Bremerhaven. (hs) Bequem von zu Hause aus online einkaufen und gleichzeitig den regionalen Handel stärken? Was sich zunächst auszuschließen scheint, könnte bald selbstverständlich werden. Im Projekt «NaCl – Nachhaltige Crowdlogistik» entwickeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule Bremerhaven nachhaltige Lösungen, die den Onlinehandel für lokale Einzelhändler wettbewerbsfähig machen sollen. Lokale Waren würden dann emissionsfrei und lärmarm mit elektromobilen Lastenrädern im Bremerhavener Stadtgebiet ausgeliefert werden. In Kooperation mit der Bremerhavener Weser-Eilboten GmbH, dem Bremer Unternehmen Rytle GmbH sowie der Liefergemeinschaft «Lehe liefert» der Einzelhändler aus Bremerhaven-Lehe ist nun die Pilotphase initiiert.
Darüber, das neue Konzept in der Praxis zu testen, freuen sich Projektleiter Prof. Dr. Benjamin Wagner vom Berg und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Dipl.-Ing. Uta Kühne. «Dieses neue Lieferkonzept bietet gerade kleinen, lokalen Unternehmen die Möglichkeit, mit dem Onlinehandel durch die nachhaltige Auslieferung von regionalen Produkten mithalten zu können. Dieses fördert die Wertschöpfung vor Ort und unterstützt gerade zu Corona-Zeiten die Bevölkerung bei ihren Einkäufen», erklärt der Professor für Informations- und Kommunikationstechnologien in der außerbetrieblichen Logistik der Hochschule Bremerhaven. Für ihn ist es besonders wichtig, vor allem auch die Kunden für nachhaltige Konsum- und Logistikstrukturen zu gewinnen: «Im Rahmen des NaCl-Projekts werden Ansätze eines Sustainability Customer Relationship Management entwickelt. Nachhaltigkeit wird als zentraler Vermarktungsfaktor gestärkt und Anreizsysteme zur Teilnahme an einem nachhaltigen Logistiksystem entwickelt».
Ausgeliefert werden die Waren von studentischen Crowdworkern der Hochschule Bremerhaven im Auftrag der Weser Eilboten. «Für uns ermöglicht dieses Projekt, ein neues innovatives Logistiksystem unter realen Bedingungen zu testen. Die damit gemachten Erfahrungen bieten uns die Chance, schon frühzeitig auf Veränderungen bei der Zustellung von Waren zu reagieren», sagt Lars Krüger, der verantwortliche Projektleiter bei der Weser Eilboten GmbH. Ihre Lieferaufträge bekommen die Crowdworker von den Einzelhändlern über eine innerhalb des Projekts weiterentwickelte Smartphone-App von Rytle. Die Waren werden bei den Händlern mit den Lastenrädern des Bremer Unternehmens abgeholt und den Kundinnen und Kunden bis an die Wohnungstür geliefert. Kristian Schopka von der Rytle GmbH meint: «Wir beteiligen uns gerne an innovativen Forschungsprojekten, um damit unsere Software und auch die elektromobilen Lastenräder an neue Anwendungsgebiete und veränderte Bedingungen anpassen zu können.» Die effiziente Tourenplanung mit Bündelung unterschiedlichster Waren übernehmen die Weser Eilboten.
Auch Felix Liebig, Projektleiter der Wunderwerft Hafenstraße, freut sich über das neue Angebot. Gemeinsam mit einem Kooperationspartnernetzwerk möchte er den gewerblichen Leerstand in Bremerhaven Lehe wiederbeleben und den lokalen Handel stärken. «Mit dem Projekt NaCl haben wir einen starken Partner für unsere Liefergemeinschaft gefunden. Kostenlose Lieferungen für drei Monate bieten Kunden und Händlern die Möglichkeit, das neue Lieferkonzept kennen zu lernen. Das Konzept der Liefergemeinschaften integriert sich optimal in die bundesweite Initiative «Heimat shoppen», die schon 2019 in Lehe sehr gut ankam», erklärt er.
Durch das neue Angebot soll es wieder selbstverständlich werden, dass Waren im regionalen Einzelhandel eingekauft werden. Dies würde dabei helfen, die Innenstädte von mit dem Onlinehandel verbundenen Verkehrsproblemen, erhöhtem CO2-Ausstoß und Lärm zu entlasten. Der nächste Schritt soll eine Vermarktungsstrategie basierend auf einer nachhaltigen, effizienten und wettbewerbsfähigen digitalen Plattform für den Einzelhandel, unterstützt von regionalen Logistikdienstleistern, sein. An der Antragstellung für ein entsprechendes Folgeprojekt arbeitet die Hochschule Bremerhaven aktuell.
Gefördert wird das NaCl-Verbundvorhaben von der BIS Wirtschaftsförderung Bremerhaven mit Mitteln der bremischen Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau und mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Auch die Liefergemeinschaften erhalten eine Unterstützung aus EFRE-Mitteln und von der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa (Foto: usp).
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