München. (bag) Der Klimawandel verändert die Landbewirtschaftung, vor allem Trockenperioden machen dem Ackerbau zu schaffen. Doch Trockenheit ist nicht gleich Trockenheit. Mit Blick auf die Ernte ist für die Landwirtschaft das komplexe Zusammenspiel aus Niederschlag, Bodenfeuchte und Pflanzenwachstum entscheidend. Um in diesem Sinn ein differenziertes Bild zeichnen zu können, entwickelte die BayWa AG zusammen mit ihrer Tochtergesellschaft Vista im Rahmen eines Pilotprojekts den BayWa Dürremonitor – und veröffentlicht für 2023 erstmals Daten zum Trockenstress von Winterweizen.
Dr. Marlen Wienert, Vorstandsmitglied der BayWa AG: «Wir alle spüren die Auswirkungen des Klimawandels. Auf den Feldern wird er besonders sichtbar: Trockenperioden setzen den Pflanzen zu, die für unsere Lebensmittelversorgung essenziell sind. Der Dürremonitor ist ein neues Informations- und Orientierungsangebot für alle, die sich mit den Auswirkungen von Trockenheit befassen.»
Trotz feuchtem Frühjahr 2023 führt Trockenstress im Juni zu Einbußen
Mit seiner laufenden Datenerhebung bildet der Dürremonitor nicht nur die regionalen Unterschiede ab, sondern visualisiert auch, wie sich der Trockenstress von Winterweizen im zeitlichen Verlauf entwickelt. So stand der Frucht in diesem Jahr bis Mitte Mai ausreichend Wasser zur Verfügung: Hohe Niederschlagsmengen im Frühjahr schufen eine gute Ausgangsbasis für das Pflanzenwachstum. Auch im Vergleich mit dem Mittel der vergangenen fünf Jahre zeigt sich, dass der Getreidebau 2023 bis Ende Mai weniger Wasserprobleme hatte.
Die aktuellen Daten Ende Juni 2023 sehen jedoch anders aus. Die sehr warmen und trockenen Wochen seit Mitte Mai trafen den Winterweizen in einer kritischen Phase des Pflanzenwachstums. Vor allem in der Kornausbildung nach der Blüte braucht der Weizen viel Wasser, die Temperaturen sollten 30 Grad nicht übersteigen. Trotz guter Ausgangssituation im Frühjahr steht der Weizen nun unter einem höheren Trockenstress als im Mittel der vorangegangenen fünf Jahre. Experten der Vista GmbH rechnen daher mit Ernteeinbußen beim Winterweizen: Prognostiziert wird deutschlandweit ein Rückgang von 6 Prozent. Regional fällt die Einschätzung noch schlechter aus.
Trockenstress für den Weizen regional sehr unterschiedlich
Besonders schwer haben die trockenen Wochen die Landwirtschaft dieses Jahr regional in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern sowie in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern getroffen. Dort rechnen die Vista Experten mit Ertragseinbußen von bis zu 17 Prozent.
In den südlichen Bundesländern Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern ist ein stärkerer Trockenstress als in den vergangenen Jahren zu erkennen. Die Niederschläge der vergangenen Wochen reichten nicht aus, um das Defizit auszugleichen: Das verfügbare Wasser im durchwurzelten Boden genügt nicht, um den Bedarf der Pflanzen in der aktuellen, ertragsbildenden Wachstumsphase zu decken. Der Winterweizen geht daraufhin verfrüht in die Abreife.
Der Dürremonitor zeichnet ein differenziertes Bild von den Folgen
Für die Erstellung des Dürremonitors nutzt Vista Satellitendaten sowie hydrologische, meteorologische und topografische Informationen. Dr. Heike Bach, Geschäftsführerin der Vista: «Der Dürremonitor ist ein Beispiel dafür, wie wir bei der Vista verschiedene Datenquellen zusammenführen und passende Analysen entwickeln. Wenn wir den Trockenstress von Winterweizen beobachten, ermitteln wir zugleich Daten zur Ernährungssicherheit.»
Im Gegensatz zu anderen Angeboten berücksichtigt der Dürremonitor auch das Wachstumsstadium, den tagesaktuellen Wasserbedarf der Pflanze, die Wurzelentwicklung und das Wasser in den verschiedenen Bodentiefen. «Selbst wenn in der oberen Bodenschicht das Wasser fehlt, kann es dem Winterweizen gut gehen – vorausgesetzt die Wurzeln sind gut entwickelt und der Standort ist entsprechend tiefgründig», sagt Josef Martin Bauer, Leiter Pflanzenbauberatung bei der BayWa AG.
«Der BayWa Dürremonitor trägt zu einer differenzierten Diskussion über die Folgen von fehlendem Niederschlag bei. Für 2023 zeigt er deutlich, wie die Wachstumsphase bei Winterweizen in zwei Teile zerfiel – nasses Frühjahr, trockener Frühsommer. Die Folge: Trockenstress und Einbußen bei der Erntemenge.»
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