Freitag, 29. März 2024
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Bäcker im Norden: »Wir wollen backen statt Akten wälzen«

Rellingen. (biv) Die Innungsbäcker im Norden wollen backen und ihre Kunden verwöhnen, statt Akten zu wälzen, Verordnungen zu studieren oder sinnlose Listen zu führen. Nahezu ein Fünftel ihrer Arbeitszeit investierten die Unternehmenden und ihre Angestellten 2021 in bürokratische Aktivitäten, berichtet die Bäcker- und Konditorenvereinigung Nord (BKV Nord).

Weil dem so ist (und es nebenbei bemerkt heute kaum einen Berufsstand gibt, der von den veralteten Bürokratie-Prozessen nicht beeinträchtigt wäre …) initiieren die Bäckereien aus den Bundesländern Bremen, Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ab dem 01. September eine Plakataktion in den Betrieben, um ihre Forderungen an die Öffentlichkeit zu tragen.

«Täglich haben wir viele Tausend Kunden, die unsere Backwaren kaufen. Über den Aushang von verschiedenen Motivplakaten in unseren Filialen, Social Media und Pressearbeit werden die Innungsbäcker ihre Forderung in den kommenden Wochen an die Politik platzieren», sagt Maren Andresen in ihrer Eigenschaft als Bäckermeisterin und Vorsitzende der Dachorganisation der norddeutschen Innungsverbände, der BKV Nord. Bei den Anzeigentestimonials handele es sich um «echte» junge Bäcker.

«Die Belastungen durch Meldepflichten an die Statistischen Ämter, Aufzeichnungspflichten, das Führen von Kontrolllisten bis hin zur Belegausgabepflicht sind nach wie vor immens. Konkrete Vorschläge zum Bürokratieabbau sind zum Beispiel vom Normenkontrollrat Baden-Württembergs erarbeitet worden und warten auf die Umsetzung», ergänzt Verbandsgeschäftsführer Jan Loleit.

Schon seit 2020 ist das Bürokratieentlastungsgesetz III in Kraft. Die Entlastungen seien aber weder ausreichend noch bei den Betrieben im Ansatz spürbar. Im Gegenteil, die Melde- und Auskunftspflichten nähmen noch zu. Viele Bäckerbetriebe seien zudem durch die Corona-Krise zusätzlich belastet. Um die Folgen zu bewältigen, bräuchten sie Bedingungen, die möglichst wenig belasten und eine zügige wirtschaftliche Erholung möglich machten.

Die BKV Nord, die angeschlossenen Verbände und deren Innungen fordern, dass spätestens bei Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl die Entbürokratisierung den Stellenwert erhält, der zwingend geboten sei. Eine Auswahl an Vorschlägen der Bäckereien zu Bürokratieentlastungen ist dieser BKV-Mitteilung im Format PDF angefügt (siehe unten).

«Gerade mit Blick auf künftige Generationen, die das Bäckerhandwerk in die Zukunft führen sollen, ist eine Entlastung im Bereich der Bürokratie zwingend notwendig,» betont Bäckermeisterin Andresen: «Die Bürokratiepflichten führen mittlerweile dazu, dass Betriebe vorzeitig aufgeben oder keinen Nachfolger finden. Es kann nicht sein, dass der Mittelstand im Bäckerhandwerk mit seiner Produktvielfalt und vor allem mit den damit verbundenen Arbeitsplätzen weiter geschwächt wird».

Im Wesentlichen lehnen sich die BKV-Forderungen an das Papier des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks an, das an dieser Stelle in der letzten Woche Erwähnung fand.

Eine Auswahl an Vorschlägen der Bäckereien im Norden

20210826-BKV-NORD-ANLAGE.
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