Frankfurt / Main. (db) Insgesamt hat Deutschland je Einwohner doppelt so viel Messehallen-Fläche wie Frankreich und fast ein Drittel mehr als Italien. Den europäischen Durchschnitt übertrifft das deutsche Messewesen um etwa vier Fünftel. Einerseits ist Deutschland unbestritten der international wichtigste Messeplatz. Andererseits ist durchaus Skepsis angebracht gegenüber mancher Erfolgsmeldung seitens einzelner Veranstalter oder dem Ausstellungs- und Messe-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (AUMA) – angesichts der beachtlichen Überkapazitäten, die in den letzten Jahren geschaffen wurden. Die Abteilung «Deutsche Bank Research», Think Tank der Bankengruppe, hat sich des Themas einmal angenommen und stellt im Ergebnis folgende Thesen auf:
- Rückläufige Umsatzentwicklung. Die Messen in Deutschland litten in den letzten Jahren unter der Konjunkturflaute. So gingen die Umsätze der Messegesellschaften zwischen 2000 und 2006 um nominal 1,7 Prozent per Anno zurück (preisbereinigt sogar um knapp drei Prozent per Anno). Aufgrund der schwachen Konjunkturentwicklung wurde weniger Standfläche vermietet, und die Besucherzahlen sanken deutlich.
- Beachtliche Überkapazitäten. Weil die Nachfrage nach Messeflächen mit den Kapazitätserweiterungen nicht Schritt hielt, sind bis heute Überkapazitäten von gut einem Drittel entstanden. Die Folge sind im internationalen Vergleich mit EUR 143 pro m2 relativ niedrige Standmieten und ein verstärktes Abwerben der Messen untereinander, um die Hallen zu füllen.
- Weiterer Ausbau der Kapazitäten. Trotzdem wollen die Kommunen als Eigentümer der großen Messegesellschaften in den kommenden Jahren mehr als EUR 1,5 Mrd. in eine beispiellose Aufrüstung ihrer Messen investieren. Dabei handelt es sich sowohl um den Neu- als auch um den Um- und Ausbau von Messehallen. Auch wenn dies vielerorts einzelwirtschaftlich sinnvoll erscheint: Der Wettbewerbsdruck steigt dadurch enorm.
- Legitimation Umwegrendite. Als Rechtfertigung für den Messeausbau wird von den Messegesellschaften die wirtschaftliche Bedeutung für das Umland angeführt. So löst nach einer Analyse des ifo-Instituts ein Euro Umsatz der Koelnmesse einen zusätzlichen Umsatz von fünf Euro in der Stadt aus.
- Strategie der Messegesellschaften zweigleisig. Einerseits versuchen die Messegesellschaften ihre Position auf dem deutschen Markt zu stärken, in dem Leitmessen erhalten bleiben oder ausgebaut werden. Andererseits engagieren sich die Gesellschaften verstärkt im Ausland. Damit dürfte es den deutschen Messen auch in Zukunft gelingen, weltweit die Nr. 1 zu bleiben. Alles in allem gibt sich die Deutsche Bank Research für das Messewesen in Deutschland im Vergleich zu den letzten fünf Jahren verhalten optimistisch.
Der Think Tank der Bankengruppe rechnet bis 2015 im Schnitt mit einem Umsatzanstieg von nominal knapp ein Prozent pro Jahr. Preisbereinigt dürfte der Umsatz jedoch nur stagnieren und unter der Zunahme des Bruttoinlandsprodukts liegen (Quelle: Format PDF–210KB).
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