Bonn. (aid) Emmer zählte in Europa bis zum Mittelalter zu den wichtigsten Brotgetreidearten, bevor er vom Weizen verdrängt wurde. Heute wird Emmer in Deutschland auf weniger als 200 Hektar angebaut, vorwiegend von Biobetrieben. Dabei hat Emmer gerade für den ökologischen Anbau günstige Eigenschaften: Er ist konkurrenzstark gegen Beikräuter, wenig anfällig für Krankheitserreger und resistent gegenüber Ährenfusariosen. Zudem fragen Verbraucher das Urgetreide verstärkt nach. Um bessere Voraussetzungen für den Emmer-Anbau zu schaffen, wurde im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und anderen Formen nachhaltiger Landwirtschaft ein dreijähriges Züchtungsprojekt in Angriff genommen, berichtet der aid Infodienst aus Bonn. Wissenschaftler der Landessaatzuchtanstalt Hohenheim untersuchen dabei gemeinsam mit dem «ttz» respektive der Hochschule Bremerhaven sowie Getreidezüchtern die backtechnologischen Eigenschaften von Mehl aus über 30 Emmer-Sorten und prüfen dessen Vorteile gegenüber Weizen- und Dinkelmehl. Zudem wollen die Forscher einen Mikrobacktest für Emmer entwickeln, um die Mehlqualität schneller einschätzen zu können. Parallel findet ein Feldversuch mit 50 Emmer-Sorten statt. Damit möchten die Wissenschaftler testen, ob und wie sich wichtige agronomische Eigenschaften wie Ertragsstabilität und Resistenzen weitervererben und wie sich Änderungen dieser Merkmale auf die Mehlqualität auswirken. Im Mittelpunkt steht die Suche nach möglichen Resistenzen gegenüber Steinbrand und Genen zur Standfestigkeit – bei Emmer ein Problem. Darüber hinaus soll das Nutzpflanzenspektrum in Deutschland erweitert werden.