Bonn. (aid) Knapp 10.000 gemeldete Fälle von akuter Gastroenteritis bis zum 02. Oktober geben genügend Anlass, von einer Epidemie zu sprechen. Betroffen sind – oder waren – überwiegend Kinder und Jugendliche, sowie Betreuungspersonal von Schulen und Kindergärten respektive Tageseinrichtungen. Die Fälle verteilen sich auf rund 370 Einrichtungen. Eine einberufene Task Force unter Federführung des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sieht in der Epidemie den bisher mit Abstand größten bekannten lebensmittelbedingten Ausbruch in Deutschland. Denn nach Angaben der Bundesländer wurden nahezu alle betroffenen Einrichtungen in Brandenburg, Berlin und Thüringen von einem gemeinsamen Lieferanten über regionale Küchen mit Essen versorgt.
Allerdings hat man offenbar aus der EHEC-Krise gelernt und ist mit einer voreiligen Warnung und Schuldzuweisung sehr vorsichtig. «Die Ursache der Erkrankungen ist weiterhin noch ungeklärt», heißt es in einer Stellungnahme des RKI. Als mögliche Auslöser sind im Verdacht: Norovirus oder Toxine von toxinbildenden Bakterien (zum Beispiel Staphylococcus aureus, Bacillus cereus, Clostridium perfringens). Es wird in jedem Falle weiter untersucht und eine Überlagerung von zwei Auslösern (Mensch und Lebensmittel) ist nicht auszuschließen.
Derweil werden die Rufe nach schneller Aufklärung und Forderungen an Bund und Länder laut. In den Medien und ergänzt durch Eltern, Internetblogger und Kolumnisten wird diskutiert, dass das Schulessen ja viel zu billig sei und man für zwei Euro nicht erwarten könne, qualitativ gutes Essen zu bekommen. Das ist aber so nicht haltbar, erklärt Dr. Margareta Büning-Fesel vom aid infodienst: «Generell muss das angebotene Essen bedarfsgerecht und ausgewogen sein. Und natürlich auch hygienisch einwandfrei. Das gilt für jedes Essensangebot, egal wie preiswert». Allerdings hätte man mit mehr Geld für ein Mittagessen auch ein vielfältigeres Angebot mit größerer Lebensmittelauswahl und hochwertigeren Zutaten zur Verfügung.
Handlungsbedarf besteht dennoch und beim akuten Anlass keimt die Diskussion nach mehr Qualität für die Verpflegung unserer Kinder wieder auf: «Schon vor fünf Jahren wurden die ersten bundesweiten Qualitätsstandards für die Schulverpflegung veröffentlicht. Sie haben allerdings nur einen Empfehlungscharakter und sind nicht verbindlich», sagt Büning-Fesel. Es bleibt also abzuwarten, ob sich das Mittagessen für täglich zwei Millionen Schüler/innen mittelfristig und flächendeckend verbessert oder ob nach wie vor eher die Devise gilt «Hauptsache satt» (Quelle: aid).
Nachtrag: Die zuständigen Gesundheits- und Lebensmittelüberwachungsbehörden auf Bundes-, Länder- und lokaler Ebene arbeiten nach wie vor daran, den aktuellen Ausbruch von akuter Gastroenteritis in Deutschland zu stoppen und die Ursache zu identifizieren. Auf Bundesebene sind dies das Robert Koch Institut (RKI), das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Auf allen drei Servern gibt es weiterführende Informationen zur Epidemie (Handlungsempfehlungen etc.).
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