Montag, 14. Oktober 2024
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Jetzt also doch: neue Grenzwerte für Lebensmittelzutaten

Hamburg. (eb) Das Thema ist bekannt, die wissenschaftlichen Studien fundiert und im europäischen Vergleich hinkt Deutschland ziemlich weit hinterher – sofern einzelne Produzenten für sich und den Export nicht schon Änderungen vorgenommen haben. Wie auch immer: Die Bundesregierung will ihren bislang eher unschlüssigen Kurs aufgeben und neuerdings tatsächlich erreichen, dass industriell gefertigte Lebensmittel künftig weniger Salz, Zucker und Fett enthalten. Nach Informationen, die zuerst von der Rheinischen Post verbreitet wurden, hat Bundesminister Christian Schmidt (BMEL) ein entsprechendes Strategiepapier vorgelegt. Demnach sollen sich die Hersteller bis Mitte 2018 auf freiwillige Zielwerte einigen. Die Anteile von Salz, Zucker und Fett sollen dann in kleinen Schritten gesenkt werden, so dass die Veränderungen geschmacklich kaum auffallen und die Verbraucher sich daran gewöhnen können.

Manch einer möchte das Thema ignorieren und hoffen, dass die Diskussion wieder im Sande verläuft. Das wäre nicht das erste Mal. Andererseits waren Gesundheits- und Wellness-Trends noch nie so ausgeprägt wie heute und selten hatten die Menschen ein so offenes Ohr für Themen, die ihr Wohlbefinden betreffen. Ein wenig mehr Entschlossenheit seitens der Politik, und der Verbrauch von Salz, Zucker und Fett könnte tatsächlich reduziert werden.

Die Zusammenhänge zwischen Speisesalzzufuhr und Blutdruck sind eindeutig: Eine hohe Speisesalzzufuhr erhöht das Risiko für Bluthochdruck (Hypertonie). Bluthochdruck gehört zu den wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Aus diesem Grund erhöht sich durch einen hohen Speisesalzkonsum indirekt auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten, die mit knapp 40 Prozent die häufigste Todesursache in Deutschland darstellen. Um die Speisesalzzufuhr in der Bevölkerung zu senken, muss der Speisesalzgehalt in Brot, Fleisch, Wurst und Käse gesenkt werden. Den größten Beitrag bei der Einsparung von Speisesalz könnte Brot leisten, rechnete die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) vor gut einem Jahr vor. Allerdings dürfte das erwähnte Strategiepapier zuvorderst auf Fertiggerichte, Müslis und andere Erzeugnisse mit hoher Energiedichte zielen.

Vor gut zehn Jahren schrieb das Robert Koch Institut (RKI), dass allein die direkten Kosten für Krankheiten des Kreislaufsystems rund 35,2 Milliarden Euro betrugen und mit 15,7 Prozent an der Spitze aller anfallenden Krankheitskosten standen. Angesichts der Kostenexplosion im Gesundheitswesen wird diese Summe bis heute nicht gesunken sein, die das Gesundheitssystem – wir alle zusammen mit unseren Kassenbeiträgen – dafür aufbringen müssen. Die indirekten Kosten plus Arbeitsunfähigkeit und plus Frühberentung sind hier noch nicht eingerechnet.

Das Eckpunktepapier aus dem BMEL erwähne explizit auch Brot und Brötchen, lesen wir an anderer Stelle. Vielleicht ist es an der Zeit, die Brotkultur nicht mehr nur wie ein Schild vor sich herzutragen, sondern aktiv dabei mitzuwirken, die genannten Kosten im Gesundheitswesen zu reduzieren. Das BMEL setzt darauf, dass die Unternehmen der Lebensmittel verarbeitenden Branchen von allein zu dieser Erkenntnis kommen. Ließen die Unternehmen keine ausreichende Bereitschaft erkennen, wären auch administrative Konsequenzen eine Option, raschelt es im Blätterwald.
 

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