Freitag, 31. März 2023
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Lieken CEO: «Brot wird und muss teurer werden»

Berlin. (gjw / eb) Die Großbäckerei Lieken GmbH, einer der größten deutschen Hersteller und Tochterunternehmen des tschechischen Agrarkonzerns Agrofert, erwartet für die kommenden Monate einen weiteren Anstieg der Preise für Brot und andere Getreideprodukte. «Brot wird und muss teurer werden», sagte Lieken-CEO Christian Hörger in einem Podcast von »Capital« und »n-tv«.

Er gehe von einer Preissteigerung zwischen «10 und 20 Prozent» im Vergleich zu heute aus. Mit 20 Kilogramm pro Kopf im Jahr 2020 sei Brot nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung das am häufigsten konsumierte Lebensmittel in Deutschland.

Die Preissteigerung wird nach Ansicht Hörgers von verschiedenen Faktoren beeinflusst, die vor allem mit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zusammenhängen. Die westlichen Wirtschaftssanktionen erschweren russische Weizenexporte nach Europa, während Russlands Krieg zugleich verhindert, dass ukrainisches Getreide ins Ausland transportiert werden kann. «Zusammen machen sie sicherlich um die 20 bis 25 Prozent des weltweiten Markts aus», sagt Hörger. Zu Beginn des Krieges stellte sich daher bei Lieken die Frage: «Selbst wenn wir Verträge haben, kriegen wir dann auch physisch das Mehl, das wir geordert haben, nur weil wir einen Vertrag haben?»

Inzwischen ist zumindest die Furcht vor Lieferausfällen geringer geworden, auch wenn das Preisproblem bleibt. «Wir werden gut beliefert, wir kriegen alles, aber wir haben einen Zeitversatz, der sehr, sehr viel Geld kostet», sagt Hörger. «Wir werden deutlich über 150 Millionen Euro für Mehl ausgeben» – mehr als doppelt so viel wie bei einem normalen Jahr. 2021 produzierte das Unternehmen in seinen sieben Werken etwa 500.000 Tonnen Brot, und brauchte dafür rund 270.000 Tonnen Weizen.


Nachtrag: Deutschland leidet eigentlich nicht unter Getreidemangel

Angesichts dessen, dass diverse Verwerfungen die Preise aktuell in die Höhe treiben und Bäckereien darauf reagieren müssen (!), ist das gewählte Beispiel gerade ein unpassendes Beispiel. Die Akteure wissen bestimmt, dass Deutschland mit Brotgetreide überversorgt ist – auch wenn die Preise gerade anderes vermuten lassen. Zur Situation auf den internationalen Getreidemärkten und besonders mit Blick auf den Außenhandel berichtete die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im April wie folgt:

Aktuell herrscht große Sorge, dass Ernteausfälle in Folge des Ukraine-Kriegs in vielen Ländern die Nahrungsmittelsicherheit gefährden könnten. Bei Weizen als wichtigem Brotgetreide gehören Russland und die Ukraine zu den größten Exporteuren weltweit. Beinahe 28 Prozent aller globalen Weizenexporte entfielen 2020 auf diese beiden Länder, schreibt die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in Bonn. Die wichtigsten Abnehmer ukrainischen Weizens waren demnach Ägypten (3,1 Millionen Tonnen), Indonesien (2,7 Millionen Tonnen), Bangladesch (1,5 Millionen Tonnen) und Pakistan (1,2 Millionen Tonnen). Auch für Weizen aus Russland ist Ägypten Importeur Nummer eins. Zusammen exportierten Russland und die Ukraine 2020 mehr als 11,3 Millionen Tonnen Weizen nach Ägypten. Zum Vergleich: Das ist mehr als die Hälfte der gesamten Weizenerzeugung Deutschlands (Grafik: BLE).

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