Hannover. (eb) Um es vorwegzunehmen: Nach unserem Verständnis protestieren die Handwerksbäcker Niedersachsens und Bremens derzeit nicht gegen die kommende Kassenbon- Pflicht im Detail, sondern gegen die zunehmenden Behördenauflagen im Allgemeinen. Die sind kaum noch zu stemmen, und gerade weil das ein ernstzunehmendes Problem ist, ist es wenig hilfreich, wenn hier und da der Kassenbon für ein einzelnes Brötchen in die Kamera gehalten wird.
Dieser Kassenbon für das eine Brötchen, das zwei Minuten später verzehrt sein soll, ist kein Argument. Das wissen die Leute. Dafür braucht man nur mal einen Blick in die Kommentarspalten der Tagespresse zu werfen, um zu verstehen, wie das Anliegen überwiegend aufgefasst wird. Auch der Hinweis auf das Thermopapier verhallt nahezu ungehört, weil die Leute genau wissen, dass es sich hierbei nur um ein lösbares technisches Detail handelt. So weit, so unglücklich der Umstand, dass aktuell die Kassenbon- Pflicht und das ernstzunehmende Anliegen der Bäcker nahezu in einem Atemzug genannt werden.
In der jüngsten Mitteilung aus Hannover ist die Aufmerksamkeit für den Kassenbon glücklicherweise auf einen einzigen Satz geschrumpft. Das ist gut so und macht den Kopf frei für die unzähligen Details, die ein Unternehmen «rückwärtig» zu erledigen hat. Für die es nicht nur seine Zeit opfern, sondern auch die Kosten stemmen muss. Wo soll man ansetzen, um den Gordischen Knoten wenigstens teilweise zu lösen?
Die wuchernden Vorschriften und Verordnungen sind schließlich nicht nur Ausdruck von Kontrolle und Misstrauen im Übermaß, sondern auch von Verzagtheit. Die verzagte Republik im Angesicht des digitalen Wandels. Verzagte Politik, die es zulässt, dass Deutschland europaweit immer mehr zurückfällt. Fehler der Vergangenheit beginnen sich auf allen Ebenen zu rächen.
Protest allein reicht nicht und ist schnell vergessen. Zwar hat sich die Tagespresse viel Mühe gegeben, die Sache der Bäcker zu vertreten – in Zeiten, in denen der jüngste Wurst-Skandal noch präsent ist und Molkereien gerade durch poröse Dichtungen auf sich aufmerksam machen.
Doch statt auf den Bürokratieabbau aus Brüssel, Berlin oder Hannover zu hoffen, könnten die Bäcker auch konstruktive Lösungsvorschläge erarbeiten. Sie könnten sich zum Beispiel via Skype mit Betrieben aus anderen Teilen Europas treffen, um detailliert Informationen einzuholen, wie es andernorts läuft. Aus dem umfangreichen Wissen, das entsteht, könnten sie Empfehlungen entwickeln. Das wäre dann solide Grundlagenarbeit, dem die bundesdeutsche Öffentlichkeit vielleicht mehr Aufmerksamkeit schenkt.
Denn die benötigt nicht nur das niedersächsisch-bremische Bäckerhandwerk. Um das zu verdeutlichen, haben Landesinnungsmeister Dietmar Baalk, Bäckermeister aus Verden, sowie Babette van Lengerich, Landesbeauftragte für Öffentlichkeitsarbeit aus Wietmarschen-Lohne, in Zusammenarbeit mit Jan Loleit, Geschäftsführer der Bäcker- und Konditorenvereinigung Nord, akribisch aufgelistet, was zu den rückwärtigen Verpflichtungen zählt, die ein Bäckereibetrieb heute regelmäßig zu leisten hat. Damit sich jeder selbst ein Bild machen kann (Fotos und Anlagen: BIV Bäcker – TitelFoto: pixabay.com):
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