Berlin. (tub) Beim Kauf von Takeaway-Speisen bringen etwa zwei Drittel (63 Prozent) selten oder nie einen eigenen wiederverwendbaren Behälter mit. Viele Konsumenten wissen schlicht nicht, welche Restaurants oder Supermärkte eigene Behälter akzeptieren, welche Größe diese haben sollen oder scheuen den Mehraufwand. Deshalb nutzen bislang nur wenige Verbraucher die Möglichkeit, sich wiederverwendbare Behälter dort auszuleihen, wo sie ihr Essen kaufen: 54 Prozent gaben an, sich noch nie einen Mehrwegbehälter für ihre Takeaway-Speise ausgeliehen zu haben. Dies hängt auch mit der mangelnden Verfügbarkeit zusammen: ein Drittel der Befragten (31 Prozent) bewerten das derzeitige Angebot an Mehrwegbehältern in Restaurants und Supermärkten als ungenügend oder mangelhaft.
Beim Erzeugen von Müll ist Deutschland einsame Spitze in Europa
Das ergab eine Befragung zur Nutzung von Mehrwegbehältern für Takeaway-Speisen, die an der TU Berlin von Forschungen der Nachwuchsforschergruppe «PuR – Mit Precycling zu mehr Ressourceneffizienz. Systemische Lösungen der Verpackungsvermeidung» unter der Leitung von Dr. Elisabeth Süßbauer im März 2023 durchgeführt wurde. Befragt wurden 2.101 Personen im Alter zwischen 16 und 68 Jahren, die in Deutschland leben und Deutsch sprechen. In dem PuR-Projekt soll zum einen erforscht werden, warum in Deutschland so viel Verpackungsabfall entsteht wie in keinem anderen europäischen Land. Zum anderen sollen geeignete Strategien entworfen werden, um eben diesen Abfall zu vermeiden.
Hintergrund der repräsentativen Befragung ist die Einführung der Pflicht für Betriebe mit mindestens fünf Mitarbeitenden und ab einer Größe von 80 Quadratmetern, Mehrwegbehälter als Alternative zu Einwegverpackungen im Takeaway-Segment anzubieten. Und Betriebe unter 80 Quadratmetern müssen von Verbrauchern mitgebrachte Behälter akzeptieren. Die Mehrwegangebotspflicht gilt seit Januar 2023.
Transportsicherheit der Mehrwegbehälter steht an erster Stelle
Um die Akzeptanz für Mehrwegverpackungen im Takeaway-Segment zu erhöhen, Hemmnisse abzubauen, aber auch um den Hersteller und Anbieter solcher Mehrwegbehälter Wissen an die Hand zu geben, fragten die Forschenden, welche Eigenschaften den Nutzenden sowohl bei den eigenen Behältern als auch bei denen zum Leihen wichtig sind. «An erster Stelle steht die Auslaufsicherheit, gefolgt von Langlebigkeit und einfacher Reinigung. Die Behälter sollen praktisch sein und wenig zusätzliche Arbeit verursachen. Weniger wichtig sind hingegen Attribute wie Design oder Aussehen», sagt Dr. Elisabeth Süßbauer.
Der Kreislaufgedanke hat sich noch nicht überall durchgesetzt
Die Befragung zeigt zudem, dass noch großer Aufklärungsbedarf über Mehrwegsysteme besteht. So wären 37 Prozent bereit, geliehene Mehrwegbehälter öfters zu nutzen, wenn keine aufwendige Reinigung notwendig wäre, und 28 Prozent, wenn die Behälter ein schönes Aussehen hätten, um sie privat weiterzuverwenden. Eine gründliche Reinigung der ausgeliehenen Behälter ist jedoch in der Regel gar nicht notwendig; eine leichte Reinigung mit kaltem Wasser ausreichend. Darüber hinaus ist es für das Funktionieren des Mehrwegsystems wichtig, dass die Behälter in den Kreislauf zurückgeführt werden und nicht in den Privatbesitz der Konsumenten übergehen.
Verfügbare Informationen müssen besser eingeübt werden
Aus den Ergebnissen der Befragung ziehen die Forschenden um Dr. Elisabeth Süßbauer das Fazit, dass eine bessere Kommunikation und Verfügbarkeit von Informationen erforderlich sind, um die Nutzung zu erhöhen. Das betrifft vor allem Informationen darüber, dass man sich seine Takeaway-Speisen auch in eigenen Behältern verpacken lassen kann und eine gründliche Reinigung ausgeliehener Mehrwegbehälter per Spülmaschine nicht erforderlich ist. Auch müsse das Angebot deutlich erweitert und bekannter werden, um ein flächendeckendes Ausleihen von Mehrwegbehältern zu ermöglichen. Nicht zuletzt ist es für die Erhöhung der Akzeptanz von Mehrwegbehältern entscheidend, einfache, bequeme und einheitliche Rückgabemöglichkeiten zu schaffen.
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