Bonn. (bund) Ende Juni hat das Bundeskartellamt die Übernahme der Galileo Lebensmittel GmbH + Co. KG durch die Unternehmensgruppe Dr. August Oetker KG nach umfangreichen Marktermittlungen im Vorprüfverfahren freigegeben. Sowohl Galileo in Trierweiler (Trier-Land) als auch Oetker in Bielefeld hatten Ende März über die beabsichtigte Transaktion informiert.
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts: «Der Markt für Tiefkühlpizza ist stark konzentriert. Dr. Oetker ist mit der gleichnamigen Marke Marktführer und übernimmt mit Galileo einen bedeutenden Hersteller für Handelsmarken. Wir haben unsere Freigabe auf breite Ermittlungen gestützt und den Fall aus allen denkbaren Perspektiven beleuchtet. Im Ergebnis zeigen sich trotz hoher Marktanteile keine durchgreifenden wettbewerblichen Bedenken. Dr. Oetker wird durch die Übernahme von Galileo weder zum Marktbeherrscher noch sind die Zuwächse im Gesamtmarkt sehr bedeutsam. Den Verbraucherinnen und Verbrauchern und dem Handel stehen ausreichend Ausweichoptionen zur Verfügung. Zudem sehen wir bei TK-Pizzen in den letzten Jahren eine spürbare Dynamik. Die Marken der Platzhirsche sind durch neue Konkurrenz unter Druck geraten. Markenpizzen kommen zunehmend in die Discounter und das Aktionsgeschäft wird immer wichtiger.»
Dr. Oetker zählt zu den größten Nahrungsmittelherstellern in Europa. Das Unternehmen ist Marktführer bei Tiefkühl-Pizzen gefolgt von der Nestlé-Wagner Gruppe. Galileo mit Sitz in Trierweiler ist ein bedeutender Hersteller im Segment Tiefkühl-Minipizzen, die fast ausschließlich unter den Handelsmarken der Lebensmitteleinzelhändler (LEH) vertrieben werden. Im Rahmen der Prüfung hat das Bundeskartellamt Hersteller von Tiefkühlpizzaprodukten sowie Unternehmen des LEH umfassend befragt.
Nach den Ermittlungen kommen Dr. Oetker und Galileo auf hohe gemeinsame Marktanteile an der Grenze der Vermutungsschwelle für eine marktbeherrschende Stellung. Allerdings wirken mehrere Faktoren einer Marktbeherrschung durch Dr. Oetker entgegen. Als wichtigster Wettbewerber verfügt die Nestlé-Wagner-Gruppe mit ihren Marken ebenfalls über eine sehr bedeutende Marktposition. Der Marktanteilszuwachs zugunsten Dr. Oetkers infolge der Übernahme von Galileo fällt bezogen auf einen Gesamtmarkt von TK-Pizza-Produkten relativ gering aus. Bezogen auf das Segment TK-Mini-Pizza, das bislang von Nestlé-Wagner als einzigem Markenhersteller dominiert wurde, könnte sich die Fusion eher als günstig für den Wettbewerb erweisen. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass durch die Fusion eine gemeinsame marktbeherrschende Stellung von Dr. Oetker und Nestlé-Wagner bei TK-Pizza-Produkten entsteht oder verstärkt werden könnte. Mit einem Marktanteil von zusammen über 60 Prozent überschreiten die beiden größten Hersteller von Markenprodukten zwar die gesetzlichen Vermutungsschwellen für gemeinsame Marktbeherrschung. Gegen das Vorliegen eines wettbewerbslosen Duopols von Dr. Oetker und Nestlé-Wagner spricht aber die Marktentwicklung der letzten Jahre, die von Wettbewerb geprägt war. Im Jahr 2016 erfolgte der Markteintritt des Herstellers Gustavo Gusto, der seitdem rasch Marktanteile gewinnen konnte und von dem Wettbewerbsdruck auf Dr. Oetker und Nestlé-Wagner ausgeht.
Neben diesen Faktoren ist der Markt für TK-Pizza-Produkte von einem Aktionsgeschäft geprägt, das auch durch den zunehmenden Vertrieb der Markenprodukte im Discount-LEH angetrieben wird. Die Nachfragemacht des LEH hat zudem die Preissetzungsspielräume der beiden führenden Hersteller Dr. Oetker und Nestlé-Wagner begrenzt. Zudem erwarten auch die befragten LEH überwiegend keine schwerwiegenden negativen Auswirkungen auf die Angebotssituation. Weiterhin gibt es einige Hersteller von TK-Pizza-Produkten insbesondere im europäischen Ausland, die dem LEH als Ausweichalternativen zur Verfügung stehen (ArchivFoto: Dr. Oetker Wittenburg).
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