München. (bds) Als Stimme der Systemgastronomie vertritt der Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) mehr als 830 Mitgliedsunternehmen. Die Branche gilt als starker Motor der Gastronomie. So begrüßen die BdS-Mitgliedsrestaurants jeden Tag rund vier Millionen Gäste. Die Branche stand und steht aber auch vor gewaltigen Herausforderungen. Das zeigte sich einmal mehr bei der Mitgliederversammlung 2024, zu der über 200 Gäste nach Berlin gereist waren. Die überbordende Bürokratie, der anhaltende Personalmangel, die anwachsenden Meldepflichten sowie die zunehmenden Kostenbelastungen für die Unternehmen waren nur einige der Themen, die BdS-Präsidiumsmitglied Ingo Gugisch und BdS-Hauptgeschäftsführer Markus Suchert in ihren Reden thematisierten. Zu den Gästen der Veranstaltung gehörten auch prominente politische Entscheidungsträger, die der BdS für Impulsvorträge gewinnen konnte – und an die er klare Forderungen formulierte.
Fachkräftesicherung braucht rechtliche Rahmenbedingungen
«Um das Arbeits- und Fachkräfteangebot in der Systemgastronomie auch künftig zu besetzen, ist vor allem die Politik gefragt. Es muss einfacher werden, Menschen aus dem Ausland zu beschäftigen», hob Ingo Gugisch in seiner Begrüßungsrede hervor. Das Gesetz zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung, verbunden mit der Chancenkarte und der Westbalkanregelung sei ein Schritt in die richtige Richtung. Dazu gehörten auch die erweiterten Möglichkeiten, Menschen aus Drittstaaten zu beschäftigen, die keine besondere berufliche Qualifikation hätten. «Aber noch immer dauern die Verfahren oftmals viel zu lange. Die Visa- und Verwaltungsverfahren der Fachkräfteeinwanderung aus Drittstaaten müssen endlich vereinfacht, beschleunigt und digitalisiert werden.»
Große Herausforderungen – von Verpackung bis Werbeverbot
Die Liste der brennenden Themen, so BdS-Hauptgeschäftsführer Markus Suchert in seinem Rück- und Ausblick, sei lang: So müsse man sich mit ideologiebetriebenen Verboten von Verpackungen befassen, die massiv in die unternehmerische Freiheit und in die Restaurantabläufe eingreifen. «Wir müssen uns ferner mit einem Bürgerrat Ernährung auseinandersetzen, der am Gesetzgeber vorbei Vorgaben für die Branche entwickeln soll, und sehen uns mit dem Kinder-Lebensmittel-Werbegesetz konfrontiert, dass die Werbung für einen Großteil der Produkte unserer Branche verbieten möchte.» Vor allem aber erwarte man von einer neuen Bundesregierung nach der anstehenden Bundestagswahl die Umsetzung eines reduzierten Mehrwertsteuersatzes für die Gastronomie. Dieses Thema stehe auf der Agenda ganz weit oben.
(Fotos: BdS Bundesverband der Systemgastronomie – Jens Jeske)
Ganz nah an der Politik in Berlin
Um all diese Eingriffe in die unternehmerische Freiheit sowie all die anstehenden Verbote zu verhindern und um die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen für die Systemgastronomie so positiv wie möglich zu gestalten, sei es wichtig im politischen Berlin präsent sein, betonte Suchert. Daher habe man sich auch für eine Hauptstadtrepräsentanz des BdS entschieden. «Von hier aus können wir gemeinsam mit unserem Münchner Büro noch direkter, schneller und schlagkräftiger agieren, uns besser vernetzen, mehr Einfluss nehmen und den BdS als die Stimme der Systemgastronomie in der Hauptstadt repräsentieren.»
«Wirtschaftsstandort Deutschland wieder fit machen»
Die wichtigen Branchenthemen standen auch bei den drei hochkarätigen Gästen aus der Bundespolitik im Fokus. «Wie schaffen wir es unseren Wohlstand zu halten und zu erhöhen?«» Dieser Frage ging Bijan Djir-Sarai, Generalsekretär der FDP, in seinem Vortrag nach. Deutschland müsse als Wirtschaftsstandort wieder fit gemacht werden, Investitionen wieder attraktiv werden», forderte er. Dafür müsse auch Bürokratie abgebaut werden. Bijan Djir-Sarai betonte außerdem: «Wir brauchen eine solide, nachhaltige Finanzpolitik, die nicht auf Kosten künftiger Generationen geht.» Der FDP-Politiker ging ebenso auf den Sozialstaat Deutschland ein und sagte «Leistung muss sich lohnen. Wer arbeitet, muss auch mehr Geld haben.»
BdS Hauptgeschäftsführer Markus Suchert hob Bijan Djir-Sarai gegenüber noch einmal hervor, wie wichtig es für die Branche sei, die Bürokratie abzubauen, da diese zunehmend Ressourcen binde, Geld und Zeit koste. Daher begrüße er auch grundsätzlich das von Bundesjustizminister Buschmann initiierte Bürokratieentlastungsgesetz. «Wir bedauern allerdings sehr, dass die Gastronomie von den dort vorgesehenen Änderungen der Schriftform- und Nachweiserfordernisse ausgenommen ist. Wir werden uns im parlamentarischen Verfahren dafür einsetzen, dass die Ausnahme für die Gastronomie gestrichen wird.»
