Freitag, 8. November 2024
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Brezen-Affäre: führt zu akutem Blechreiz in Bayern

Hamburg. (usp) Hier und da bekommt man auch in Norddeutschland ganz ordentliche Laugengebäcke – ob schwäbisch-dickbauchig mit den Ärmchen von oben angedrückt oder bayerisch-athletisch mit den kräftigen Armen nach unten verschränkt. Der WebBaecker hat das Brezelschlingen und -backen in einer schwäbischen Bäckerei in Berlin gelernt. So reibt er sich in Hamburg verwundert die Augen ob der Nachricht vom Wochenende, nach der jede fünfte bayerische Brezel zu stark mit Aluminium belastet ist.

Um das bis zu Fünfzehnfache sei der zulässige Aluminium-Grenzwert von zehn Milligramm je Kilogramm überschritten worden, stellte die Verbraucherzentrale Bayern fest. Gut 2.000 Proben hätten die Lebensmittelkontrolleure seit 2003 in Bayern gezogen. «Die Beanstandungsquote ist relativ hoch. Sie liegt im Schnitt bei 20,5 Prozent», bestätigt das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Süddeutschen Zeitung. 2007 sei es besonders schlimm gewesen: Damals habe die Beanstandungsquote 29,6 Prozent betragen.

Backpapier kostet nicht die Welt und schont das Backgut. Dreiprozentige Natronlauge greift die Bleche weniger an als vier- bis fünfprozentige Lauge. Noch besser ist ein spezieller Satz Bleche nur für Laugengebäcke, zum Beispiel beschichtete oder Nirosta-Bleche. Es ist schlichtweg nicht wahr (!), wenn wir aus der Region Regensburg lesen, dass Laugenbrezel nirgends besser gelängen, als auf nackten Alublechen. Es zeugt nur von Bequemlichkeit, nicht wenigstens Backpapier unterzulegen. Es zeugt von haarsträubendem kaufmännischem Denken, wenn reihenweise Billigbleche geschrottet werden, statt einmal vernünftige Bleche anzuschaffen. Es zeugt von Resistenz gegenüber dem Dauerthema Lebensmittelsicherheit, dass einem schlicht die Worte fehlen.

Wahr ist allerdings auch, dass das organisierte Bäckerhandwerk in Bayern gemeinsam mit Kontrollbehörden und Forschungsinstituten seit über 20 Jahren Methoden entwickelt, den Übergang von Aluminium auf Laugengebäcke zu reduzieren. Damit habe der Verband in der Vergangenheit wesentlich mehr erreichen können, als man mit höheren Bußgeldern und anderen Strafen hätte erzielen können, heißt es in der Mitteilung «Bayerns Nationalgebäck kann unbedenklich verzehrt werden».

Ist das so, dann hätten immer noch «einige schwarze Schafe» Bayerns Nationalgebäck einen gehörigen Imageschaden beschert. Folge wird ein Sonderprogramm sein, das die bayerische Staatsregierung als Konsequenz jetzt auflegen will – frei nach dem Motto «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser». In der eingangs erwähnten Nachricht lesen Sie auch, weshalb der Höchstwert in Baden- Württemberg eingehalten wird.