Berlin. (bmel) Der Umsatz in Deutschland mit Biolebensmitteln betrug im Jahr 2010 erstmals mehr als zehn Milliarden Euro. In der Europäischen Union kommt aus Deutschland mit weitem Abstand die größte Nachfrage nach Bioprodukten. Weltweit gesehen erreicht Deutschland damit, gleich nach den USA, den zweiten Rang.
Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): «Wir alle können es täglich im Supermarkt sehen: Die Biobranche wächst. Bio ist längst kein Nischenprodukt mehr. Schon deshalb will ich Verbrauchergruppen versöhnen: diejenigen, die ökologische Produkte schätzen und diejenigen, die konventionell produzierte Lebensmittel kaufen. Ich will das Gegeneinander auflösen, das in manchen Köpfen steckt. Wir schreiben den Verbrauchern nicht vor, was sie zu kaufen haben. Wichtig ist mir aber, dass sie klar erkennen können, wie etwas hergestellt wurde und auf dieser Grundlage ihre Kaufentscheidung treffen. Erfreulich ist, dass die Nachfrage nach nachhaltig erzeugten Lebensmitteln kontinuierlich steigt. Jedoch hält der Anteil des Ökolandbaus in Deutschland damit nicht Schritt. Ich will, dass wir die Potentiale stärker nutzen und den Landwirten, die ihre Anbauweise umstellen möchten, behilflich sind. Forschung nach alternativen Pflanzenschutzmitteln, die Anwendung der Digitalisierung, Ausbildung sowie die passgenaue Beratung sind mir ein wichtiges Anliegen zur Unterstützung der Branche».
Das BMEL hat mit der «Zukunftsstrategie ökologischer Landbau» im Jahr 2017 die Weichen gestellt, um den Ökolandbau in Deutschland weiter voran zu bringen.
«Unsere Ressourcen wie Boden und Wasser zu schonen ist für die Bundesregierung und mein Ministerium keine hohle Phrase. So hat mein Ministerium mit der Zukunftsstrategie ökologischer Landbau die Weichen gestellt, damit der Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen steigt. Nachdem die EU-Öko-Verordnung schon angepasst wurde, will ich zudem mehr in Forschung investieren, zur weiteren Stärkung steht eine «Roadmap Forschung» kurz vor der Fertigstellung. Wir wollen zudem die Beratungen zur Umstellung von konventionell auf Bio fördern, den Ökolandbau in der beruflichen Ausbildung verankern und regionale Biowertschöpfungsketten stärken. Damit schaffen wir es auch, dass der Bio-Anteil der Außer-Haus-Verpflegung steigt», sagt Klöckner.
Im Bundeshaushalt 2018 sind nach BMEL-Angaben die Mittel für das Bundesprogramm ökologischer Landbau (BÖLN) deutlich von 20 auf 30 Millionen Euro jährlich gestiegen. Förderungen, die dem ökologischen Anbau dienen, finden sich auch in weiteren Titeln des Agrarhaushaltes unter anderem bei der Forschung, den agrar-sozialen Leistungen oder bei den Messetiteln.
Klöckner: «Die Bundesregierung hat es sich im Koalitionsvertrag zum Ziel gemacht, den Anteil der ökologisch bewirtschafteten Flächen bis zum Jahr 2030 auf 20 Prozent zu steigern. Daher begrüße ich es, dass nach Bundesländern wie dem Saarland, Bayern, Hamburg, Niedersachsen, Thüringen nun auch Rheinland-Pfalz seine klaren Ziele formuliert hat und das Anliegen der Bundesregierung unterstützt».
Mit Blick auf die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2020 erklärt die Bundesministerin: «Wir werden auch in Zukunft in diesem Bereich nicht stehen bleiben. Denn auch in der Gemeinsamen Agrarpolitik in der Europäischen Union setze ich mich für den Ökolandbau ein. Mit einer starken Ersten Säule können die Einkommen unterstützt und ein zielgerichteter, ambitionierter Beitrag zur Stärkung der biologischen Vielfalt und zum Klima- und Ressourcenschutz erreicht werden. Auch die Mittel der Zweiten Säule werden laut derzeitigen Vorschlägen mit mindestens 30 Prozent für den Klimaschutz, zum Schutz der Biodiversität und zur nachhaltigen Entwicklung der Landwirtschaft ausgegeben. Letztlich kann es uns nur gemeinsam – auf allen Ebenen in Europa, im Bund und in den Ländern – gelingen, unser 20-Prozent-Ziel bis 2030 zu erreichen», sagt Klöckner.
Nachtrag: Der Haushalt 2019
Anmerkung der Redaktion: Ergänzend ist bestimmt von Interesse, die hochgelobten 30 Millionen Euro für das Bundesprogramm ökologischer Landbau (BÖLN), die 2019 nicht steigen werden, ins Verhältnis zu setzen zum verabschiedeten Haushalt 2019 des Bundesministeriums. Demnach weist der BMEL-Haushalt 2019 insgesamt 6’245 Millionen Euro aus. Für den Zweck «Ökologischer Landbau / Nachhaltige Landwirtschaft» innerhalb des Kapitels 1005 «Nachhaltigkeit, Forschung und Innovation» sieht die Planung sage und schreibe 0,48 Prozent des gesamten Haushalts vor – nicht mal ein halbes Prozent.
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