Berlin. (zv) Die Deutschen Bäcker behaupten sich auf dem hart umkämpften Backwarenmarkt. Das geht aus jüngsten Zahlen hervor. Zum dritten Mal in Folge kann das Bäckerhandwerk im Jahr 2011 mit rund 13,3 Milliarden Euro steigende Umsätze melden (2010: 12,9 Milliarden Euro). Während zum Beispiel je ein Drittel des Brotabsatzes auf Handwerksbäcker, Discounter und den Lebensmittelhandel entfällt, erwirtschaften die Bäckereien in diesem Segment die Hälfte des Marktumsatzes. Trotzdem ist der Strukturwandel in vollem Gange. Auch 2011 ist die Anzahl der backenden Betriebe zurückgegangen – um etwa 400 auf 14.170 Bäckereien. Gleiches gilt für die Beschäftigtenzahlen, die mit 292.400 leicht unter Vorjahresniveau liegen.
«Wir freuen uns über die positiven Entwicklungen. Dennoch kommen in den nächsten Jahren große Herausforderungen auf uns zu. Dazu gehören neben dem steigenden Wettbewerb besonders die Kostensteigerungen für Rohstoffe, qualifiziertes Personal und Energie», erklärte Peter Becker, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks (ZV), während einer Pressekonferenz in Berlin. «Um diese Aufgaben zu bewältigen, zählen wir auch auf die Unterstützung durch den Gesetzgeber».
Rohstoffe
Stärkere Nachfrage führt zu höheren Preisen. Das gilt im Besonderen für das weltweite Getreideangebot, das zunehmend knapper wird. Zu den Gründen zählen der subventionierte Anbau schnell nachwachsender Energiepflanzen für Agrokraftstoffe, die steigende Nachfrage durch die wachsende Erdbevölkerung und neue Märkte im asiatischen Raum, die Brot als Grundnahrungsmittel gerade erst entdecken. Hinzu kommen Spekulationen mit Rohstoffen an der Börse und die relativ schlechte Ernte der letzten Jahre.
Personal
Im Zuge des demographischen Wandels steigen auch die Kosten für gute, qualifizierte Mitarbeiter. Die Verknappung des Personalangebotes trifft die Betriebe an zwei Stellen zugleich: Zum einen wird es schwieriger, geeignete Lehrlinge zu finden und für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern. Außerdem werden im Zuge des fortschreitenden Fachkräftemangels Investitionen in die Qualifizierung und Weiterbildung von Mitarbeitern notwendiger denn je.
Energie
Auch die Energiewende kommt energieintensiven Branchen wie dem Bäckerhandwerk teuer zu stehen. Nachdem die EEG-Umlage bereits in den vergangenen Jahren drastisch erhöht wurde, ist sie auch 2012 erneut leicht gestiegen. Eine weitere Erhöhung im Rahmen des Ausbaus der Erneuerbaren Energien ist sehr wahrscheinlich. Zwar wurde durch die Novellierung des EEG die Grenze für privilegierte Unternehmen zur Vergütung der EEG-Abgaben auf 1 GWH heruntergesetzt. Im Gegensatz zu den Industriebäckereien können davon allerdings nur sehr wenige Handwerksbäcker profitieren.
Steuern und Abgaben
Auch der Ausbau der Netze und die daraus resultierenden Erhöhungen von Abgaben und Steuern werden die Betriebe enorm belasten. Seit 2011 wurden die gesetzlichen Voraussetzungen für Vergünstigungen bei der Stromsteuer dahingehend geändert, dass kleinere Betriebe keine oder nur noch geringe Vergütungsansprüche haben. Die genauen Kosten der Netznutzungsentgelte können bislang nur geschätzt werden. Die «dena», die Deutsche Energie-Agentur, geht von einer Erhöhung von vier bis fünf Cent je Kilowattstunde (etwa 25 Prozent) bis 2020 aus. Praktische Erfahrungen mit der zum 01. Januar 2012 eingeführten Netzentgeltumlage stehen noch aus.
Kostenfaktoren dieser Größenordnung, schränken die Wettbewerbsfähigkeit der kleinen und mittelständischen Handwerksbetriebe gegenüber der Industrie unweigerlich ein, da sich Mehrausgaben nur begrenzt intern auffangen lassen und letztendlich an den Verbraucher weitergegeben werden müssen.
«Wir sind überzeugt, dass es gemeinsam gelingt, diese Herausforderungen zu meistern. Deshalb appellieren wir an die Politik – besonders in Bezug auf die Energiewende – klare Richtlinien und Rahmenbedingungen zu schaffen, um kleine und mittelständische Unternehmen zu entlasten und auf ihrem Weg in die Zukunft zu unterstützen», fordert ZV-Hauptgeschäftsführer Amin Werner.