Salzburg / AT. (spat) Die Spar Österreich Gruppe erreichte 2023 über alle Geschäftsfelder erstmals einen Verkaufsumsatz von über 20 Milliarden Euro. Das EBT des Konzerns liegt, trotz enormer Kostensteigerungen vor allem bei Energie und Personal, bei 221 Millionen Euro, was einer EBT-Marge von 1,5 Prozent entspricht. Besonders erfolgreich war das Unternehmen im Lebensmittelhandel in Österreich, wo Spar mit einem Umsatzplus von +9,2 Prozent über dem Marktwachstum liegt und damit die Marktführerschaft erneut ausbauen konnte. 2024 feiert Spar Österreich das 70-jährige Firmenjubiläum: Aus der freiwilligen Handelskette, die 1954 vom Lebensmittelgroßhändler Hans F. Reisch in Tirol mit 100 selbstständigen Kaufleuten gegründet wurde, ist ein mitteleuropäisches Handelsunternehmen geworden: Das privat geführte österreichische Familien-Unternehmen betreibt aktuell in 7 Ländern 3.036 Spar-, Eurospar-, Interspar- und Maximarkt-Standorte sowie 17 eigene Lagerhäuser und Logistikzentren und 20 Lebensmittel-Produktionsbetriebe; weiters 240 Hervis-Stores und 31 Shopping-Center. Über 93.500 Mitarbeiter:innen sind beschäftigt, fast 52.000 davon arbeiten in Österreich. 2023 investierte Spar rund 750 Millionen Euro in die Zukunft des Unternehmens, vor allem in Projekte in den Bereichen Digitalisierung, Expansion, Logistik und Nachhaltigkeit. Für 2024 ist eine ähnlich hohe Summe geplant.
Kommentar des Vorstandsvorsitzenden
«Das alles bestimmende Thema im Lebensmittelhandel waren 2023 in allen Ländern die Preise. Politik, Medien und Konsumenten machten zu Unrecht den Lebensmittelhandel für die Preiserhöhungen verantwortlich. Die Händler sind jedoch eindeutig nicht Verursacher, sondern selbst Betroffene der Teuerung und auch der Wettbewerb in Österreichs Lebensmittelhandel funktioniert, wie die Bundeswettbewerbsbehörde in einer breit angelegten Branchenuntersuchung im November 2023 zweifelsfrei festgestellt hat,» sagt KR Hans K. Reisch, Vorstandsvorsitzender der Spar Österreich Gruppe.
«Wir haben unseren Kunden versprochen, dass wir alle Preissenkungen, die wir von den Herstellern erhalten, so schnell wie möglich an sie weitergeben. Dieses Versprechen haben wir auch gehalten und 2023 weit über 1.000 Produkte im Preis gesenkt und dabei wie bereits im Vorjahr auf einen Teil unserer Spanne zu Gunsten der Kunden verzichtet. Zusätzlich hatten wir erneut mit enormen Energiekostensteigerungen von +70 Prozent zu kämpfen. Das Konzernergebnis ist daher von 264 Millionen (2022) auf 220 Millionen (2023) Euro gesunken. Für 2024 zeichnet sich eine Stabilisierung der Preise ab,» ergänzt KR Hans K. Reisch.
(Foto: Spar Österreich)
Sparte Lebensmittelhandel AUT/ITA/HUN/SVN/HRV
Umsatzzuwächse im Lebensmittelhandel in allen Ländern: Die Gruppe betreibt in Österreich (AUT), Norditalien (ITA), Ungarn (HUN), Slowenien (SVN) und Kroatien (HRV) 3.036 Spar- (in Italien: Despar), Eurospar- und Interspar-Märkte. Der Brutto-Verkaufsumsatz wuchs in allen Ländern auf insgesamt 17,68 Milliarden Euro, was einem Zuwachs von +11,1 Prozent entspricht. Durch die Expansion in den Nachbarländern ist die Gruppe heute in einem Gebiet mit über 40 Millionen Einwohnern tätig.
