Heidelberg. (eb) Plastik aus fossilen Rohstoffen ist nicht mehr zeitgemäß. Ab 2021 werden Einweg-Plastikprodukte in Europa verboten sein. Genau die richtige Zeit für die Idee von Amelie Vermeer und Julia Piechotta: essbare Eislöffel. Mit ihrem Start-up produzieren sie Löffel, die nach Gebrauch einfach weggeknabbert oder kompostiert werden. Die Rohmasse für die pfiffige Erfindung besteht zum größten Teil aus Reststoffen der Schokoladen- oder Haferverarbeitung – je nach Geschmachsrichtung. So produzieren sie nicht nur umweltverträgliche Eislöffel, sondern sorgen gleichzeitig für das Upcycling von wertvollen Rohstoffen, die sonst vernichtet würden.
Spoontainable steht zu 100 Prozent für nachhaltige Ressourcennutzung. Die nachhaltige Plastikalternative aus Reststoffen der Lebensmittelindustrie trifft den Nerv der Zeit. Für Vermeer und Piechotta ist der «Spoonie» indes nur der Anfang: «Eine unserer ersten Produktkategorien ist das essbare Besteck. Der essbare Eislöffel ist seit April 2019 am Markt und seitdem konnten wir mehr als eine Million Plastikeislöffel ersetzen. Doch es soll nicht bei dem kleinen Löffel bleiben», betonen die beiden Gründerinnen und arbeiten an weiteren nachhaltigen Produkten.
Die Aufmerksamkeit haben sie: Spoontainable hat 2019 nicht nur das Landesfinale des Wettbewerbs Start-up BW Elevator Pitch gewonnen, sondern auch die Auszeichnung als Publikumsliebling. Als solcher hat das Team seinen Gutschein für einen Imagefilm eingelöst. Der Film mit Infos zur Entstehungsgeschichte von Spoontainable ist auf Youtube zu finden und freut sich über jeden qualifizierten Klick.
Amelie Vermeer und Julia Piechotta konnten die IGW Start-up Days 2019 ebenso überzeugen wie Aldi Süd. Sieben Startups hatten Anfang Dezember 2019 die Möglichkeit, den Discounter von ihren Ideen für nachhaltige Produkte zu überzeugen. Das Startup Spoontainable setzte sich durch. Januar 2020 wurden die Gründerinnen in das Accelerator-Förderprogramm TechFounders aufgenommen und können seither ihre Idee für Aldi in die Realität umsetzen. Wer weiß: Vielleicht finden die Löffel künftig an passender Stelle beim Discounter Verwendung.
2019 war für Amelie Vermeer und Julia Piechotta eine intensive Zeit. Ein Highlight folgte dem nächsten, Präsentationen und Klinkenputzen wechselten sich ab. Einmal auf der Erfolgswelle unterwegs, nahmen sie sich für 2020 viel vor. Doch dann veränderte Covid-19 abrupt die Welt. Die jungen Unternehmerinnen brauchten Zeit, um mit der Pandemie umgehen zu lernen. Zur kollektiven Lehre gehört für viele Menschen, dass sie physische Ereignisse so weit wie möglich durch digitale Möglichkeiten ersetzen. Den beiden Jungunternehmerinnen geht es nicht anders.
Amelie Vermeer und Julia Piechotta haben gelernt, in der Pandemie die Ruhe zu bewahren und ihre Zeit zu nutzen: «Je mehr wir uns mit dem Virus beschäftigen, desto mehr steigt das Bewusstsein für Umwelt, Natur und Gesundheit. Wirklich nachhaltig kann wahrscheinlich nur die Nutzung von Reststoffen sein,» sagen die beiden Gründerinnen mit Blick auf Einwegbesteck und Einweggeschirr – dessen Nutzung kein schlechtes Gewissen erzeugt, sondern vorhandene Ressourcen zu 100 Prozent nachhaltig nutzt.
Was Spoontainable ebenfalls entgegen kommt: SARS-CoV-2 ist gerade dabei, unser Verhältnis zu Einwegbesteck und Einweggeschirr zu ändern. Was früher einfach nur Einweg aus Bequemlichkeit war, hat heute einen nicht zu unterschätzenden hygienischen Stellenwert. Jedenfalls nimmt die Nutzung von Einweg seit Ausbruch der Pandemie wieder messbar zu. Gelingt es Vermeer und Piechotta, die «richtigen» Antworten zu entwickeln und eine messbare Marktdurchdringung zu erreichen, könnten wir dieser Entwicklung mit mehr Gelassenheit entgegen sehen (Foto: Spoontainable).
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