Samstag, 12. Oktober 2024
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Nicht verpassen: »Die Brötchen-Bürokratie« in der Mediathek

Hamburg. (ard) Liegt das Brötchen knusprig auf dem Teller, will kaum jemand an Bürokratie denken Doch der Weg voller Gesetze, Vorschriften, Verordnungen und Kontrollpflichten ist weit, bis so ein Backwerk ordnungsgemäß auf dem Frühstückstisch ankommt. Die ARD Story «Die Brötchen-Bürokratie» folgt dem Backwerk auf seinem Weg durch den Wust der Regularien. Vom Getreidebauern über die Bäckerei und den Bäckerei-Fahrer bis hin zum Hersteller von Backblech-Spülmaschinen. Da braucht es starke Nerven und Sinn für Humor. Die Fahndung nach den Ursachen der bürokratischen Überforderung – und möglichen Lösungen – führt die Autorinnen auch nach Berlin und Brüssel. Sie forschen im Bundesjustizministerium, bei der EU-Kommission und sprechen mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.

Bei ihren Recherchen lernen sie Bäcker Eberhard Vielhaber aus Sundern-Stockum im Sauerland kennen. Er stand jahrelang um 03:00 Uhr früh in der Backstube wie schon sein Vater und Großvater. Wer diese Arbeitszeit auf sich nimmt, ist von Leidenschaft getrieben. Aber noch mehr Freude hätte er, würden nicht mehr als 100 Verordnungen und Auflagen seine Arbeitszeit fressen. 4251 Arbeitsstunden gehen laut Fachkreisen pro Jahr nur für Bürokratie drauf. Vielhaber führt den Familienbetrieb mit 28 Filialen gemeinsam mit seinen Töchtern. In ihrer Backstube fahndet die «ARD Story» nach Sinn und Unsinn des bürokratischen Overkills – wie zum Beispiel der jährlichen Gefahrenanalyse für schwangere und stillende Frauen an Arbeitsplätzen, die nur von Männern besetzt sind. Oder EU-Richtlinien zu Pausenzeiten, die in der Arbeitswirklichkeit des Bäckers besonders absurd erscheinen.

Auf den Spuren der Brötchenproduktion reist die «ARD Story» auch nach Viöl in Schleswig-Holstein, wo Birgit Putz und ihr Mann Putzmaschinen zum Beispiel für Backbleche für den deutschen, aber auch für den europäischen Markt produzieren. Die EU-Verpackungsverordnung macht ihnen das Leben schwer. Die Auflagen sind so umfangreich, dass sie überlegen, auf den internationalen Handel, der immerhin ein Viertel ihres Umsatzes ausmacht, ganz zu verzichten. Besonders aber ärgert sie die Verordnung EG 881/2002. Die wurde nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in Kraft gesetzt. Und seitdem checkt Birgit Putz monatlich, ob die Namen ihrer Kundschaft oder ihrer eigenen Mitarbeitenden auf den internationalen Terrorlisten auftauchen. Eine Mittelständlerin macht Terrorfahndung: Muss das wirklich sein?

Eine journalistische Spurensuche mit Tiefe und einem humorvollen, aber notwendigen Blick auf die aktuelle Frage: Warum gelingt der Bürokratieabbau nicht? Und wie könnte es klappen?

In der ARD-Mediathek bis März 2026 abrufbar

Sendetermin für «Die Brötchen-Bürokratie» war/ist der 27. März um 23:05 Uhr bei der ARD. In der Mediathek ist die Reportage bis zum 27. März 2026 abrufbar. Die Reportage von 43:47 Minuten Länge ist sorgfältig recherchiert und keine Minute langweilig. Mit feinsinnigem Humor führt sie Zuschauer durch die Folgen europäischer und deutscher Vorstellungen von Sorgfalt. Dabei macht sie auch nicht vor Bürokratieentlastungsgesetzen halt, die aus statistischer Sicht vielleicht irgendwo eine errechenbare Entlastung nach sich ziehen, so praktisch aber überhaupt keinen Nutzen bringen (Foto: congerdesign).