Österreich: Marktführerschaft mit Abstand: Der Brutto-Verkaufsumsatz von Spar belief sich in Österreich auf 9,88 Milliarden Euro, was ein Umsatzwachstum von +9,2 Prozent bedeutet. Damit wuchs Spar stärker als die Branche (laut NielsenIQ +8,0 Prozent), erreichte einen Marktanteil von 36,8 Prozent und konnte damit die Marktführerschaft weiter ausbauen.
Über 2 Millionen Spar-App-User: Eines der großen Ereignisse 2023 war die sehr erfolgreiche Einführung der Spar-App Anfang August. Über die App werden verschiedene Aktionen, wie zum Beispiel die beliebten -25 Prozent-Joker und diverse Gutscheine ausgespielt. Aktuell nutzen schon über 2 Millionen Kunden und Kundinnen die App. Die Angabe von persönlichen Daten ist für die Nutzung nicht nötig, was einen großen Anteil an der Beliebtheit haben dürfte. Für Spar stellt die App eine Digitalisierung bestehender Werbekanäle dar, wobei die analogen Werbemittel weiterhin beibehalten werden sollen.
Steigende Verkaufsflächen: Insgesamt gibt es in Österreich 1.556 Spar-Standorte, davon 1.048 Supermärkte, 49 Gourmet-Märkte, 83 Express-Tankstellenshops, 236 Eurospar-Märkte, 72 Interspar-Hypermärkte, 7 Maximärkte und 61 von Interspar (mit Maximarkt) geführte Gastronomiebetriebe. Die Märkte werden permanent weiterentwickelt, erneuert und modernisiert, die Verkaufsflächen ausgebaut und die Sortimente erweitert. Alle neuen Märkte werden zunehmend mit ESL (elektronischen Regaletiketten) ausgestattet. Bei der Gründung vor 70 Jahren lagen die Verkaufsflächen des Lebensmittelhandels im Schnitt noch bei unter 100 Quadratmetern, 1990 bei zirka 240 Quadratmetern, 2010 bei 540 und 2022 bei etwa 655 Quadratmetern. Hingegen liegen heute die eigenen Märkte – inklusive jener der Spar-Kaufleute – bei einer durchschnittlichen Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern.
Erfolgreiche Spar-Kaufleute: Eine besonders gute Umsatzentwicklung mit einem Plus von +10 Prozent konnten erneut die selbstständigen Spar-Kaufleute verzeichnen. Dies, obwohl die Anzahl der Märkte der Spar-Kaufleute von 679 (2022) auf 665 (2023) erneut leicht sank. Da gleichzeitig viele Kaufleute in die Vergrößerung und damit in die Modernisierung ihrer Märkte investierten, blieb die Verkaufsfläche mit insgesamt gut 300.000 Quadratmeter stabil.
Grünes Projekt bei Interspar setzt Maßstäbe für Handel der Zukunft: Ende des Vorjahres eröffnete am ehemaligen Eurospar-Standort in Leibnitz ein neuer Interspar-Hypermarkt. Über 2.000 Quadratmeter der Dachfläche sind begrünt, der Rest mit leistungsstarker PV-Anlage ausgestattet. Ein Teil der Parkplätze findet sich bodensparend am Dach, der ebenerdige Parkplatz ist begrünt und mit 50 neu gepflanzten Bäumen ausgestattet, dazu kommen begrünte Lärmschutzwände. Eine Besonderheit stellt die insektenfreundliche LED-Außenbeleuchtung dar, die erheblich die Anlockwirkung für Insekten reduziert. Im Mai 2023 eröffnete darüber hinaus ein Interspar-Hypermarkt in Gänserndorf. Hier wurde nach dem gleichen Konzept ein Eurospar zu einem Interspar erweitert. Im Herbst des vergangenen Jahres gingen der Interspar-Hypermarkt im ZIMBAPARK in Bürs (Vbg.) sowie das Interspar-Einkaufszentrum in der Wiener Sandleitengasse nach umfassender Modernisierung ans Netz. Für 2024 sind Modernisierungen mehrerer Interspar-Standorte in Planung, wie zum Beispiel in Innsbruck im DEZ, im Grazer Citypark und in Hallein bei Salzburg. Erneuert wird auch der Maximarkt in Linz. Auch ein neuer Interspar-Hypermarkt soll entstehen – in Bischofshofen (Sbg.). Sollten die vorbereitenden Arbeiten wie erwartet demnächst finalisiert werden können, wird noch 2024 mit dem Bau begonnen.
