Bremerhaven. (usp) Natürlich ist es erlaubt zu fragen, was ein Lockdown «kostet» oder «noch kosten kann». Andererseits: Was wäre jetzt noch übrig, hätten wir uns nicht auf einen temporären Stillstand geeinigt? Ein Lockdown kostet schlimmstenfalls die Existenz. Das Ignorieren eines heimtückischen Virus kann das Leben kosten und bedeutet schlimmstenfalls die Auflösung staatlicher Strukturen – weil die Menschen das Vertrauen verlieren. Zwischen beiden Extremen gibt es viele Positionen, die wir in den letzten Wochen respektiert und diskutiert haben. Wir gehen uns jetzt aus dem Weg. Die breiten Bürgersteige und weiten Horizonte Bremerhavens tragen mit dazu bei, dass die Stadt – bislang – weitgehend verschont blieb. Die Phase 1 der Pandemie ist überwunden. Der Bund gibt Verantwortung an die Länder ab. Sowohl Bund als auch Länder appellieren an den gesunden Menschenverstand, sich fortan der individuellen Verantwortung zu stellen.
Das heißt nicht, dass die Gefahr vorüber ist und wir, wenn auch mit Mund-Nasen-Schutz vorm Gesicht, zu einem Alltag zurückkehren könnten, den wir aus Vor-Corona-Zeiten kennen.
Was bringen die kommenden Monate und Jahre? Zunächst mal Unsicherheit, denn SARS-CoV-2 wäre nicht das erste Virus, das sich verändert oder/und wiederkommt. Schon jetzt lassen sich weltweit mehrere Varianten und Stämme nachweisen. Ein Virus ist vergleichbar mit einem Parasiten: Es passt sich so an, dass es möglichst lange im Wirtskörper überleben und sich vermehren kann. Auch die «Spanische Grippe», die ursprünglich aus den USA kam, richtete ihre verheerenden Schäden nicht in der ersten, sondern in der zweiten Infektionswelle an.
Geht es nach den Virologen, wird in unseren Breiten eine zweite Covid-19-Welle hauptsächlich durch die aus epidemiologischer Sicht vorschnelle Aufgabe von Restriktionen begünstigt. Sie werde ab Herbst wahrscheinlicher sein als im Sommer. Selbst eine dritte Welle halten Virologen und Epidemiologen für möglich.
Die Gastronomie in der Post-Corona-Zeit
Zurück zur ersten und hoffentlich einzigen Welle, in der wir uns aktuell befinden: In der Gastronomie sind Anpassungen zu erwarten, die nicht gerade die Gemütlichkeit erhöhen. Was auf das Gastgewerbe zukommt, wissen die Fachleute vermutlich schon. Falls nicht: Die Handlungshilfen für Betriebe der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) geben ausführlich Auskunft.
Bis sich die Verhältnisse normalisieren, womit nach Angaben von Branchenkennern frühestens in zwei Jahren zu rechnen ist, dürfte es kein zwangloses Einkehren im Vorbeigehen mehr geben. Vielleicht dürfen sich Gäste nicht einmal setzen, sondern werden auf Abstand platziert. Wo kein ausreichender Abstand möglich ist, sind Trennwände eine Option. Um potenzielle Infektionsketten zu erfassen, müssen Gäste vermutlich ihre Kontaktdaten hinterlegen – um im Fall des Falls informiert und isoliert zu werden. Bezahlt wird nach BGN-Empfehlung vorzugsweise digital und kontaktlos. Kurzum: Mit dem betrieblichen Pandemieplan vor Augen fällt das zwanglose Beisammensein schwerer. Umsatzverschiebungen sind die Folge. Die Leute bleiben zuhause.
Fünf Optionen für das Bäckerhandwerk
Was sich aus betrieblicher Sicht in Phase 1 der Pandemie bewährte, muss künftig mehr denn jeh im Fokus stehen. Multichannel ist nicht nur möglich, sondern wird zur Regel, denn: Auf zwei oder mehr Beinen steht es sich besser. Onlineshop und Lieferservice sind keine schlechten Optionen neben dem Filialgeschäft. Stichworte wie Vending oder 24/7 Self-Service sind zusätzliche Ideen, die unter den gegebenen Umständen von Verbrauchern mit Interesse aufgenommen würden. Insgesamt eine Handvoll erprobter Vertriebswege, mit denen sich der Umsatzrückgang in der Bäckergastronomie kompensieren lässt. Mindestens.
Einblicke in die Systemgastronomie
Restaurant Brands International Inc. (RBI), Muttergesellschaft von Burger King, Tim Hortons und Popeye, hat vor wenigen Tagen die Finanzergebnisse für das erste Quartal 2020 zum 31. März veröffentlicht. In seinem Kommentar sagt Chief Executive Jose Cil (frei übersetzt): «Wir haben das Glück, in vielen unserer Restaurants Drive-Thru-, Take-out-, mobile Bestell- und Zahlungsoptionen, Bordstein- und andere Lieferoptionen zu bieten, die es uns ermöglichen, für Millionen von Gästen, die in diesen außergewöhnlichen Zeiten ihren Tagesablauf ändern oder zu Hause bleiben müssen, eine sichere, vertrauenswürdige und bequeme Wahl zu sein. Die Grundlagenarbeit, die unsere Technologieteams in den letzten zwei Jahren geleistet haben, ermöglichte es uns, wertvolle Verbesserungen unserer Treue-, CRM- und mobilen App-Plattformen rasch voranzutreiben, die letztendlich das Engagement der Gäste verbessern und unsere Marken von anderen unterscheiden.» Jedenfalls ist RBI sicher, das Jahr 2020 deutlich stärker und widerstandsfähiger zu verlassen, als das vor wenigen Monaten noch denkbar war und außerhalb jeder soliden Umsatzplanung zu liegen schien.
Fazit: Das Rad muss nicht neu erfunden werden. Die nötigen Technologien sind alle vorhanden. Zudem sind die Investitionskosten geringer einzuschätzen als beim Vending oder der 24-Stunden-Selbstbedienung. Es muss nicht gleich der teure Onlineshop mit ausgesuchten Spezialitäten her. Für den Anfang reicht ein solider, kleiner, digitaler Lieferservice. Auf die Erfahrungen, die Betriebe dort machen, lässt sich aufbauen (Foto: pixabay.com).
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