Freitag, 29. März 2024
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Export: Markterschließung fordert Zeit und Kosten

Berlin. (bve / pwc) Das Exportklima der Ernährungsindustrie ist im Dezember 2016 im Vergleich zur Sommerbefragung gestiegen. Der Saldo aus Geschäftslage und -erwartungen nahm mit 41 Punkten um fünf Punkte zu. Dabei wird die aktuelle Geschäftslage noch besser eingeschätzt als die Geschäftserwartungen. Im Vorjahresvergleich zeigt die Stimmungslage insgesamt Kontinuität und ist mit einem Minus von einem Punkt nur leicht gedämpft. Die Ergebnisse des Exportklimas für die Teilbranchen schwanken deutlich. Besser als im Vorjahr sind vor allem die Exporteure von Fleisch, Fleischwaren und Bier eingestellt.

Die wichtigsten Exportmärkte sind laut Einschätzung der Unternehmen derzeit Frankreich, Österreich, die Niederlande, Italien, die Schweiz, die USA und China. Der Anteil der Unternehmen, der auch in Länder außerhalb der EU exportiert, ist im Vorjahresvergleich um 7,9 Prozent auf 82 Prozent gestiegen. Dabei organisieren die Exporteure den Vertrieb im Ausland in allen Märkten zunehmend und vorrangig in Eigenregie; Importeure und Zwischenhändler werden am zweithäufigsten für den Vertrieb eingebunden. Ein deutliches Absatzwachstum wird für die nächsten sechs Monate nicht erwartet. Die steigenden Absatzerwartungen nahmen vor allem für Japan, China, Polen, Italien, Frankreich und Spanien zu. Wohl bedingt durch die politischen Entwicklungen nahmen besonders die steigenden Absatzerwartungen für die USA, Großbritannien und Russland spürbar ab aber auch für Australien, Österreich und die Schweiz zeigten sich die Erwartungen nach dem Hoch der Vormonate gedämpfter.

Markterschließung fordert Zeit und immer mehr Kosten

Jeden dritten Euro verdienen deutsche Lebensmittelhersteller heute im Ausland, der Export ist eine wichtige Ertragsstütze und Wachstumsmotor für die Unternehmen. Das Exportgeschäft wird jedoch immer zeit- und kostenintensiver. Die Markterschließung innerhalb der EU gelingt 74 Prozent der befragten Exporteure innerhalb eines Jahres. Außerhalb des Binnenmarktes muss mehr Zeit investiert werden. Nur 58 Prozent der befragten Unternehmen erschließen Drittlandsmärkte innerhalb von einem Jahr, 24 Prozent benötigen bis zu zwei Jahre, sieben Prozent sogar mehr als zwei Jahre. Dabei stellten 39 Prozent der Unternehmen fest, dass der Zeitaufwand für die Markterschließung im letzten Jahr gestiegen ist, 31 Prozent teilen diese Einschätzung auch für das kommende Jahr. 45 Prozent der Unternehmen geben an, dass besonders die Kosten der Markterschließung im letzten Jahr gestiegen sind, immerhin noch 40 Prozent erwarten auch 2017 einen Kostenanstieg.

Krisen und Bürokratie blockieren den Lebensmittelexport

Mehrere Märkte für den Export zu erschließen, ist für die Lebensmittelhersteller eine wichtige Wachstumsstrategie, insbesondere um Risiken durch Marktvolatilitäten zu minimieren. Außerhalb des EU-Binnenmarktes nehmen die Handelshemmnisse jedoch immer mehr zu. Exakt die Hälfte der befragten Unternehmen gab an, dass sie im vergangenen Jahr in bestimmte Märkte nicht exportieren konnten. Am stärksten betroffen waren die Exporteure von Süßwaren, Molkereiprodukten sowie von Fleisch. Zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten nannten als Hauptgrund für den blockierten Marktzugang politische oder wirtschaftliche Krisen, 51 Prozent gaben bürokratische Hürden an, die nicht erfüllt werden konnten. Doch auch 31 Prozent der befragten Unternehmen konnten in bestimmte Märkte aufgrund knapper Ressourcen aus reinem Zeitmangel nicht exportieren.

«Die deutsche Ernährungsindustrie ist deutlich exportorientiert, dabei ist die Branche zu 95 Prozent durch kleine und mittelständische Unternehmen geprägt. Knappe Ressourcen, viel Bürokratie und volatile Märkte stellen insbesondere für diese Unternehmen eine große Herausforderung bei der Markterschließung dar. Verlässliche stabile handelspolitische Rahmenbedingungen, ein Abbau von Handelshemmnissen und Bürokratie aber auch eine branchengerechte Exportförderung können den Zeit- und Kostenaufwand beim Export erheblich senken. Die enge Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft muss daher weiter gefördert und ausgebaut werden», sagt Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), zu den aktuellen Ergebnissen des Exportbarometers.

Gerd Bovensiepen, Leiter des PwC Geschäftsbereichs Handel und Konsumgüter in Deutschland und EMEA, erklärt: «Die Erschließung neuer Märkte außerhalb der EU ist aufwändig. Dafür braucht es nicht nur Mut und Know-how, sondern auch finanzielle, personelle und zeitliche Ressourcen. Doch der Schritt lohnt sich für die deutschen Lebensmittelhersteller. Sie können sich dadurch nicht nur breiter aufstellen und die Risiken minimieren, die erhöhte Marktvolatilitäten mit sich bringen. Der Export in verschiedene Märkte ist auch ein wichtiger Wachstumsmotor. Das Label «Made in Germany» gilt als Qualitätsmerkmal, deutsche Lebensmittel sind weltweit gefragt».

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Zur Umfrage

Das Exportbarometer der deutschen Ernährungsindustrie erstellt die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC im Auftrag der BVE, mittlerweile bereits zum vierzehnten Mal. Die Ergebnisse stehen hier im Detail zum Download zur Verfügung. Das Exportbarometer der Ernährungsindustrie wird gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags (Grafik: BVE und PwC / Foto: pixabay.com).

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