Montag, 7. Oktober 2024
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Mestemacher: sondiert Optionen für Generationswechsel

Bremerhaven. (eb) Wie dem Rascheln im Blätterwald zu entnehmen ist, bereitet sich die familiengeführte Brot- und Backwaren-Gruppe Mestemacher auf den Generationswechsel vor. Genau genommen macht sie das schon seit 2020, als sich die Gruppe eine neue Führungsstruktur gab und darüber berichtete. Spätestens 2022, als die Gesellschafter die Strukturen weiter an internationale Gepflogenheiten anpassten, konnten aufmerksame Beobachter «einen Diskurs» vermuten, der über das Tagesgeschäft hinausgeht.

20240512-MESTEMACHER(Foto: Mestemacher)

Passen muss es auch für 650 Mitarbeitende

Wie kommunizieren Gesellschafter, dass sie den Übergang in eine neue Ära kommen sehen und sich aufgeschlossene Geister wünschen, die Interesse haben am Entwickeln spannender Geschäfte? Bewusst formulieren die Familienzweige Albert Detmers und Prof. Dr. Ulrike Detmers einerseits – sowie Fritz Detmers und Helma Detmers andererseits – mögliche Optionen ergebnisoffen. Die einzige Erwartungshaltung scheint derzeit zu sein, dass der Anschluss an die Zukunft «passen muss» für das Unternehmen an sich und vor allem die insgesamt rund 650 Mitarbeitenden. Auch wollen die Gesellschafter nicht einfach verkaufen, sondern den Übergang in die neue Zeit mitgestalten. So oder so.

Kleiner Exkurs in das Wesen und Wirken der Gruppe

Als die Brüder Albert und Fritz Detmers 1985 die Vollkornbäckerei Mestemacher kauften, standen die Zeichen auf Aufbruch für die 1871 gegründete Brotfabrik. Branchenbetrachter hatten zu jener Zeit weniger die Vollkornbäckerei auf dem Schirm als eine aufstrebende Großbäckerei Wendeln, die, ganz nebenbei, 1985 eine gewisse Großbäckerei Detmers aus Bielefeld akquirierte. Während die Branche also mit großen Augen sah, wie Wendeln durch schnelle Zukäufe zum Marktführer avancierte, legte Mestemacher eher bescheiden eine neue Basis mit der Entscheidung für das Bio-Siegel. Damit zählten die Vollkornbäcker 1985 zur Avantgarde unter den Bäckern und wussten diesen Status gut zu nutzen: Als etwa im Jahr 2000 die Wendeln-Gruppe in der Kamps-Gruppe aufging, hatten in Gütersloh die beiden Familien Detmers den Gesamtumsatz auf 39 Millionen Euro immerhin verzehnfacht. Auch Mega-Ereignisse wie den Fall des Eisernen Vorhangs oder die Corona-Pandemie erlebte Mestemacher als Gewinn. Heute blickt die Gruppe zufrieden auf 169 Millionen Euro Jahresumsatz. Längst hat im Selbstverständnis die «Lifestyle-Bakery» die «Bio-Avantgarde von 1985» abgelöst. Gemeinsam mit den Unternehmenstöchtern Modersohns Mühlen- und Backbetrieb, Aerzener Brot und Kuchen sowie Benus Polska ist die Brot- und Backwaren-Gruppe ein gefragter Akteur auf dem bundesdeutschen und europäischen Markt.

Die Vorstellungskraft entscheidet mit

Mögliche Interessenten erwartet also ein solide geführtes Unternehmen mit guten Perspektiven. Das Vertrauen der Konsumenten in die Marke Mestemacher ist soweit gediehen, dass die Gruppe die enormen Kostensteigerungen der letzten Jahre 1:1 weitergeben konnte. Mit den bekannten Herausforderungen vor Augen gelingt es der Gruppe gut, Umsatz und Absatz real (!) zu halten. Ein neues Kapitel ließe sich künftig zum Beispiel mit der Ausweitung des internationalen Markengeschäfts aufschlagen. Auch hierfür sind die Voraussetzungen gut durch langjährige Erfahrung und eine Exportquote von um die 30 Prozent.

Neue Eigentümer müssten sich nicht zwingend aus der Branche ergeben. Vielleicht täte dem Unternehmen die Rückendeckung durch einen spezialisierten Private Equity Fonds oder Rentenfonds gut. Passende Querverbindungen vorausgesetzt, könnte der die «Lifestyle-Bakery» gezielt fördern und ausbauen.