Shanghai / CN. (bfai) Drei Höhepunkte verzeichnet das chinesische Konsumjahr: das Frühlingsfest (meist im Februar) sowie die «Goldenen Wochen» zum 01. Mai und zum 01. Oktober, dem chinesischen Nationalfeiertag. Hinzu kommen private Festivitäten wie Hochzeiten und neuerdings auch westliche Feiertage wie der Valentinstag oder Weihnachten. Marketingstrategen nutzen die Aufgeschlossenheit gegenüber «exotischen» Festen als zusätzliche Chancen, ihre Produkte zu platzieren. Das Konsumklima ermöglicht jetzt das Setzen von zukunftsweisenden Trends, berichtet die Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) aus Bonn.
Einen Umsatzzuwachs von etwa 16 Prozent verzeichnete der chinesische Einzelhandel in der «Goldenen Woche» zum Nationalfeiertag vom 01. bis 07. Oktober. Das entsprach mit rund 350 Milliarden Renminbi Yuan (CNY) schätzungsweise fünf Prozent des erwarteten Gesamtjahresumsatzes. Besonders in Shanghai hatte der Einzelhandel allen Grund, zufrieden zu sein: Wie die «Shanghai Daily» berichtete, stieg das Verkaufsergebnis im Vergleich zum Vorjahr um 20,5 Prozent auf 5,1 Milliarden CNY.
100 Euro = 1.075,72 Chinesische Renminbi Yuan (CNY)
100 Chinesische Renminbi Yuan (CNY) = 9,29611 Euro (EUR)
Angetrieben auch von den sportlichen Großereignissen wie den Special Olympics legte der Konsum deutlich stärker zu als während der «Goldenen Woche» zum Tag der Arbeit und zum Frühlingsfest (Chinesisches Neujahrsfest, Chun Jie) im Februar 2007. Bereits zu diesen Anlässen hatten sich die Verbraucher sehr konsumfreudig gezeigt (Zuwächse von 16,8 beziehungsweise 14,4 Prozent).
Publikumsrenner waren erneut Themenveranstaltungen wie das Shanghai Shopping Festival, bei dem etwa eine Weingala lockte. Für die Vermarkter von Konsumgütern boten sich zahlreiche Möglichkeiten, Neukunden zu gewinnen, zumal die Einkaufs-Events gerne von chinesischen Touristen besucht werden. In Shanghai zählten die Behörden rund 600.000 in- und ausländische Reisende allein während des Nationalfeiertags. Noch größer war der Besucherstrom in der Hauptstadt. Etwa 1,7 Millionen Menschen sollen zusätzlich nach Beijing gekommen sein.
Ein weiterer Konsumhöhepunkt ist das in seiner Bedeutung mit dem Weihnachtsfest vergleichbare Frühlingsfest. Landesweit stiegen die Einzelhandelsumsätze 2007 um 15 Prozent auf umgerechnet rund 28,2 Milliarden USD, so das Ministry of Commerce. Nach einer Umfrage der «China Daily» gaben die Leser zum Frühlingsfest 2007 pro Person rund 3.000 CNY für Essen, Kleidung, Feuerwerk, Geschenke und Reisekosten aus. Als Geschenke an Familienmitglieder und Freunde besonders beliebt sind eigens zum Fest angebotene, aufwendig verpackte Präsentboxen, gefüllt mit Gesundheitsprodukten, Alkoholika oder Backwaren.
Abgesehen von der traditionellen Fahrt in die Heimat nutzen immer mehr Chinesen die freie Woche zum Reisen – in diesem Jahr etwa 20 Prozent. Die beliebtesten Ziele waren Hongkong (SVR), Macao, Singapur, Südkorea, Taiwan, Japan, Thailand und Malaysia. Tatsächlich erreichten die Tourismus-Ausgaben in der Frühlingsfestwoche 2007 den Rekordwert von 5,6 Milliarden USD, 19 Prozent mehr als 2006. Nach Angaben der National Tourism Administration waren 92,2 Millionen einheimischer Touristen unterwegs. Ähnlich verhielten sich die Verbraucher in der Woche um den 01. Mai.
Die Regierung hatte die «Goldenen Wochen» schrittweise seit 1999 eingeführt, in erster Linie zur Ankurbelung der Binnennachfrage und um das chinesische Wirtschaftswachstum unabhängiger von der Exportwirtschaft zu machen. Allerdings wird während dieser Tage die Transportinfrastruktur auf eine harte Probe gestellt. Landesweit sollen zum Nationalfeiertag 2007 etwa zwölf Prozent der Bevölkerung, also 150 Millionen Personen auf Reisen gewesen sein. Es wird daher diskutiert, die «Goldenen Wochen» durch frei wählbare zusätzliche Urlaubstage zu ersetzen. Solange dies jedoch nicht der Fall ist, nutzen Konsumgüterhersteller, Einzelhandel und Tourismusindustrie die «heißen Tage» zur gezielten Steigerung ihrer Absatzzahlen.
Ebenfalls spürbar im Konsum-Budget ist der bei den Angestellten in den Großstädten immer populärer werdende Valentinstag. Nach einer in der «Shanghai Daily» veröffentlichten Befragung hatten 43 Prozent der Befragten in diesem Jahr vor, zwischen 300 und 500 CNY auszugeben, 18 Prozent sogar 500 bis 800 CNY und 17 Prozent über 800 CNY. Der Trend der letzten Jahre zeigt die wachsende Lust an hochpreisigen Geschenken oder luxuriösen Abendessen; 90 Prozent der befragten Damen erwarteten Blumen zum Valentinstag. Hoch im Kurs standen überdies Kosmetika, Schokolade und Kleidung.
Weiteren Aufschwung versprechen sich die Händler vom «X-Mas», dem in Großstädten kommerziell umgesetzten Weihnachtsfest, das mit rot-goldener Dekoration und aufwendiger Beleuchtung jedes Jahr mehr kauffreudige Kunden anlockt.
Mindestens ein Jahresgehalt kosten chinesische Hochzeiten. Durchschnittlich 125.000 CNY veranschlagen die Paare laut «Beijing Morning Post». Befragt wurden 60.000 Paare. Etwa 70 Prozent der Ausgaben entfallen dabei auf Möbel oder andere dauerhafte Konsumgüter, auf notwendige «Accessoires» (einschließlich Fotos, Kleidung, Schmuck und Hochzeitsreise) etwa 16 Prozent, die verbleibenden 14 Prozent auf die eigentliche Feier. Sehr häufig geht die Heirat mit dem Kauf einer eigenen Wohnung einher, neuerdings außerdem mit dem Erwerb eines Autos. Dabei wird der Großteil der Kosten von den Eltern übernommen.
Weitere «Konsumzyklen» verursacht der Mondkalender. Aufgrund einer besonders Glück verheißenden Konstellation sind zum Beispiel 2006 die Verkäufe von Eheringen drastisch gestiegen. 2007, im aktuellen Jahr des Schweins, welches wiederum für Geburten als Glück bringend gilt, können sich die Hersteller von Babyprodukten über erhebliche Absatzsteigerungen freuen. Allein in Shanghai dürften statt 120.000 über 130.000 Kinder zur Welt kommen. Grundsätzlich empfehlen Werbefachleute, sich über zum eigenen Produkt passende kommende «Kalenderereignisse» kundig zu machen und diese mit entsprechenden Marketingmaßnahmen vorzubereiten und zu begleiten (bfai).
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