Berlin. (bve) Die Unternehmensberatung PwC und die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) haben die aktuelle Debatte um die wirtschaftlichen Verbindungen mit China zum Anlass genommen, um die Abhängigkeit der deutschen Lebensmittelproduktion von China und die Empfindlichkeit der Lieferbeziehungen exemplarisch zu betrachten.
China ist ein wichtiger Handelspartner für die deutsche Ernährungsindustrie: Im Jahr 2022 wurden Nahrungsmittel, Futtermittel und Getränke im Wert von 1,86 Milliarden Euro aus China importiert und Waren im Wert von 1,1 Milliarden Euro exportiert. Während der Export aus Deutschland nach China um knapp 53 Prozent einbrach, steigerte sich der Import um knapp 28 Prozent.
Die größten Abhängigkeiten der deutschen Ernährungsindustrie von China konnten bei stark verarbeiteten Lebensmittelkategorien wie Tiefkühlkost und Konserven festgestellt werden. In diesen beiden Kategorien wären mehr als 50 Prozent der Umsätze durch Handelseinschränkungen gefährdet. Bei Konserven nimmt China als der größte Produzent von Aluminium, Zinn, Stahl und Magnesium eine wichtige Zulieferrolle für die Herstellung von Dosen ein. Käme es zu Handelseinschränkungen, zum Beispiel aufgrund von Sanktionen oder Barrieren, hätte dies Auswirkungen auf die Preise, Verfügbarkeit oder Qualität der Produkte.
«Zurzeit sendet die deutsche Politik widersprüchliche Signale an die Einbindung der deutschen Wirtschaft in globale Lieferketten», sagt BVE-Geschäftsführerin Stefanie Sabet, «Einerseits wird die Diversifizierung von Lieferketten gefordert, um die Krisenresilienz zu erhöhen und die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten und Ländern zu reduzieren. Andererseits führt der verschärfte Umgang mit Risiken, wie im Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, zur Aufgabe von Lieferketten. Unsere Analyse zeigt zudem, auf wie vielen Ebenen Störungen im Handel mit China die Lieferketten von Lebensmitteln beeinflussen könnten, daher appellieren wir auch an eine klare China-Strategie der Bundesregierung, denn China ist ein wichtiger, aber kein einfacher Handelspartner.»
Nachtrag: Auch wenn der Selbstversorgungsgrad mit Weizen in Deutschland bei 101 Prozent liegt, besteht auf der einen und der anderen Wertschöpfungsstufe doch eine gewisse Abhängigkeit – so dass die Studie für die Kategorien Frühstück und Backwaren unter dem Strich eine Abhängigkeit von fünf bis 25 Prozent ausmacht. Die exemplarische Betrachtung ist ein grober Überblick mit dem Ziel, gegenwärtige Lieferketten individuell zu hinterfragen und zu optimieren.
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