Freitag, 29. März 2024
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Fruchtsaftmarkt: Der Preisschock kommt wohl noch

Bonn. (vdf) Zwei Jahre Pandemie haben den deutschen Fruchtsaftmarkt verändert. Neben Absatzrückgängen in Gastronomie und Außer-Haus-Verpflegung, die sich besonders bei den Klassikern zeigen, kann der Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) allerdings auch auf positive Entwicklungen verweisen. So griffen die Verbraucher in Zeiten des Lockdowns verstärkt zu Fruchtsaft-Spezialitäten. Besonders gefragt waren dabei im letzten Jahr Produkte, die einen gesundheitlichen Mehrwert bieten und das Immunsystem stärken.

Unter dem Strich lag der Pro-Kopf-Konsum 2021 nach ersten Schätzungen des Verbands bei 28,5 Litern. Ein Rückgang um 1,5 Liter, der durch die erwartete Erholung des Gastronomie- und des Außer-Haus-Markts wieder ausgeglichen werden kann. Ob es dazu kommt, hängt wesentlich von der Entwicklung der Preise entlang der gesamten Wertschöpfungskette ab, von denen derzeit kaum eine Branche verschont bleibt. VdF-Präsident Klaus-Jürgen Philipp: «Was uns derzeit stark beunruhigt, sind zusätzlich zu den Energiekosten die steigenden Fracht- und Rohwarenpreise. Zudem nehmen die Engpässe bei Verpackungen aufgrund der gestörten Lieferketten zu.»

Die angespannte Situation bei Rohware und Frachten biete aktuell wenig Planungssicherheit für das 2022, heißt es aus Bonn. So sind die Preise für Containerfrachten aus Asien, wichtigster Lieferant für Mango, Maracuja und Ananas, um 800 Prozent gestiegen, Container aus Südamerika um 400 Prozent. Auch die Rohware selbst wurde aufgrund schwacher Ernten und steigender Energiekosten bei der Verarbeitung erheblich teurer. Sorgen bereiten der Branche derzeit auch Lieferengpässe bei Verpackungen, die teilweise gar nicht mehr verfügbar sind.

Die zum Teil exponentiellen Preissteigerungen entlang der Wertschöpfungskette müssen von der Fruchtsaftbranche getragen werden, können aber nicht immer im erforderlichen Maße an den Lebensmittelhandel weitergeben werden. Für VdF-Präsident Philipp sind in dieser herausfordernden Marktsituation alle Akteure gleichermaßen gefordert: «Gegenseitiges Verständnis und Akzeptanz für den stark gestiegenen Aufwand auf Seiten unserer Mitgliedsunternehmen ist ein entscheidender Faktor für die nachhaltige Sicherung des außerordentlich vielfältigen deutschen Fruchtsaftmarkts mit hunderten Unternehmen, von der regional agierenden Kelterei bis zum international aufgestellten Markenartikler.»

Fruchtsafthersteller punkten mit Innovationen und Vielfalt

Wie vielfältig der deutsche Fruchtsaftmarkt ist, zeigte sich 2021 verstärkt im Angebot hochwertiger Fruchtsaft-Spezialitäten, zu denen die Verbraucher häufig griffen. Neue Innovationen von «Shots» bis hin zu Mischungen mit Zusatznutzen verhalfen dem Segment zu einer Steigerung des Marktanteils von 33,7 Prozent im Jahr 2020 auf 35,9 Prozent 2021. Auch Smoothies entwickeln sich innerhalb ihres Marktanteils mit einem Plus von 16,2 Prozent stark. Bio-Säfte runden die breite Angebotspalette ab. Hier konnte besonders Orangesaft in der Menge um 6,2 Prozent auf 24,3 Prozent zulegen.

Vielfalt drückt sich auch im Angebot von Streuobst-Säften aus der Region aus. Seit Jahrzehnten sind diese Säfte ein fester Bestandteil im Produktsortiment zahlreicher Keltereien in Deutschland. Für sie ist der Bezug von Streuobst aus der Region die wichtigste Quelle für ihre Rohware. Knapp 356 Millionen Liter wurden 2021 von den Fruchtsaftherstellern eingekeltert. Damit lag die Menge im langjährigen Durchschnitt. 320 Millionen Liter davon sind konventionelle Ware und 35 Millionen Liter Bioware. Abgefüllt werden Streuobstwiesen-Säfte unter anderem in das verbandseigene VdF Glas-Mehrweg-System, das seit 50 Jahren existiert und sich derzeit wieder zunehmender Beliebtheit erfreut (Foto: pixabay.com).

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