Montag, 11. November 2024
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Schnäppchen für Visionäre: Open Source Marktplatz auf MongoDB

Kulmbach. (kern) Biobasierte Reststoffe weiterverwenden, anstatt sie zu entsorgen – das war ein großes Ziel des Kompetenzzentrums für Ernährung (KErn). Zusammen mit dem Forschungsinstitut des Freistaats Bayern für softwareintensive Systeme und Services (fortiss) startete es das Forschungsprojekt «Digitale Rohstoffbörse für nachhaltige Rohstoffe». Die Partner suchten nach einer digitalen Möglichkeit, Erzeuger und Abnehmer im Rohstoffhandel miteinander zu vernetzen. Das Resultat ist der Prototyp der digitalen Plattform «Digitale Rohstoffbörse für nachhaltige Rohstoffe». Das dreijährige Projekt am KErn ist nun erfolgreich abgeschlossen und steht Interessierten zur Weiterentwicklung zur Verfügung.

Neue Absatzmärkte für Erzeuger und Bezugsquellen für Abnehmer

Industrie und Gewerbe setzen bei der Wahl ihrer Ausgangsstoffe in der Produktion immer öfter auf nachwachsende Roh- und Reststoffe aus land- und forstwirtschaftlicher Erzeugung. Denn die Hersteller erkennen dabei zunehmend die Bedeutung von alternativen Rohstoffen und sehen darin das «Gold» für eine zukunftsfähige Wirtschaft. Ein weiterer großer Vorteil: Biobasierte Reststoffe weiter zu verwenden ist viel effizienter und nachhaltiger, als diese kostenintensiv zu entsorgen. Auch das KErn ist sich dem enormen Potenzial von nachhaltigen Rest- und Rohstoffen bewusst und startete 2019 das Forschungsprojekt «Digitale Rohstoffbörse für nachhaltige Rohstoffe». Ziel war, einen Onlinemarktplatz zu schaffen, der Akteure der biobasierten Wirtschaft über eine digitale ökonomische Plattform zusammenführt. Die Plattform sollte die Bildung von Wertschöpfungsnetzwerken fördern und damit zur Entwicklung und Etablierung eines regen Austauschs im Dienst der Ressourcenschonung beitragen.

Umfrage ermittelt Bedarf an Onlinemarktplatz

Um die Bedarfe von Erzeugern und Abnehmern an einem Onlinemarktplatz für nachhaltige Rohstoffe einzuschätzen, startete das KErn zu Beginn des Projekts eine Online-Umfrage und führte qualitative Interviews mit Erzeugern und Verarbeitern. Die Ergebnisse spiegelten dabei ein hohes Interesse für einen Onlinemarktplatz wider und zeigten die beachtliche Vielfalt verfügbarer, nachwachsender Roh- und Reststoffe sowie die große Nachfrage nach diesen Stoffen. Mit Hilfe von Workshops mit potenziellen Nutzern und Stakeholdern ermittelte es außerdem, welche Anforderungen die Nutzer an einen Onlinemarktplatz haben und welche strategischen wie operativen Vorteile, aber auch Risiken, ein Handelsplatz für Roh- und Reststoffe birgt. Deutlich zeigten sich auch Grenzen im Umgang mit biobasierten Roh- und Reststoffen – wie teilweise kurze Haltbarkeit und eine schwankende Menge sowie Produktqualität. Ein digitaler Marktplatz könnte hier unterstützen: Durch schnelleres und flexibleres Auffinden von Handelspartnern im regionalen Umfeld, aber auch durch Bündelungen von Mengen für einen bestimmten Ausgangsstoff.

Onlinemarktplatz für nachhaltige Rohstoffe

Die empirisch gewonnenen Ergebnisse und Anforderungen dienten fortiss als Grundlage für die Entwicklung des Prototyps einer «Digitalen Rohstoffbörse für nachhaltige Rohstoffe». Die digitale Plattform bündelt Aspekte der Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Vernetzung sowie die Reduzierung von Lebensmittelabfällen und schafft durch die Erschließung neuer, branchenübergreifender Wertschöpfungsketten einen Mehrwert. So erhalten Nebenprodukte, die bisher als Abfallprodukte betrachtet wurden, einen neuen Nutzwert. Sowohl Anbieterinnen und Anbieter als auch Käuferinnen und Käufer profitieren von diesem Angebot. Der Onlinemarktplatz bietet dabei verschiedene Optionen:

  • Inserieren – Mit dieser Funktion können Produzenten ihre nachwachsenden Roh- und Reststoffe anbieten.
  • Suchen und Finden – Hier finden Interessierte verfügbare nachwachsende Roh- und Reststoffe nach Art, Menge und Region.
  • Service – Damit lassen sich Kosten vergleichen, Kontakte knüpfen, Postleitzahl suchen.
  • Information – gibt Auskunft darüber, was die digitale Rohstoffbörse für nachhaltige Rohstoffe bietet und wie Interessierte davon in ihrem Business profitieren

Was heute schon alles möglich ist, zeigen einige Beispiele auf der KErn-Homepage zur «Digitalen Rohstoffbörse für nachhaltige Rohstoffe»: von Lupinen für Kaffee und Speiseeis über Nüsse als schneckenabschreckende Rindenmulch-Alternative und Oliven für ökologisch sinnvolle Gerbstoffe sowie Stroh für hocheffiziente Isolierverpackungen.

Möglichkeiten zur Weiterführung der Plattform

Das Projekt ist nun erfolgreich abgeschlossen. Im Zuge des Cross-Cluster-Projekts «WeReLaNa» (Cluster Ernährung, Umweltcluster und Chemie-Cluster Bayern) wird diese digitale Rohstoffbörse in einem der Arbeitspakete branchenübergreifend beurteilt und blockchain als eine mögliche Technologie für digitale Roh-/Reststoff-Plattformen evaluiert. Das Mapping von Reststoffen und darauf aufbauend das Ermitteln potenzieller neuer Wertschöpfungsketten sind weitere Ansatzpunkte, denen sich das Team dieses bayerischen Cross-Cluster-Projekts widmet. Im Rahmen von Online-Seminaren werden die Möglichkeiten und Herausforderungen von Roh- und Reststoffhandel und viele weitere «verwandte» Aspekte, basierend auf den Impulsvorträgen eingeladener Expertinnen und Experten, diskutiert.

Der prototypische Onlinemarktplatz für nachhaltige Rohstoffe kann der digitalen Vernetzung und Kontaktaufnahme dienen und spricht unter anderem landwirtschaftliche Erzeuger, industrielle Verarbeiter, aber auch Forschungsgruppen an.

Der digitale Marktplatz steht weiterhin einem interessierten Anwenderkreis zur Nutzung und Weiterentwicklung in Form einer Open Source Software zur Verfügung. Der Quellcode kann in ein «Anwenderprodukt» verändert werden, unter anderem in eine kommerzielle, nicht Open Source Software. Der Quellcode ist in der Bibliothek git.fortiss.org/RB abgelegt und unter der Open Source Software Lizenz LGPL v3 verfügbar. Start-Ups, Unternehmen, Verbände und andere können den Code im Rahmen der Lizenzbedingungen verwenden und weiterentwickeln (Foto: pixabay.com).