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20170602-BIBB-MUELLER

BIBB: Ausbildung in der Mühlen- und Getreidewirtschaft modernisiert

Bonn. (bibb) Verfahrenstechnologe / Verfahrenstechnologin Mühlen- und Getreidewirtschaft – so lautet die Berufsbezeichnung für eine neugefasste Ausbildungsordnung, mit der die Inhalte des bisherigen Ausbildungsberufs Müller/-in weiterentwickelt und um die Lagerung, besonders von Getreide, ergänzt wurden. Für den Weg der Rohstoffe vom Feld übers Lager bis in die Mühle wird damit eine berufliche Qualifikation angeboten, die so bisher nicht existierte. Gemeinsam mit den Sozialpartnern und Sachverständigen aus der betrieblichen Praxis hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Auftrag der Bundesregierung diese dreijährige duale Ausbildung erarbeitet. Sie bietet unter dem Dach gemeinsamer Inhalte zudem Möglichkeiten der Spezialisierung in den Fachrichtungen Müllerei und Agrarlager. Die modernisierte Ausbildungsordnung tritt zum 01. August 2017 in Kraft.

Zur Ausbildung gehören das Steuern, Messen und Regeln verfahrenstechnologischer Prozesse, das Annehmen und Untersuchen von Rohstoffen, sensorische und labortechnische Untersuchungen, das Reinigen, Behandeln, Lagern und Vorbereiten der Rohstoffe zur Verarbeitung, das Verpacken und Verladen der Erzeugnisse sowie das Bedienen, Warten und Instandhalten von Anlagen, Maschinen und technischen Einrichtungen. Fachrichtungsübergreifend vermittelt die Ausbildung daher Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten entlang der Prozesskette von der Annahme der Rohstoffe bis zu deren Bereitstellung für die weitere Verarbeitung.

In der Fachrichtung Müllerei steht die Steuerung von Produktionsprozessen zur Herstellung von Getreideprodukten, Futtermitteln und Spezialerzeugnissen für die menschliche und tierische Ernährung im Mittelpunkt. Dabei geht es nicht nur um Mehl unterschiedlicher Typen, zum Beispiel aus Weizen, Roggen oder Dinkel, sondern auch um Spezialerzeugnisse wie Öle und Gewürze oder Futtermittel.

In der Fachrichtung Agrarlager geht es um die werterhaltende Lagerung unterschiedlicher Rohstoffe. Neben Getreide sind dies unter anderem Mais, Ölsaaten wie Raps oder auch Hülsenfrüchte wie beispielsweise Linsen. Hier sind die jeweiligen Lagerungseigenschaften zu berücksichtigen, geeignete Lagerarten auszuwählen sowie Trocknungs-, Kühlungs- und Belüftungsprozesse zu steuern. Vermittelt werden auch Kompetenzen zum Schutz der Vorräte sowie zu energiewirtschaftlichen Aspekten. Die Auszubildenden dieser Fachrichtung erlernen zudem die richtige Lagerung und Handhabung von Saatgut sowie Dünge- und Pflanzenschutzmitteln.

Neben der Erweiterung des Berufsbilds wurden auch die Prüfungsstruktur modernisiert und Prüfungsbereiche neu entwickelt. So ersetzt die Gestreckte Abschlussprüfung künftig die bisherige klassische Zwischen- und Abschlussprüfung. Der erste Teil der Gestreckten Abschlussprüfung geht dabei mit 25 Prozent in die Gesamtnote ein und stellt die Rohstoffannahme in den Mittelpunkt. Im zweiten Teil sind die fachrichtungsspezifischen Inhalte Gegenstand der Prüfung.

2016 wurden bundesweit insgesamt 90 Ausbildungsverträge für den bisherigen Beruf Müller/-in neu abgeschlossen, zehn Prozent davon mit Frauen.

Arbeitsmöglichkeiten bieten sich für Fachkräfte der Fachrichtung Müllerei vor allem in Mehl- und Schälmühlen, Futtermittelwerken sowie Öl- und Gewürzmühlen. Wer die Fachrichtung Agrarlager absolviert hat, findet vorrangig in Lagerbetrieben für Getreide, Ölsaaten, Hülsenfrüchte sowie Dünge- und Pflanzenschutzmittel Beschäftigung. Auch Betriebe der Saatgutherstellung kommen hier infrage. Für die berufliche Weiterentwicklung eröffnen sich gute Möglichkeiten: So können sich die Fachkräfte zum/zur Müllermeister/-in, zum/zur staatlich geprüften Techniker/-in der Fachrichtung Mühlenbau, Getreide- und Futtermitteltechnik oder zum/zur Industriemeister/-in der Fachrichtung Lebensmittel weiterqualifizieren.

Weitere Informationen zur neuen Ausbildungsordnung «Verfahrenstechnologe / -technologin Mühlen- und Getreidewirtschaft» gibt es auf der Website des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Der von der Kultusministerkonferenz (KMK) für den schulischen Teil der dualen Ausbildung geltende Rahmenlehrplan wurde parallel ebenfalls neu entwickelt (Foto: BIBB).