Berlin. (bvlh / eb) Bedarfsgerechter Einkauf reduziert das Risiko der Lebensmittelverschwendung: Die große Mehrheit der Verbraucher geht planvoll Lebensmittel einkaufen. So lautet das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, durch die Fachleute der Forsa Marktforschung im Auftrag des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) erhoben.
Die Erhebung lässt vermuten, dass der BVLH an die wahren und noch dazu drängenden Ursachen der Verschwendung und Verpestung gar nicht denkt. Denn bevor im LEH ankommt, was Verbraucher planlos kaufen könnten, hat der Lebensmittelhandel durch seine Vorgaben an die Erzeuger längst so viel aussortiert, wie es kaum vorstellbar ist. Es kommt also deutlich weniger in den Geschäften an, als ankommen könnte. Noch dazu begünstigen die LEH-Vorgaben den Einsatz von Herbiziden und Pestiziden mit den bekannten Fehlentwicklungen. Natürlich gibt es hier und da schon kleine Feigenblatt-Aktionen, mit denen der Handel sein zunehmendes Umweltbewusstsein zeigen will. Doch im Ganzen ist das noch zu wenig. Viel zu wenig. Die Lebensmittel- Wertschöpfungskette muss sich dringend reformieren – vom Acker bis zum Teller. Das ist ein langer Weg und die Themen für den BVLH liegen auf der Straße.
Das lässt nur zwei Schlussfolgerungen zu: Entweder hat der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels den sprichwörtlichen «Schuss» noch nicht gehört – oder er will mit seiner Umfrage von den Hauptursachen ablenken, weshalb Lebensmittel so erzeugt und gehandelt werden, wie es gängige Praxis ist. Wie auch immer: Nachdem sich der BVLH die Mühe gemacht hat, die erwähnte Umfrage erstellen zu lassen, wollen wir gerne daraus zitieren, auch wenn sie kaum Neues zutage gebracht hat:
- «Wir begrüßen, dass sich so viele Menschen ihre größeren Lebensmitteleinkäufe gut überlegen. Wer geplant und bedarfsgerecht einkauft, verringert das Risiko, zuhause Lebensmittel wegwerfen zu müssen», sagt BVLH-Hauptgeschäftsführer Franz-Martin Rausch zu den Umfrageergebnissen. «Der deutsche Lebensmittelhandel unterstützt seine Kunden dabei, indem die Unternehmen ein breites Angebot einwandfreier und sicherer Nahrungsmittel in jederzeit ausreichender Menge zur Verfügung stellen.»
- Am stärksten ist die Planungsneigung beim Lebensmitteleinkauf in größeren Familien ausgeprägt. 82 Prozent der Haushalte mit vier oder mehr Personen planen ihren Tages- oder Wocheneinkauf, bevor sie sich auf den Weg in den Supermarkt oder Discounter machen. Außerdem neigen Frauen (80 Prozent) stärker dazu, als Männer (70 Prozent).
- Kaum Unterschiede bei der Einkaufsplanung gibt es zwischen Ost (76 Prozent) und West (75 Prozent), aber auch zwischen den Altersgruppen. So planen 72 Prozent der 18- bis 29-Jährigen im Vorfeld, welche Lebensmittel sie einkaufen. Bei den 30- bis 44-Jährigen beziehungsweise den 45- bis 59-Jährigen sind es 76 Prozent und bei Konsumenten ab 60 Jahren sind es 75 Prozent.
- Spitzenreiter bei den Planungshilfen ist mit weitem Abstand der selbst geschriebene Einkaufszettel. Von denen, die im Vorfeld größere Lebensmitteleinkäufe planen, nutzen 84 Prozent eine solche Liste. Jeder Fünfte verwendet für die Planung der Lebensmitteleinkäufe auch eine Einkaufs-App. Die digitale Einkaufsliste auf dem Smartphone nutzen zur Einkaufsplanung überdurchschnittlich häufig die unter 45-Jährigen sowie die Befragten in Haushalten ab vier Personen.
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