Berlin. (drv) «Nationale Alleingänge führen zu Verunsicherungen am Markt und müssen daher unterbleiben,» sagt Guido Seedler, Getreidemarktexperte des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV). Er sieht Polens Vorstoß, den Import von ukrainischem Getreide bis zum 30. Juni zu untersagen, kritisch. Besonders beschäftigt den DRV, dass sich Ungarn sowie die Slowakei dem Importstopp angeschlossen haben. «Es muss schnell eine Lösung auf Brüsseler Ebene gefunden werden, denn der Erlass von Handelsbeschränkungen mit Drittstaaten ist Aufgabe der Europäischen Union», macht Seedler deutlich.
Poker um Importstopp hat keine spürbaren Auswirkungen für Europa
Für Deutschland und Europa erwartet der DRV durch den Importstopp keine spürbaren Auswirkungen auf die Getreideversorgung. «Hier ist ausreichend Ware vorhanden», sagt Seedler. «Allerdings könnte sich die globale Versorgungssituation ändern, wenn das am 18. Mai 2023 auslaufende Abkommen über den Getreideexport durch das Schwarze Meer nicht verlängert wird.» Nach wie vor gelangen noch große Mengen an Getreide und anderen Agrarerzeugnissen aus der Ukraine auf den Weltmarkt. Im März wurden insgesamt 7,5 Millionen Tonnen exportiert: rund 4 Millionen Tonnen über das Schwarze Meer und 3,5 Millionen Tonnen per Bahn, Lkw und Binnenschiff.
42,8 Millionen Tonnen Getreide wären knapp durchschnittlich
Der teils ergiebige Regen ließ die Wasservorräte in den oberen Bodenschichten auf ein gutes Niveau ansteigen – allerdings mit regionalen Unterschieden. Teilweise sind die Böden zu nass. Dadurch erschwert sich die Befahrbarkeit, und die Frühjahrsaussaat verzögert sich. «Wenn es in den kommenden Tagen wieder sonniger wird, dürfte die Frühjahrsaussaat mit Ausnahme von Körnermais abgeschlossen werden können», ergänzt Seedler. Aufgrund des kühlen Wetters sind die Getreide- und Rapspflanzen noch nicht so weit entwickelt wie in den Vorjahren. Aktuell geht der DRV von einem Entwicklungsrückstand von sieben bis zehn Tagen zum langjährigen Mittel aus. Die Erntemengen von Getreide und Raps schätzt der Verband weiterhin mit 42,8 Millionen Tonnen und 4,3 Millionen Tonnen ein. Beim Getreide ist dies ein knapp durchschnittliches Ergebnis, beim Raps ein überdurchschnittliches, heißt es aus Berlin.
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