Freitag, 11. Oktober 2024
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Hans Traxler: «Die Wahrheit über Hänsel und Gretel»

Stuttgart. (dr) Als «Die Wahrheit über Hänsel und Gretel» 1963 im Reclam Verlag erschien, war das Echo ungeheuer. Warum? Hans Traxler berichtete über die Forschungen vom Frankfurter Studienrat Georg Ossegg. Der war bei seiner Beschäftigung mit Grimms Märchen auf Unstimmigkeiten gestoßen. Es schien ihm, als stecke mehr hinter dem Text von «Hänsel und Gretel». Osseggs Theorie: Die angebliche Hexe war eine Bäckerin des 17. Jahrhunderts aus dem Thüringischen, die über eine besondere Rezeptur für Lebkuchen verfügte. Hänsel und Gretel aber waren keine Kinder, sondern ein konkurrierender Bäcker und dessen Schwester, die gemeinsam Katharina Schrader – so war der in einem Hexenprozess dokumentierte Name der Einsiedlerin – umgebracht hatten. Mit zahllosen Dokumenten und Funden untermauerte Ossegg seine These. Die Gebrüder Grimm standen fortan als willige Helfer einer großen Geschichtsfälschung da, an der sie sich beteiligt hatten, um das Märchen poetischer und kindgerechter zu gestalten. Traxlers Werk bricht mit dem Bierernst, der bis dato Literatur- und Volkskunde bestimmte. Der Reclam Verlag hat das lange nahezu verschollene Werk dem Vergessen entrissen und legt es jetzt in einer broschierten Ausgabe wieder vor.
Info: «Die Wahrheit über Hänsel und Gretel»; 149 Seiten, 41 Abbildungen; Hans Traxler (Autor); Reclam Verlag Stuttgart; ISBN: 978-3-15-018495-0.