Bremerhaven. (eb) Mehr Tempo beim Klimaschutz lohne sich für alle, sagte dieser Tage Luis de Guindos, Vizepräsident der Europäischen Zentralbank: «Je langsamer der Klimawandel bekämpft wird, desto teurer wird es.» Das ist der Welt seit 40 Jahren bekannt und durch unzählige Projekte und Studien untermauert. Allein: Wir müssen ins Machen kommen auf allen gesellschaftlichen Ebenen bis vor die eigene Haustür.
Wie das funktionieren kann, dafür gibt die Schweizerische Eidgenossenschaft ein Beispiel, auf das zu blicken lohnt. Im Rahmen eines Referendums stimmten die Bürger weit überwiegend dafür, dass ihr Land bis 2050 klimaneutral sein soll. Beim ersten Anlauf vor zwei Jahren herrschte diese Einigkeit noch nicht. Doch ein paar Murenabgänge später und angesichts schmelzender Gletscher wird der Klimawandel auch im Alpenland immer sichtbarer. Knapp 60 Prozent votierten jetzt für eine neue «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050». Die will ohne Verbote und zusätzliche Steuern auskommen und stattdessen auf wirtschaftliche Anreize und den gesunden Menschenverstand setzen. Ob das bis 2050 durchzuhalten ist, steht auf einem anderen Blatt. Was jetzt zählt ist, dass sich die Eidgenossen hinter ihrer Strategie versammeln können. Die wird vermutlich immer mal wieder diskutiert und modifiziert und bindet hoffentlich nach und nach auch die Bedenkenträger ein, die an ihr bislang kein gutes Haar lassen.
Auf der Seite der Verbände ist die Agrarallianz Schweiz der «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050» am ehesten zugetan, gibt aber auch zu bedenken, dass sich die Strategie an ihrer Umsetzung wird messen lassen müssen. Der schweizerische Bund erkläre mit ihr den Rahmen für die Verminderung der Treibhausgasemissionen und für Anpassungen an die Folgen des Klimawandels für ein nachhaltiges helvetisches Ernährungssystem. Aus vier Gründen sei die Strategie richtungsweisend:
- Die Bundesämter für Landwirtschaft, Umwelt und für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen arbeiten für die Umsetzung der Klimastrategie zusammen. Jetzt wisse die rechte Hand, was die linke Hand macht – und künftige Politiken können aufeinander abgestimmt werden.
- Das Dokument löst die Klimastrategie aus dem Jahr 2011 ab und bettet die Massnahmen in die nachhaltigen Entwicklungsziele der UN ein und mache das, was von der Verwaltung verlangt wird: Einen verlässlichen und sinnvollen Rahmen schaffen für die Akteure der Land- und Ernährungswirtschaft.
- Die Klimastrategie nimmt eine System-Perspektive ein und damit sowohl die Konsumenten als auch die Produzenten in die Pflicht, ohne strikte Vorgaben zu machen. Das ist richtig, die Landwirtschaft kann jetzt den Tatbeweis erbringen, dass sie das produziert, was Konsumenten nachfragen: gesunde und nachhaltig produzierte Lebensmittel.
- Die produktive, nachhaltige Landwirtschaft stehe im Zentrum – graslandbasiert gehaltene Schafe, Kühe und Rinder, Schweine und Hühner für die Verwertung von Nebenprodukten aus der Lebensmittelproduktion hätten genauso ihren Platz, wie der Anbau von Quinoa und Kichererbsen.
Weiterführende Informationen der Schweizerischen Eidgenossenschaft
- Bund stärkt Ernährungssicherheit mit Klimastrategie: Die Folgen des Klimawandels setzen die Nahrungsmittelproduktion unter Druck. Zugleich sind die landwirtschaftliche Produktion und die Ernährung für einen grossen Teil der Treibhausgasemissionen mitverantwortlich. Mit der neuen «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050» unterstützt der Bund Massnahmen zur Anpassung der Land- und Ernährungswirtschaft an den Klimawandel und zur Reduktion von Treibhausgasen. Er nimmt die gesamte Wertschöpfungskette in die Pflicht – Volltext Bundesrat.
- Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050: Die Land- und Ernährungswirtschaft gehören zu den Sektoren, die von den Auswirkungen des Klimawandels besonders stark betroffen sind. Zudem verursachen sie eine nicht unerhebliche Menge an Treibhausgasen. Die Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050 hat zum Ziel, die beiden Sektoren bei der Anpassung an die Klimaveränderungen zu unterstützen und deren Emissionen zu verringern. Sie wurde gemeinsam vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BSV) sowie vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) erarbeitet und bildet eine Grundlage, um das Ernährungssystem nachhaltig auszurichten und damit die Ernährungssicherheit umfassend zu stärken – Volltext Bundesamt für Landwirtschaft BLW (Foto: pixabay.com).
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