Freitag, 29. März 2024
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20171006-BROT

Nordosten: Wie geht es dem Lila Bäcker?

Hamburg. (eb) «Die Top zehn schließt die Unser Heimatbäcker Gruppe aus Pasewalk, die sich im Vergleich zum Vorjahr um zwei Ränge verbessern konnte», schreibt die Nord|LB in ihrem jüngsten Ranking der 100 größten Unternehmen Mecklenburg- Vorpommerns, gemessen an der Zahl der Mitarbeitenden. Das ist einerseits erfreulich und klingt andererseits besser als es ist. Wobei wir natürlich nicht vergessen wollen, dass Deutschlands fünftgrößte Filialbäckerei mit ähnlich schwierigen Einflüssen zurechtkommen muss wie jede andere Bäckerei auch.

Breit aufgestellt mit 400 Filialen und 1.500 Großkunden

Die Gruppe zählt nach eigenen Angaben aktuell «mehr als 400 Filialen» und ist aus dem Zusammenschluss verschiedener Bäckereiketten im Nordosten Deutschlands hervorgegangen. Den größten oder bekanntesten Wachstumsschub erlebte die Unser Heimatbäcker Gruppe zum Jahreswechsel 2010/2011 durch die Fusion der Dahlewitzer Landbäckerei GmbH und der Pasewalker Heimatbäcker GmbH (siehe WebBaecker 01/2011). Erwähnenswert ist noch, dass die Beteiligungsgesellschaft Steadfast Capital ihre langjährige Mehrheitsbeteiligung im April 2014 an die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG) und von ihr beratene Fonds verkaufte (siehe WebBaecker 17/2014).

Unter der Marke «Lila Bäcker» betreibt die Unser Heimatbäcker Gruppe seither verschiedene Filialkonzepte, vor allem im Eingangsbereich von Supermärkten und in Einkaufszentren. Hinzu kommen Ladengeschäfte und Cafés. Über ein Großhandelsunternehmen beliefert die Gruppe zudem rund 1.500 Großkunden (Supermärkte, Hotels, Tankstellen) mit Backwaren, die zum Teil aus einer eigenen Tiefkühlproduktion stammen.

Personalmangel ist ein großes Problem

Setzte der Filialist 2014 «nur» 104 Millionen Euro um, waren es 2015 bereits 133 Millionen Euro und 2016 um die 141 Millionen Euro. Mit 446 Filialen und 2.700 Mitarbeitenden erreichte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2016 zudem eine Größe und Ausdehnung, die es im Folgejahr 2017 nicht ausbauen und auch nicht halten konnte. Angesichts der bekannten Herausforderungen für die Branche ist das nachvollziehbar und kann man froh sein, wenn es bei geringfügigen Aufs und Abs bleibt.

Kurzum: Für das Geschäftsjahr 2017 erwartet die Unser Heimatbäcker Gruppe einen Gesamtumsatz von rund 139 Millionen Euro – minus zwei Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Filialen, die im Berichtszeitraum auf «mehr als 400 Filialen» zurückgegangen ist, gibt einen deutlichen Hinweis auf das Problem, das vielen Betrieben nicht unbekannt ist: Personalknappheit. Das Unternehmen hat aufgrund des Personalmangels in den ländlichen Regionen Nordostdeutschlands mehr Filialen geschlossen, als neue eröffnet werden konnten. Belastet ist das Ergebnis zudem durch höhere Personalkosten, zum Beispiel wegen des höheren Mindestlohns und besonderer Anreizprogramme.

Ausblick 2018 und eine interessante Personalie

Die Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter ist Voraussetzung für das weitere organische Wachstum der Unser Heimatbäcker Gruppe. Das stellt gleichzeitig die aktuell größte Herausforderung für das Unternehmen dar. Wichtigstes Ziel des Managements ist es aktuell, die entstandenen Personallücken – sowohl in den Filialen als auch in den administrativen Funktionen – zu schließen. Auf dieser Grundlage sollen Maßnahmen zur Verbesserung der Umsatz- und Ergebnissituation auf den Weg gebracht werden. Zudem plant Mecklenburg- Vorpommerns zehntgrößtes Unternehmen, wieder mehr neue Filialen zu eröffnen und ein neues Ressourcenplanungs- und Kassensystem einzuführen.

So ganz akzeptiert hat die Deutsche Beteiligungs AG den Umsatzrückgang im Geschäftsjahr 2017 zudem nicht. Sie hat entweder «klassisch» reagiert oder es war ohnehin ein Generationswechsel fällig. Jedenfalls zeichnet seit 08. Februar ein gewisser Stefan Blaschak (49) bei der Unser Heimatbäcker GmbH als Geschäftsführer verantwortlich. Der folgt auf die langjährigen Geschäftsführer Gerd Hundt und Dieter Möller und gilt als ziemlich umtriebig und vielschichtig und ist als Sanierer bekannt. Branchenkenntnis hat Blaschak auch: Wobei er der ehemaligen Kamps AG als Vorstand Retail 2005 schon nach einem Jahr wieder den Rücken kehrte. Seine Meriten verdiente sich Blaschak besonders von 2008 bis 2012 als Chief Executive des Getränkherstellers Berentzen und dessen erfolgreicher Restrukturierung. Berufliche Erfahrungen davor und danach sammelte der Familienmensch Blaschak unter anderem bei Coca-Cola und Philip Morris (Foto: pixabay.com).

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