Bremerhaven. (eb) Nach Angaben des Ausländerzentralregisters zählt Deutschland aktuell knapp 1.080.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine (Stand: 2023/07/09). Auf ganz Europa verteilen sich nach UNHCR-Angaben derzeit um die 5.967.000 Flüchtlinge aus der Ukraine (Stand: 2023/07/04). Hinzu kommen gut fünf Millionen Binnenflüchtlinge. In Friedenszeiten zählt die Ukraine etwa 36 Millionen Einwohner.
Die Hilfsbereitschaft angesichts der russischen Invasion ist groß. Selbst in Bremerhaven mit seinen mehr als ausreichenden Kapazitäten gibt es derzeit kaum mehr freien Wohnraum. Andernorts ist der Markt für Mietwohnungen längst zusammengebrochen. Die Menschen sammeln, was sie entbehren können, um den Flüchtlingen einen Neuanfang zu ermöglichen. Bei Wohnungsauflösungen kommen nicht mehr sofort die Profis, sondern geben Wohnungsgesellschaften erst den Neuankömmlingen Tipps, wo sie ihren neuen Hausrat Stück für Stück zusammensuchen können. Die Sprachkurse sind bis zum Anschlag belegt. Die Jüngeren realisieren langsam, dass sie nicht nur auf der Flucht sind, sondern möglicherweise ihre Heimat verloren haben. Bei den Älteren weicht die anfängliche Fassungslosigkeit einer nüchternen Trauerarbeit.
Deutschland findet allmählich in eine neue Rolle für Europa und die Welt und unterstützt jede Sanktion, mit der der Aggressor Russland endlich von wichtigen Handelsströmen abgeschnitten werden kann. Andererseits gibt es immer noch über 300 privatwirtschaftliche Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland, die so tun, als ginge sie der von Russland angezettelte Krieg in der Ukraine nichts an.
Nach aufmerksamer Lektüre des Berichts «The Lucrative Business of Staying – Corporate Foreign Enablers of the Kremlin’s War» von B4UKraine und der Kyiv School of Economics fand die Redaktion von backnetz:eu ziemlich schnell zur Seite leave-russia.org. Die hat es sich zur Aufgabe gemacht, genau darüber Buch zu führen, welche ausländischen Firmen in Russland bleiben. Woher sie kommen, wie viel sie verdienen. Dazu zählen nicht nur die immer gleichen Konzerne, sondern auch ansonsten brave Mittelständler, die zum Beispiel als Lieferanten der backenden Branchen in Russland nach wie vor tätig sind. Das lässt sich anhand der ausgezeichneten Analytik und herausragenden Sucheinstellungen alles haargenau recherchieren.
Also genau so, dass jeder Bäcker, Konditor oder Gastronom seine Lieferanten für deren Verhalten loben kann – oder gegebenenfalls nachhakt, wie ein Russlandgeschäft nach 16 Monaten Invasion immer noch über den unzähligen Flüchtlingen, Kriegsverbrechen und Toten stehen kann (Titelfoto: Romi Lado).
Entscheidungen ausländischer Unternehmen über den Verbleib in Russland – Zum Vergrößern bitte klicken – 2023/07/12 – Grafik: leave-russia.org
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