Berlin. (drv) Die Regenfälle der letzten Woche haben in vielen Teilen Deutschlands für eine weitere Entspannung in der deutschen Getreidewirtschaft gesorgt. «Wir gehen davon aus, dass wir in Deutschland mit einem leicht überdurchschnittlichen Ergebnis in die neue Vermarktungssaison starten werden,» erklärt Guido Seedler, Getreidemarktexperte des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV). In seiner aktuellen Prognose geht der Verband von einer Getreideernte in Höhe von 48,0 Millionen Tonnen aus. Dies entspricht einem Plus im Vergleich zum Vorjahr von knapp 27 Prozent (Allerdings, und in diesem Sinn möchten wir den DRV gerne ergänzen, eignet sich das Ausnahmejahr 2018 kaum für einen Vergleich).
Der Weizen als wichtigste Getreideart wird mit zirka 24,7 Millionen Tonnen gut die Hälfte der Gesamternte stellen. Ob diese Menge auch tatsächlich gedroschen werden kann, wird sich in den kommenden drei Wochen zeigen. Die Bestände befinden sich in der Kornfüllungsphase und sind daher auf ausreichend Wasser angewiesen. «Sollten die sommerlichen Temperaturen anhalten und kein ausreichender Niederschlag fallen, sind besonders im Norden und Nordosten Deutschlands Ertragseinbußen zu befürchten», ergänzt Seedler. Dort sind die Niederschläge der letzten Wochen weiterhin knapp ausgefallen.
Gerste beginnt mit der Abreife, Roggen teilweise gehäckselt
Die Gerstenernte prognostiziert der DRV aktuell auf 12,1 Millionen Tonnen. In einigen Regionen hat die Abreife begonnen, so dass in den Frühdruschgebieten zum Ende des Monats mit dem Erntebeginn zu rechnen ist. Die Roggenernte wird derzeit aufgrund einer deutlich angestiegenen Anbaufläche (plus 22 Prozent) und höherer Durchschnittserträge als im Vorjahr (plus 34 Prozent) auf 3,6 Millionen Tonnen prognostiziert. Die tatsächliche Erntemenge dürfte aber geringer ausfallen, da bereits Flächen zur Gewinnung von Viehfutter oder Gärsubstrat für Biogasanlagen abgeerntet worden sind. «Wir halten einen Flächenverlust von bis zu 70.000 Hektar für möglich. Dann betrüge die Erntemenge nur 3,2 Millionen Tonnen», sagt Seedler.
Schwache Rapsernte erwartet
Weiterhin keine gute Prognose hat der Raiffeisenverband für die Rapsernte und erwartet eine enttäuschende Menge von knapp 3,1 Millionen Tonnen. Das wäre das schlechteste Ergebnis seit 1998. Ob diese Menge tatsächlich gedroschen werden kann, wird, wie beim Getreide, vom weiteren Witterungsverlauf abhängen. Heißes und trockenes Wetter würde die Kornbildung behindern.
Herausforderungen in der Getreidevermarktung
Auch wenn aufgrund der prognostizierten Erntemengen und der Lagerbestände derzeit von einer insgesamt guten bis zufriedenstellenden globalen Marktversorgung auszugehen ist, bestehen besondere Unsicherheiten. Auf der Nachfrageseite ist zum Beispiel offen, wie sich die Schweinepest in China auf den Futtermittelmarkt auswirken wird. Darüber hinaus muss weiterhin mit Störungen des Marktes durch politische Weichenstellungen gerechnet werden. Die handelspolitischen Entscheidungen der USA sind nur ein Beispiel dafür.
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