Freitag, 8. November 2024
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Erzeugerpreise: Getreide geht bald durch die Decke

Wiesbaden. (destatis / eb) Während die Preise für pflanzliche Erzeugnisse geradezu explodieren, werden tierische Erzeugnisse immer billiger. Unter dem Strich fallen diese Verwerfungen nicht auf, denn in der Summe sind die Preise für landwirtschaftliche Produkte – im März 2021 – nur um 0,2 Prozent höher als im März 2020. Der große Preisrückgang bei tierischen Erzeugnissen wird durch die Steigerungen bei pflanzlichen Erzeugnissen nahezu ausgeglichen, berichtet das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden. Gegenüber dem Vormonat Februar 2021 stiegen die Preise insgesamt um 4,6 Prozent.

Explodierende Getreidepreise sind Vorboten einer anderen Zeit

Die Preise für pflanzliche Erzeugnisse erhöhten sich im März 2021 gegenüber März 2020 um 13,9 Prozent. Der Anstieg ist vor allem auf die um 25,2 Prozent höheren Preise bei Getreide zurückzuführen. Im Februar 2021 lag die Veränderung dort bereits bei plus 20,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Ein Auslöser für den Anstieg könnte die hohe Nachfrage durch Exportländer sein, mutmaßt Destatis.

Was die Statistik nicht unterscheidet, sind die verschiedenen Qualitäten. Ob Getreide aus dem konvenionellen Anbau stammt oder als Biogetreide den steigenden Biobedarf decken soll. Im Biosektor ist schon seit Monaten abzusehen, dass Biobäckereien auf einen Engpass zusteuern, sofern sie nicht durch Kontrakte vorgesorgt haben. Die Nachfrage nach Biolebensmitteln ist 2020 deutlich gestiegen und wird 2021 kaum nachlassen. Dem gegenüber steht eine Erzeugung von Biorohstoffen hierzulande, die aktuell den Bedarf nicht decken kann – aus welchen Gründen auch immer. Hinzu kommt ein Getreidehandel, der die Preise logischerweise eher nach oben schieben will als nach unten drückt. Um in den kommenden Jahren mehr Berechenbarkeit in diesen zunehmend volatilen Markt zu bringen, sind besonders in regionalen Kreisläufen Erzeuger (Bauern) wie Verarbeiter (Bäcker) gefragt, die Dynamik durch Kooperativen oder eine gezielte Lagerhaltung zu steuern. Das ist leichter gesagt als getan. Andererseits: Mit dem zunehmenden Klimawandel wird das Thema Rohstoffbeschaffung immer mehr Raum einnehmen. Verarbeitende Betriebe sind schon heute gefordert, sich mit den Strategien für morgen zu befassen.

Speisekartoffeln und tierische Erzeugnisse im Sinkflug

Bei den Erzeugnissen des Gemüse- und Gartenbaus betrug die Preissteigerung im März 2021 gegenüber März des Vorjahres 17,3 Prozent. Ausschlaggebend waren unter anderem die gestiegenen Preise für Pflanzen und Blumen (plus 22,2 Prozent). Diese Entwicklung ist auf ein knappes Angebot und eine durch Covid-19 bedingte hohe Nachfrage zurückzuführen. Beim Gemüse (plus 13,9 Prozent) stiegen besonders die Preise für Spargel (plus 30,9 Prozent), dessen Saison in einzelnen Regionen begonnen hat. Beim Salat führte das witterungsbedingt verknappte Angebot ebenfalls zu steigenden Preisen (plus 30,9 Prozent).

Handelsgewächse, wie Raps und Zuckerrüben verteuerten sich um 31,4 Prozent. Dies ist auf die um 40,9 Prozent höheren Preise beim Raps zurückzuführen. Einen ähnlich starken Anstieg hatte es zuletzt vor zehn Jahren gegeben. Hauptgrund dürften die leergeräumten Lager bei Bauern, Händlern und Ölmühlen sein.

Beim Obst kam es erneut zu starken Steigerungen: Die Preise lagen im März 2021 um 28,9 Prozent höher als vor einem Jahr. Im Februar 2021 waren es plus 30,8 Prozent gegenüber dem Februar 2020.

Für Speisekartoffeln hingegen sinken die Preise schon seit September 2019. Im März 2021 waren sie um 53,4 Prozent und im Februar 2021 um 51,7 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat. Hierfür dürfte vor allem die fehlende Nachfrage aus der Gastronomie und aus Großküchen verantwortlich sein. Daneben spielt auch das große Angebot aufgrund der höheren Erntemenge gegenüber dem Vorjahr eine Rolle.

Überangebot an Schlachtschweinen drückt die Preise

Die Preise für tierische Erzeugnisse gingen im März 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 7,7 Prozent zurück. Damit setzt sich der Trend der letzten Monate zwar fort, jedoch nicht mehr so stark wie zuletzt (minus 12,4 Prozent im Februar 2021). Zurückzuführen ist dieser Trend vor allem auf die rückläufigen Preise für Schlachtschweine. Im März 2021 lagen deren Preise noch um 24,9 Prozent unter dem Stand des Vorjahrs (Februar 2021 gegenüber Februar 2020: minus 36,0 Prozent).

Hier fehlen hauptsächlich Absatzmöglichkeiten infolge von abgesagten Großereignissen wie Konzerten, Messen und Volksfesten sowie an die Gastronomie. Zudem stockt aufgrund der Afrikanischen Schweinepest weiterhin der deutsche Export in Staaten außerhalb der Europäischen Union (Drittstaaten). Gedämpft werde der Rückgang dadurch, dass die Schlachtkapazitäten inzwischen mehr genutzt werden und, wie im Frühjahr üblich, die Grillsaison anläuft, mutmaßt das Statistische Bundesamt.

Bei den Preisen für Schafe und Ziegen wurden – wie in den letzten Monaten – steigende Preise beobachtet (März 2021 versus März 2020: plus 18,6 Prozent, Februar 2021 zu Februar 2020: plus 26,7 Prozent). Die Preissteigerung ist auf ein weiterhin knappes Angebot und eine rege Nachfrage zurückzuführen.