Bonn. (aid) Eigentlich hatte Professor Meinhard Knoll vom Institut für Physikalische Chemie der Universität Münster nur ein Beispiel gesucht, um seinen Studenten den Weg von der Grundlagenforschung zur Anwendung zu demonstrieren. Das Ergebnis könnte allerdings die Lebensmittelüberwachung und den Verbraucherschutz revolutionieren, denn: Knoll erfand das elektronische, sich selbst aktualisierende Mindesthaltbarkeitsdatum. Der unscheinbare Plastikchip namens «PolyTaksys» besteht aus einem elektrisch leitfähigen Kunststoff. Dieser ändert seine Farbe in Abhängigkeit von der Zeit, die seit seiner Aktivierung vergangen ist, und der Umgebungstemperatur. So wirkt er wie eine temperaturempfindliche physikalisch-chemische Uhr. Zur Aktivierung muss der Chip angefeuchtet werden. Dabei entsteht eine Schichtgrenze, die dann per Diffusion durch den Kunststoff wandert, und zwar umso schneller, je wärmer es ist. So ist es möglich, die verringerte Haltbarkeit von Lebensmitteln bei unterbrochener Kühlkette oder hohen Außentemperaturen zuverlässig anzugeben. Sein «Demonstrationsobjekt» beschäftigt heute mehrere Doktoranten und Diplomanden in Meinhard Knolls Institut und hat dem Erfinder aus Leidenschaft zu einem Platz auf der Gewinnerliste des vom Innovationsministerium NRW ausgeschriebenen Wettbewerbs unter dem ziemlich neudeutsch anmutenden Titel «Transfer.NRW:PreSee» verholfen. Mit den hier gewonnenen EU-Fördermitteln soll PolyTaksys zur Marktreife entwickelt werden. Die Zeichen dafür stehen gut. Ein Prototyp existiert bereits. Auch die Wirtschaft zeigt Interesse, denn der kleine Chip aus Münster bietet große Sicherheit für wenig Geld: Seine Herstellung soll nicht mehr als einen bis fünf Cent pro Stück kosten – berichtet der aid Infodienst.
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