Freitag, 29. März 2024
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«Refurbished IT»: Solide Hardware erstaunlich günstig

Bremerhaven. (eb) Schon seit Längerem sucht der WebBaecker nach einer Gelegenheit zu berichten, weshalb generalüberholte, gebrauchte Hardware nicht die schlechteste Wahl ist. Glücklicherweise stellte die uns unbekannte «bb-net media GmbH» auf den für Journalisten üblichen Wegen eine Medienmitteilung zur Verfügung, um ihre Sicht der Dinge darzulegen. Auf diese Mitteilung kommen wir an anderer Stelle zu sprechen. Hier will der WebBaecker eigene Erfahrungen schildern. Denn die heutige Backnetz Medien GmbH setzt seit Jahren ausschließlich auf generalüberholte, «refurbished» Workstations, Notebooks und was ein Medienunternehmen sonst noch so benötigt (Monitore, Drucker, Kabel, NAS …).

Gereinigt, geprüft und modernen Erfordernissen angepasst

Die erste «refurbished IT», die vor Jahren ins Haus kam, war ein Ersatzrechner. Nichts ist unangenehmer, als wenn plötzlich ein Equipment versagt. Selten findet ein solches Versagen zu einer Tageszeit statt, zu der man den nächsten Elektronikmarkt aufsuchen könnte. Um potenzielle Ausfallzeiten so gering wie möglich zu halten, ist also das Equipment immer mindestens in doppelter Ausführung vorhanden.

Um die Probe aufs Exempel zu machen, kam für unter 100 Euro, genau genommen 74 Euro, ein HP-Industrierechner ins Haus. Der erfüllt jede Mindestanforderung, die eine Workstation im Medienbetrieb heute erfüllen muss: Mit 8192 MB Arbeitsspeicher, AMD-Prozessor, 512 GB Festplatte, DVD-RW-Laufwerk, diversen USB-Anschlüssen und anderen Schnittstellen ist das Gerät erstaunlich flott unterwegs. Selbst ein Kartenlesegerät für die Kamera ist vorhanden. Bluetooth hat es nicht und braucht es nicht. Dafür stellte sich bei genauerem Hinsehen heraus, dass eine zweite HDD verbaut ist mit einem Terabyte Speicherplatz. Die benötigt kein Mensch, doch wer würde sie deshalb herausschrauben wollen?

Nicht »state of the art«, doch mehr als ausreichend

«Refurbished IT» wird in den meisten Fällen mit einem vorinstallierten Windows-Betriebssystem geliefert. Wer das loswerden will, installiert das Linux-Betriebssystem seiner Wahl. «Refurbished IT» ist allerdings so aufbereitet, dass sie mit «Secure Boot» und anderen Schikanen moderner Konfiguration locker mithalten kann. Das heißt: Wer das unsichere Windows verbannen will, der muss erst einen Weg ins BIOS finden, um die Sicherheitseinstellungen soweit anzupassen, dass der Rechner nicht nur zwangsläufig immer wieder über Windows bootet, sondern – zum Beispiel – auch über die GParted-CD oder den modernen Linux USB-Stick. «GParted» ist die freie Software, mit der (a) Windows gelöscht und (b) die Festplatte neu partitioniert und formatiert wird. Der tiefe Blick ins BIOS offenbarte ganz nebenbei das Baujahr des HP-Industrierechners: 1996. Das erklärt auch die solide Verarbeitung der Komponenten – und die Grafikkarte, die vielleicht höchsten Ansprüchen 1996 genügte, doch mit jüngsten Modellen natürlich nicht mithalten kann. Muss sie auch nicht, denn der Industrierechner ist für uns eindeutig «nur» Ersatzrechner.

Optimierung durch die Wahl des Betriebssystems

Andererseits: Betriebssysteme entwickeln sich immer weiter. Das heißt, dass auch auf der ersten Festplatte eines Industrierechners von 1996 die erste Partition als EFI-Partition formatiert sein sollte, damit die Zusammenarbeit mit modernen Betriebssystemen und deren UEFI-Anforderungen reibungslos klappt. Zum Ausgleich lässt sich die zweite Partition als logische Partition anlegen – die ihrerseits Auslagerungsdatei (Swap), Dateisystem (Ext4) und Benutzer (Ext4) strikt voneinander trennt. Die verbleibenden Partitionen Nr. 3 und Nr. 4 lassen sich zum Beispiel als Sicherung (Ext4) und Share (NTFS) einhängen – um erstens einen festen Platz für Backups zu haben und zweitens einen Ort, an dem verschiedene Dateisysteme im lokalen Netzwerk miteinander kommunizieren können. Ist das Partitionieren erledigt, kann das moderne Linux-Betriebssystem wunschgemäß installiert werden. Und zwar in einer Umgebung, die allein schon dank der beschriebenen Partitionen mehr Sicherheit bietet, als dies ein Windows- Betriebssystem in der üblichen Konfiguration je könnte. Alles andere erkennt und erledigt Linux automatisch. Selbst die Rechtevergabe im und die Kommunikation mit dem lokalen Netzwerk richtet Linux zuverlässig ein – unter Windows immer noch ein Graus.

Sind alle Arbeiten erledigt, ist noch zu klären, ob das BIOS auf die ursprünglichen Einstellungen zurückgesetzt werden soll. «Secure Boot» hat überall dort seine Berechtigung, wo das Booten über externe Datenträger nicht gewünscht ist. Bei einem Industrierechner von 1996, der als Ersatzrechner dient, ist dies von untergeordneter Bedeutung. Allerdings unterliegt der Rechner den gleichen Software-Update-Zyklen wie jedes andere Gerät im Haus. Glücklicherweise erledigt das ein Linux-Rechner für alle Anwendungen automatisch in einem Rutsch. Soll heißen: Wird der Ersatzrechner einmal im Monat gestartet, ist das Thema Updates binnen weniger Minuten erledigt – in denen das Gerät nicht mal zu beaufsichtigen ist.

Gute Qualität zu einem sensationell günstigen Preis

Wir sind also ganz glücklich mit der «Refurbished IT» von 1996 und anderen gereinigten und geprüften Gebrauchtgeräten (neueren Datums). Die 74 Euro fürs Kennenlernen waren natürlich unschlagbar. Doch selbst wenn generalüberholte Bürorechner 600 Euro kosten, dann ist das nicht zu viel. Denn dann sind die Geräte noch jung, gut ausgestattet und verfügen über alle modernen Schnittstellen. Windows-Nutzer müssen sich auch nicht ins BIOS vertiefen, sondern schalten das Gerät einfach ein und legen gleich los. Andererseits: Wer seinem Admin oder dem Refurbishment-Partner seiner Wahl die Zeit gibt, Festplatten bedarfsgerecht zu partitionieren und ein in der Handhabung zu Windows ähnliches Linux wie etwa «Mint», «OpenSuse» oder «Zorin OS» zu installieren, der hat gleichzeitig viel für die Sicherheit seiner Daten getan – lange bevor das Betriebssystem installiert ist und Firewall sowie Virenschutz überhaupt greifen können.

Jedenfalls fallen regelmäßige Investitionen in die Hardware durch die Verwendung von «Refurbished IT» deutlich geringer aus. Unternehmen und natürlich auch Privatpersonen erhalten qualitativ gute, langlebige Markengeräte zu einem sensationell günstigen Preis (Foto: pixabay.com).

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