(Fotos: BdS Bundesverband der Systemgastronomie – Jens Jeske)
Ernährungsstrategie im Fokus
Silvia Bender, Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (Bündnis 90/Die Grünen), befasste sich in ihrer Rede unter anderem mit der Ernährungsstrategie der Bundesregierung und betonte dabei: «Die Ernährungsstrategie ist eine Strategie der Möglichkeiten, keine Vorschriftsstrategie. Wir wollen es den Menschen leichter machen, sich gesund zu ernähren.»
Die Systemgastronomie als ein bedeutender Sektor der Außer-Haus-Verpflegung sei hier besonders gefordert. «Hier sind Sie die Profis», sagte sie und bat um Unterstützung. Gleichzeitig unterstrich die Grünen-Politikerin, dass die Systemgastronomie mit ihren vielseitigen Angeboten bereits auf die sich verändernde Ernährung der Menschen in besonderem Maße eingehe. Sie betonte in ihrem Vortrag die Verantwortung des Staates den Kindern gegenüber: «Essen entscheidet über Lebenschancen».
«Wir unterstützen die Bundesregierung in ihren Bestrebungen, für alle Menschen eine gute Ernährung leichter zugänglich zu machen, die Verschwendung von Lebensmitteln nachhaltig zu senken oder die Tierhaltung zukunftsfest zu machen», wandte sich Markus Suchert an die Vertreterin der Bundesregierung. Man sei aber der Auffassung, dass Verbote und weitere regulatorische Vorgaben in der aktuell herausfordernden Zeit nicht zielführend seien, da sie die Unternehmen der Branche noch weiter belasten würden. «Auch eine Bevormundung der Gäste sowie eine Kategorisierung von bestimmten Speisen in gut oder schlecht halten wir für den falschen Weg. Wir sind der Auffassung, dass wir mehr in unsere Gäste vertrauen sollten, in ihr Verständnis investieren und sie für eine ausgewogene Ernährung sensibilisieren sollten.»
(Fotos: BdS Bundesverband der Systemgastronomie – Jens Jeske)
«Fremdenfeindlichkeit bringt uns nicht voran»
Dieter Janecek, Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (Bündnis 90/Die Grünen), forderte in seiner Rede eine «Willkommenskultur» in der Gesellschaft und den Unternehmen. «Wir brauchen mehr Menschen in diesem Land in Arbeit. Fremdenfeindlichkeit können wir uns auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht leisten.» Wichtig sei aber auch, dass Prozesse beschleunigt würden, um Menschen schneller in Arbeit zu bringen. «Da ist noch viel zu tun.» Das Bürokratieentlastungsgesetz sieht er als «einen Schritt nach vorne.» Insgesamt, so Janacek, sei nun aber die Zeit dafür, «dass wir uns dem Positiven zuwenden.»
BdS-Präsidium in neuer Besetzung
Der Bundesverband der Systemgastronomie blickt trotz der vielen Herausforderungen optimistisch in die Zukunft. Passend zum BdS-Jahresmotto «Wege» sagte Ingo Gugisch: «Ich bin mir sicher, die Systemgastronomie wird Wege finden. Das ist einfach das Naturell unserer wunderbaren Branche.» Wichtig, um die Aufgabe zu meistern, ist allerdings auch ein schlagkräftiges Präsidium, das mit Engagement und Leidenschaft den Weg und die Ziele des Verbands definiert. Bei der Mitgliederversammlung wurden drei Neuzugänge vorgestellt: Stefan Timme und Maike Neuenroth, beide McDonald’s sowie Simone Jacksch von Amrest, mit den Marken Starbucks und KFC.
Ausstellerrekord und gelungene Abendveranstaltung
Der BdS kann sich zudem über neun neue Fördermitglieder freuen, die Ingo Gugisch im Rahmen der MV begrüßte. Im toll gestalteten Ausstellungsbereich präsentierten alle Fördermitglieder im Anschluss an die Mitgliederversammlung ihre Produkte und Dienstleistungen. An über 40 Ständen – so viele wie noch nie – hatte man ausreichend Gelegenheit zum persönlichen Austauschen und Kennenlernen.
Am Abend beim gemeinsamen Dinner in Restaurant des KaDeWe wurden die Gespräche bei fantastischem Essen und Top-Stimmung fortgesetzt. Gastredner der Abendveranstaltung war Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, der in seiner Rede unter anderem auf den «Wert von Arbeit» sowie die anstehenden Tarifverhandlungen einging und den Stellenwert von Tarifautonomie und Sozialpartnerschaft hervorhob.
Der BdS freut sich gemeinsam mit seinen Gästen über die gelungene Veranstaltung, die viel Input und Austausch bot und blickt mir großer Erwartung auf die nächste Mitgliederversammlung 2025.
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