Freitag, 19. April 2024
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Kaffeeanbau: Auf dem Weg zu widerstandsfähigen Pflanzen

Minden. (mg) Mit dem Projekt «Back to the Roots» sucht die Melitta-Gruppe gemeinsam mit der Hanns R. Neumann Stiftung (HRNS) nach Möglichkeiten, um organische Abfälle in der gesamten Kaffeelieferkette wiederzuverwerten. Denn beim Kaffeeanbau, in der -verarbeitung und -zubereitung fallen beträchtliche Mengen, besonders organischer Abfälle sowie das Fruchtfleisch der Kaffeekirschen an, die bisher meist entsorgt wurden, anstatt sie zum Beispiel als Kompost wiederzuverwerten. Ziel ist es, somit nicht nur auf chemischen Dünger zu verzichten und damit die Rentabilität vom Kaffeeanbau zu erhöhen, sondern auch die Bodenqualität zu verbessern und die Pflanzen robuster und widerstandsfähiger zu machen.

Gemeinsam mit brasilianischen Abfallwirtschaftsexperten und Wissenschaftlern, unter anderem von der renommierten Universidade Federal de Lavras (UFLA), sind bereits drei Optionen von Dünger für ein verbessertes Abfallmanagement identifiziert worden: Kompost, Bokashi und Biokohle.

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Diese Optionen werden aktuell mit Kaffeefarmen aus der brasilianischen Anbauregion Minas Gerais erprobt. Auch Kaffeefarmer Arlindo Camilo de Lelis, der gemeinsam mit seinem Sohn 4,5 Hektar Land bewirtschaftet, nimmt an dem Projekt teil. «Der Klimawandel bereitet uns große Schwierigkeiten. Wenn wir durch die Wiederverwertung unserer biologischen Abfälle als Kompost unsere Pflanzen robuster gegen Klimaschwankungen machen und gleichzeitig teuren chemischen Dünger sparen können, dann ist das für uns eine große Verbesserung», sagt der Brasilianer, der seit mehr als 20 Jahren Kaffee anbaut.

Familie Peixoto, die eine 18 Hektar große Kaffeefarm in Minas Gerais bewirtschaftet, nutzt das Holz alter Kaffeepflanzen, das sie für den Anbau nicht mehr verwenden kann, um Biokohle herzustellen, die ebenfalls in den Boden eingebracht wird. Jetzt konnte die Familie bereits erste Verbesserungen an ihren Pflanzen feststellen. Roberto Peixoto: «Unsere Pflanzen machen trotz längerer Dürren einen sehr gesunden Eindruck.» Bodenanalysen bestätigten die Vermutung des erfahrenen Kaffeebauern: Eine hohe Konzentration an organischen Stoffen im Boden zeige, dass die Kaffeepflanzen der Peixotos mit ausreichend Nährstoffen versorgt seien – und dies trotz ungünstiger Wetterverhältnisse und ohne die Zugabe von chemischem Dünger. «Auch wenn die Aufbereitung und Wiederverwendung unserer biologischen Abfälle zusätzliche Arbeit bedeutet, lohnt sich der Aufwand bisher».

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Im nächsten Projektschritt gilt es, die Produktion der organischen Düngeroptionen zu optimieren und den Zugang für alle Farmen in der Projektregion sicherzustellen. Um weitere wirtschaftliche Möglichkeiten in Verbindung mit der Herstellung und dem Verkauf des organischen Düngers auszuschöpfen, werden Start-Up-Ideen erarbeitet. Diese sollen sich besonders an die jungen Menschen in der Region richten.

Das Vorhaben «Back to the Roots» wird von der DEG Impulse gGmbH, eine Tochtergesellschaft der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH, aus öffentlichen Mitteln im Rahmen des develoPPP-Programms des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) kofinanziert. Das Projekt ist Ende 2023 abgeschlossen (Foto: Melitta Gruppe).

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