lebensmitteln ist der Trend umgekehrt. Hier rechnen nur 27 Prozent mit geringeren Ausgaben, 34 Prozent mit höheren. «Verbraucher sparen, wo sie können. Und Lebensmittel zählen nur bedingt zu variablen Ausgaben», erläutert Dahmen. «Wer wenig Geld hat und beim Blick auf den Kassenbon feststellt, dass der Wocheneinkauf immer teurer wird, versucht an anderer Stelle zu sparen.»
Konsumenten appellieren an Handel und Hersteller
Ihre Hoffnungen setzen Konsumenten in den schwierigen Zeiten in Handel und Hersteller. Laut der SK-Studie über Ungewissheiten wünschen sich die Vebraucher in Deutschland vor allem höhere Rabatte und häufigere Aktionen. Genau das gefährdet die Margen von Handel und Hersteller aber am meisten.
Wie der Handel jetzt richtig reagieren kann?
«Selten war es für Handel und Hersteller so wichtig taktisch zu agieren», betont Dahmen. «Mit der sinkenden Einkaufsfrequenz werden auch die Touchpoints mit den Kunden weniger. Jetzt muss jeder Kundenkontakt sitzen. Natürlich sind Aktionen und Rabatte ein durchaus wirksamer Hebel, um Frequenz und Mengen anzutreiben, aber sie müssen gezielt eingesetzt werden.» Statt des Gießkannenprinzips müsse genau geprüft werden, welche Aktion wirklich zusätzlichen Nutzen generiert und welche Aktionen sich nur negativ auf Gewinnspannen und Markenimage auswirken. «Wir reden hier von sehr sensiblen Preis- und Promotionsmechanismen» erklärt Dahmen. «Nur mit der richtigen Strategie können Handel und Hersteller Kunden glücklich machen und gleichzeitig selber profitieren» (Foto: pixabay.com).
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