Sonntag, 3. November 2024
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«planet e.»: Mythos Elektroauto – Revolution oder Reinfall?

Mainz. (zdf) Selten ist sich die Politik so einig: Das Elektroauto wird als wichtiger Beitrag zum Klimaschutz gesehen. Die Klimafreundlichkeit bilanzierte 2020 eine Studie der TU Eindhoven. Eine Studie des Karlsruher Instituts für Technologie im Auftrag des VDI kam dagegen Ende des vergangenen Jahres zu dem Schluss, dass moderne Verbrenner oft CO2-ärmer seien als die Stromer. Wie sind die unterschiedlichen Ergebnisse zu erklären? «planet e.» geht am Sonntag, den 12. September 2021 um 16.30 Uhr im ZDF dem «Mythos Elektroauto – Revolution oder Reinfall?» nach. Der Film von Eric Hane steht ab Samstag, den 11. September 2021 um 10.00 Uhr in der ZDFmediathek zur Verfügung.

Stefan Bratzel, Direktor des Auto-Instituts in Bergisch Gladbach, nennt in der «planet e.»-Doku Parameter, die maßgeblich für die Beurteilung eines E-Fahrzeugs sind: Die Größe der Batterie, die Jahreskilometerleistung sowie der aktuelle Energiemix im Stromnetz. Damit lässt sich tricksen: Volkswagen rechnet bei einem Vergleich seines neuen ID3 mit einem Golf 8 Diesel und einem Golf 8 Benziner mit dem europäischen Strommix. Der erzeugt aber rund 30 Prozent weniger CO2 als der deutsche Strommix. Ein mit dem deutschen Strommix gefahrener ID3 ist für rund 33,7 Tonnen CO2 Emissionen verantwortlich – gut 1,5 Tonnen CO2 mehr als der Golf Diesel, jeweils bezogen auf 200.000 Fahrkilometer und Emissionen bei der Herstellung.

Die Herstellung der Batterien ist ein weiterer CO2-Faktor. 2019 bestätigte eine Studie des Umweltinstituts IVL in Stockholm für Elektroautos eine bessere Klimabilanz als für Verbrenner. Auf Nachfrage von «planet e.» räumte die Autorin der Studie ein, dass bei deren Erstellung überhaupt keine Batterieproduktion bekannt war, die CO2-neutral abläuft.

Bei Plug-In-Hybriden mit Verbrennungs- und elektrischem Motor werden in Bezug auf CO2 Emissionen häufig die jeweils passenden Annahmen getroffen. Bis zu 4.500 Euro beträgt die Förderung pro Fahrzeug beim Kauf – Voraussetzung: maximal 50 Gramm CO2 dürfen diese Autos rechnerisch pro Kilometer ausstoßen. Bei einer Probefahrt zeigt sich: Im Verbrenner-Modus können die schweren Autos ziemlich viel verbrauchen – im dokumentierten Beispiel 9,5 Liter. Nur 1,7 rechnerische Liter sind es aber nach den EU-Regeln – und so werden Hybrid-Fahrzeuge auch bewertet. Ein Phantasie- Verbrauch unter der Annahme, dass die schweren Autos überwiegend elektrisch gefahren werden. Das Fraunhofer-Institut kommt bei einer entsprechenden Auswertung gerade mal auf 18 Prozent Fahrten im E-Modus.

Reicht die Elektro-Power der Batterien für einen flotten Fahrbetrieb nicht mehr aus, sehen die E-Auto-Verfechter für diese ein zweites Leben vor, meist im stationären Einsatz. Doch derzeit ist der Recycling-Aufwand enorm: Die Autobatterien müssen zuerst entladen werden. Danach zerlegen speziell geschulte Hochvolttechniker die Akkus. «»Das größte Problem ist die fehlende Standardisierung bei den verschiedenen Autotypen. Jede ist anders und selbst bei einem Fahrzeug ändern sich die Batterien über die Lebensdauer des Fahrzeuges. Standardisierung wäre hier der absolute Schlüssel und womöglich auch ein politischer Auftrag, das verstärkt durchzuführen“, sagt Ralf Mittermayr, Vorstandsvorsitzender der Saubermacher AG, eines der größten europäischen Recyclingunternehmen.

Klimaschutz mit Fahrzeugen funktioniert aus Sicht von Wolfgang Lohbeck, über 30 Jahre lang Klimaexperte bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace, anders. Gegenüber «planet e.» fordert er den Bau von Autos mit kleinen Verbrenner-Motoren, die um die drei Liter verbrauchen – dann hätte man seiner Ansicht nach innerhalb kürzester Frist die CO2-Emissionen halbiert.