Freitag, 29. März 2024
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Kinderschutz-Pläne: Gut gemeint heißt nicht gut gemacht

Bremerhaven. (usp) Ohne Worte. Wahrscheinlich wird der erhobene Zeigefinger aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mehr Akteure verprellen als zur konstruktiven Mitarbeit animieren. Was unter anderem Foodwatch und AOK als «großen Wurf» loben, hat kaum das Zeug, einen breiten Konsens anzustoßen und in der Mitte der Gesellschaft anzukommen.

Die Absichten sind ehrenwert, doch die Instrumente – bis hin zu Bannmeilen um Schulen, Kitas und Spielplätze herum – erinnern mehr an Aktionismus statt an eine gut überlegte Strategie zum Schutz von Kindern vor Junkfood. Die größte Schwäche des BMEL-Verbotskatalogs: Wer soll das alles kontrollieren?

Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach: Weshalb ist die Popularität des staatlichen «Bio-Siegels» bis heute ungebrochen? Weil die grüne Bundesministerin Renate Künast 2001 nicht gleich mit dem Kopf durch die Wand wollte, der Gesellschaft Raum gab zur Auseinandersetzung und der konventionellen Lebensmittelerzeugung nicht gleich Böswilligkeit unterstellte, sondern sie «mitnahm».

Richtig ist: Der Erfolg der in 2018 von der alten Bundesregierung initiierten Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz, die auf eine Selbstverpflichtung der Lebensmittelbranchen setzte, ist bescheiden. Der ungezügelte Konsum von hoch verarbeiteten Lebensmitteln wird die Gesellschaft noch teuer zu stehen kommen. Die rasante Ausbreitung von Fettleibigkeit bis hin zu Adipositas – vor allem die daraus resultierenden Folgeschäden – ist für jeden gesunden Menschen eine Zumutung, der die Behandlungskosten mit seinen Krankenkassenbeiträgen solidarisch mit finanzieren muss.

Richtig ist auch: Mit Unterrichtsfächern wie «Ernährungslehre», «Kochen» oder einer Schulspeisung, die sich strikt an DGE- oder WHO-Regeln hält, stünden schon heute Instrumente zur Verfügung, mit denen Kinder ganz nebenbei übers Essen und Trinken reflektieren. Man muss die Instrumente nur konsequent anbieten – und Eltern nicht nur «helfen» wollen, sondern sie auch mal nachdrücklich ins Gebet nehmen.

Wie auch immer: Der aktuell erhobene Zeigefinger aus Berlin mag populär sein und sein Publikum ansprechen – doch zu nichts führen. Besser wäre eine Art Zuckersteuer auf Süßigkeiten und Getränke, die die Dicken dort packt, wo es ihnen weh tut: Eltern beim Haushaltsgeld und Kinder beim Taschengeld.

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