Freitag, 29. März 2024
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Frankfurt: Ordnungsamt schließt Bäckerei

Frankfurt. (gov) Wiederholt festgestellte, gravierende Hygienemängel sind der Grund, warum Mitarbeiter der Veterinärabteilung des Ordnungsamts sowie des Regierungspräsidiums Darmstadt am frühen Montag dieser Woche eine Frankfurter Bäckerei schlossen. Weder am Produktionsort noch in den 15 über das Stadtgebiet verteilten Filialen dürfen derzeit weiter Backwaren hergestellt und verkauft werden. Dem kompletten Betrieb wurde bis zur Behebung der eklatanten Hygienemängel das Produzieren und Verkaufen jeglicher Backprodukte untersagt.

Bei dieser Kontrolle spielten verunreinigte, verschlissene und defekte Arbeitsmaterialien, Kühlschränke, Wände und Böden nur eine untergeordnete Rolle. Wesentlich schlimmer waren der festgestellte Schädlings- und Schimmelbefall. Während der Kontrolle stießen die Bediensteten mehrfach auf lebende oder bereits tote Schädlinge sowie Verunreinigungen durch Ratten- und Mäuseexkremente. Schlimmer noch: Die Kontrolleure fanden in den Produktionshallen Ratten, die an Menschen gewöhnt zu sein scheinen. Allein die Tatsache, dass die gesichteten Tiere beim Erblicken der Kontrolleure jegliche Scheu vermissen ließen, lässt den Schluss zu, dass diese Zustände zum Arbeitsalltag in diesem Betrieb gehören.

Neben Schädlingen konnte auch ein starker Schimmelbefall festgestellt werden. Hiervon befallene Transportbänder verursachten unter anderem Schimmelanhaftungen an Backrohlingen, was die Anordnung sofortiger Entsorgungsmaßnahmen aller Backprodukte zur Folge hatte.

Der Betrieb wurde bereits in der Vergangenheit kontrolliert und wegen Hygieneverstößen mit Bußgeldern bis in den vierstelligen Eurobereich belegt. Doch alle diese Maßnahmen, die auch schon früher zu befristeten Betriebsschließungen geführt hatten, konnten die Geschäftsleitung offensichtlich nicht zum Umdenken in Sachen Hygiene bewegen, wie die Kontrolle an diesem Montag zeigte.

Ordnungsdezernent Markus Frank sieht den Erfolg dieser Maßnahme: «Hier haben wir es mit einem besonders schwarzen Schaf der Lebensmittelbranche in Frankfurt zu tun. Die vorgefundenen Zustände sind absolut inakzeptabel und bestätigen unser Kontrollkonzept. Im Sinne des Verbraucherschutzes blieb uns in diesem Fall nur die sofortige Schließung aller Filialen und der Produktion sowie die Anordnung der Vernichtung aller bisher hergestellten Backwaren».

Nachtrag: Die Spatzen pfeifen es ohnehin schon von den Dächern, also können wir Ross und Reiter ruhig nennen: Bei dem «besonders schwarzen Schaf» handelt es sich um die Bäckerei Mayer GmbH, Geschäftsführer Oliver Mayer. Zu den Höhen und Tiefen seiner Unternehmerkarriere gehört unter anderem eine Insolvenz (AZ 810.IN.613/12.M im August 2012), aber auch die Gründung von La Maison du Pain in 2007, mit der er heute allerdings nichts mehr zu tun hat.


Nachtrag: La Maison Du Pain betont Distanz zu Bäckerei Mayer

Frankfurt. (lmdp) La Maison du Pain distanziert sich von Missständen, die in der Bäckerei Mayer aufgedeckt wurden. Bereits direkt nach der Übernahme Ende 2013 stellte der neue Eigentümer der Backhaus- und Brasseriefilialen sein Brot- und Brötchensortiment um. Seit Anfang des Jahres setzt La Maison Du Pain Backwaren nach original französischen Rezepturen ein. Diese werden nach einem neuen Frischekonzept hergestellt. Zur Erklärung: La Maison du Pain wurde 2007 gegründet. An der Gründung maßgeblich beteiligt war Oliver Mayer, Geschäftsführer der Bäckerei Mayer / Olcama GmbH in Frankfurt. Diese Fußnote der Branchengeschichte ist nachzulesen im Bericht «Ordnungsamt schließt Bäckerei» im WebBaecker respektive backnetz:eu von letzter Woche. Bernd Steiner, Geschäftsführer von La Maison Du Pain, distanziert sich von den Missständen, die in der Bäckerei Mayer aufgedeckt wurden: «Das La Maison du Pain hat unmittelbar nach der Übernahme Ende 2013 / Anfang 2014 sämtliche Geschäftsbeziehungen zur damaligen Eigentümerin und Betreiberin Bäckerei Mayer eingestellt». Seit Dezember 2013 gehört La Maison Du Pain dem schweizerisch-deutschen Doppelbürger Steiner. Er hat sich zum Ziel gesetzt, in den bestehenden Läden im Frankfurter Nordend, im Westend und in Sachsenhausen, im Main-Taunus-Zentrum und Wiesbaden das französische Lebensgefühl neu zu erwecken und das Speisen- und Backwarensortiment mit frischen Ideen und neuen Produkten zu erweitern. In 2014 eröffnete La Maison Du Pain eine weitere Filiale auf dem Domplatz in Mainz. Insgesamt betreibt die Kette sechs Filialen.

backnetz:eu