Österreichische Handwerksbäckerei: Im Herbst 2024 wird die Eröffnung der aktuell in Bau befindlichen neuen Bäckerei in Marchtrenk (OÖ) erwartet. In den 8 Bäckereien arbeiten 376 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 24 Bäcker- und Konditor-Lehrlinge werden ausgebildet. Selbstverständlich wird ausschließlich österreichisches Mehl verarbeitet.
Norditalien, Slowenien, Kroatien und Ungarn: In den umliegenden Nachbarländern – in Norditalien, Ungarn, Slowenien und Kroatien – gibt es unter dem Dach der Spar Österreich-Gruppe mittlerweile 1.479 Standorte, die einen Gesamtumsatz von 7,80 Milliarden Euro erwirtschaften. Rund 40.000 Mitarbeitende sind beschäftigt. Eine mit Österreich vergleichbare duale Lehrlingsausbildung gibt es in diesen Ländern zum größten Teil nicht. Nur in Ungarn gibt es ein ähnliches Modell, was Spar Ungarn für die Ausbildung von 530 Jugendlichen nutzt.
Expansion und Strukturverbesserung: In allen Ländern treibt Spar die Expansion und Strukturverbesserung voran. Zahlreiche Märkte wurden umgebaut und neu eröffnet. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Expansion in Kroatien, wo beispielsweise in Kukuljanovo ein neuer Interspar eröffnet wurde. In Kroatien überspringt Spar 2023 auch erstmals die 1 Milliarden-Umsatzschwelle. Aufgrund der Expansion investiert Spar in Kroatien rund 100 Millionen Euro in die Logistikstruktur: Das neue Logistikzentrum in Klinča Sela (Nähe Zagreb) mit einer Größe von 75.000 Quadratmeter ist kurz vor der Fertigstellung. Weiterhin äußerst schwierig ist die Situation in Ungarn. Eine Price-Cap-Regulierung für wichtige Produktgruppen und eine unverhältnismäßig hohe Retail-Tax, die nun noch einmal von 4,1 Prozent auf 4,5 Prozent vom Nettoumsatz erhöht wurde, drücken aber auf das Ergebnis. Spar hat dagegen Beschwerde bei der EU eingelegt.
E-Commerce: In Ungarn, Slowenien und Österreich betreibt die Spar Österreich-Gruppe auch Lebensmittel-Onlineshops. In Wien und Salzburg werden die Bestellungen bis an die Haustüre geliefert. Weiters stehen an 8 Standorten in Wien, Vösendorf, Eisenstadt, Linz, Salzburg, Hallein, St. Pölten und Dornbirn so genannte Abholboxen zur Verfügung. Demnächst wird in Klagenfurt eine Abholbox dazukommen. Während in Slowenien und Ungarn die Umsätze der Shops weiterhin wachsen, geht das Interesse der Kunden, Lebensmittel online einzukaufen, in Italien und vor allem in Österreich weiterhin zurück. Stark online nachgefragt sind allerdings die Haushalts- und Freizeitartikel, die Interspar in Österreich über www.interspar.at bereithält. Auch die www.weinwelt.at ist weiterhin sehr erfolgreich.
Anhaltender Fachkräftemangel: Ein großes Thema im personalintensiven Lebensmittelhandel ist der anhaltend schwierige Arbeitsmarkt. Besonders in ländlichen Gebieten können nicht mehr alle offenen Stellen besetzt werden. Dies macht vor allem den selbstständigen Spar-Kaufleuten, oft die einzigen lokalen Nahversorger, sehr zu schaffen. Spar ist zwar bekanntermaßen ein großer und beliebter Lehrlingsausbildner, der guten Lehrlingen bis zu 6.700 Euro Prämien bezahlt. Man könnte die zukünftigen Fachkräfte also gut selbst ausbilden. Es gelingt jedoch aufgrund der demografischen Entwicklung nicht mehr, die zur Verfügung stehenden Lehrplätze zur Gänze zu besetzen, sodass aktuell statt 2.700 nur 2.350 Lehrlinge bei Spar in Österreich in der Ausbildung sind. Um höhere Aufmerksamkeit auf Spar als sicheren Arbeitgeber mit vielen Möglichkeiten zu lenken, hat Spar kürzlich eine neue Employer Branding-Kampagne mit dem Slogan «Hier bist du der Spar» gestartet.
Neu: Executive Master in Retail Management: Um hochqualifizierte Handelsexperten und spezialisierte Führungskräfte selbst auszubilden, hat Spar bereits im Oktober 2022 an der Universität Bocconi in Mailand einen eigenen, 16 Monate dauernden Executive Master in Retail Management ins Leben gerufen. Die ersten 20 Teilnehmenden aus 5 Ländern haben kürzlich den ersten Lehrgang erfolgreich abgeschlossen.
(Foto: Spar Österreich)
Umweltfreundliches Einkaufen – Klimafitte Supermärkte
KR Hans K. Reisch: «Wir sind stolz darauf, dass wir seit Jahren das größte Sortiment an Getränken in Mehrweg-Gebinden anbieten. Die ab 2025 geforderte Mehrweg-Quote von 25 Prozent erreichen wir daher bereits heute. Für das ebenfalls 2025 in Kraft tretende Einweg-Pfand müssen derzeit an 500 Standorten neue Pfandautomaten und Kompaktoren installiert und teilweise Umbauten vorgenommen werden. Dies bedeutet Investitionen von 43 Millionen Euro – aus eigener Tasche. Die entsprechenden Vorbereitungen laufen plangemäß, sodass wir rechtzeitig fertig sein werden.»
Umweltfreundliche Transportlogistik – Umstellung auf HVO-Diesel: Rund 160 Spar-eigene LKWs sorgen in Österreich tagtäglich dafür, dass frische Lebensmittel vom Bodensee bis zum Neusiedlersee, vom Pitztal bis zum Waldviertel zur rechten Zeit verfügbar sind. Um die damit verbundene CO²-Belastung zu reduzieren, hat Spar 2023 alle LKWs auf den Betrieb mit HVO-Diesel umgestellt und damit eine Reduktion der Emissionen von 90 Prozent erreicht. Geplant ist, die Umstellung auch in den anderen Spar-Ländern vorzunehmen. Dies scheitert aktuell noch an der Verfügbarkeit des HVO-Treibstoffs.
Abwärme vom Supermarkt als Energie für Wohnungen genutzt: Begrünte Parkplätze, PV-Anlagen am Dach und Supermärkte in so genannten Mixed-Use-Gebäuden: Die Möglichkeiten umweltfreundlicher Nahversorgung sind vielfältig und Spar treibt auch immer wieder Innovationen voran. So wurde Ende 2023 ein Spar- Supermarkt in einem Gebäude in Wien in Betrieb genommen, in dem auch ein Ärztezentrum, ein Kindergarten und mehr als 60 Wohnungen zu finden sind. Die Abwärme des Spar-Supermarktes wird als Energiequelle für die diversen Einrichtungen im Gebäude genutzt.
Riesige PV-Anlagen: Insgesamt betreibt die Spar Österreich-Gruppe 160 Photovoltaik-Anlagen, im In- und Ausland. Die Dächer der Logistikzentren, Märkte und Shopping-Center bieten sich perfekt dafür an. Dabei bilden auf der Dachfläche vom Spar-Zentrallager Wels eine 7.000 Quadratmeter große Anlage gemeinsam mit der 8.300 Quadratmeter großen Anlage auf der Varena in Vöcklabruck sogar die beiden größten PV-Anlagen Oberösterreichs (Fotos: Spar Österreich).
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