Sonntag, 4. Juni 2023
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Von Brot bis Salami: Roboter in der Produktion

Frankfurt. (dlg) Köche, Fleischer, Bäcker und Konditoren gelten als kreative Fachkräfte, wenn es darum geht, hochwertige Lebensmittel in überschaubaren Mengen herzustellen. Sie garantieren solide Arbeit und ein Ergebnis, das dem Kunden schmeckt. Egal, ob es um die Zubereitung von Suppe, Braten, Brötchen oder Sahnetorten geht: Jedes Produkt ist immer ein bisschen anders als das nächste. Individualität wird von den Kunden nicht nur akzeptiert, sondern sogar gewünscht.

Größere Chargen übernimmt Kollege Roboter

Was aber, wenn nicht nur ein paar, sondern ein paar tausend völlig identische Exemplare eines Produktes bestellt werden? Wer einen Mitarbeiter sucht, der zum Beispiel 10.000 Hackbällchen von exakt derselben Größe und das auch noch Gramm-genau rollen soll, stößt rasch an die Grenzen des Machbaren. Das Lebensmittel wird dann zum Werkstück, das maschinell gewogen, kalibriert und geformt werden muss, wenn die Vorgaben erfüllt werden sollen.

Fertigungsstraßen für Lebensmittel aller Art sind Realität

Für einen Mitarbeiter wäre eine derartige Aufgabe nicht nur undurchführbar, sondern auch unzumutbar, schreibt die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Für eine komplexe und entsprechend programmierte Maschine jedoch nicht. Den heutigen Stand der Technologie zeigt/zeigte in diesen Tagen die Fachmesse Anuga FoodTec in Köln. Fertigungsstraßen für Lebensmittel aller Art sind inzwischen die Normalität in großen Lebensmittelwerken.

Höchste Produktsicherheit bei gleichbleibender Qualität

Vor allem, wenn es um Arbeiten geht, die besonders monoton oder kraftaufwendig sind, übernehmen Roboter den Job, den sonst niemand machen kann – oder will. Wenn im Sinne des optimalen Hygienestandards bei einer Temperatur nahe dem Gefrierpunkt gearbeitet werden soll, sind diese Automaten mit ihren Greifarmen und Werkzeugen die Idealbesetzung. Wird gar eine annähernd sterile Atmosphäre gefordert oder ein Umfeld, das ohne Sauerstoff auskommt, ist es sogar die einzig mögliche Lösung. Die Nachfrage nach dieser Technologie nimmt zu, denn die Forderungen an optimale Haltbarkeit bei höchster Produktsicherheit und immer gleicher Qualität steigen immer mehr.

Fleischerei: Ein Roboter ersetzt eine ganze Zerlegekolonne

Inzwischen ist die Technologie so ausgereift, dass Roboter in den verschiedensten Bereichen der Produktion und der Lagertechnik zu finden sind. Dank eingebauter Kameras und schneller Bildverarbeitungsprogramme können die Automaten sogar die exakten Schnittstellen erkennen, um eine Schweinehälfte mindestens ebenso präzise in Bratenstücke, Schinken und Speckseiten zu zerteilen, wie dies eine Zerlegekolonne zustande bringen würde. Bei der Reifung der Schinken müssen die edlen, aber auch unhandlich schweren Keulen nicht mehr mit Muskelkraft auf Lagergerüste gepackt oder transportiert werden, auch das kann ein entsprechend programmierter Roboter. Dass in der Produktionshalle Temperaturen von höchstens zehn Grad herrschen, stört die Maschinen ebenso wenig wie eine 24-Stunden Dauerschicht.

Roboter haben mehr als zwei Arme – noch dazu ermüdungsfrei

Wenn es um Geschwindigkeit bei Gramm-genauen Wiegen und Verpacken geht, sind ebenfalls hoch entwickelte Maschinen im Einsatz. Hier haben Lebensmittelhersteller die Flexibilität, sämtliche schüttfähigen Produkte in Kartons, Beutel oder Dosen zu packen und schnell auf eine veränderte Nachfrage der Konsumenten zu reagieren. Die Anlagen verpacken unterschiedlichste Lebensmittel: von empfindlicher Pulvernahrung für Säuglinge über Nüsse, Süßwaren, Salatmischungen, Käse, Proteinpulver bis hin zu Tiefkühlerzeugnissen und zahlreichen weiteren Produkten. Bei Stückware sind die Maschinen in der Lage, die einzelnen Stücke selbst in gefrorenem Zustand sicher zu erkennen und in die vorgesehenen Packungen zu platzieren. Hierzu sind die Roboterarme durch den Einsatz von drei Achsen extrem beweglich. Je nach Ausführung und Produkt erlaubt der Roboter die Aufnahme und Platzierung von 240 Einzelstücken pro Minute.

Fachkräftemangel muss kompensiert werden

Dabei sind es nicht nur die großen Hersteller von Lebensmitteln, die auf die Robotertechnik zurückgreifen. Auch für mittlere Betriebe im Lebensmittelhandwerk wurden bereits passende Lösungen entwickelt. Nach Ansicht von Experten eine Notwendigkeit. So ist Bernhard Hukelmann vom Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik (DIL) überzeugt, dass es in Zukunft immer stärker automatisierte Herstellungsprozesse geben wird – und muss. Der Grund liegt für den Fachmann auf der Hand: «Wenn wir nicht genügend automatisieren, bekommen wir auf Dauer nicht mehr die passende Zahl von Fachkräften».

Vernetzung fördert Automatisierung

Schwere Teigbottiche in einer Bäckerei brauchen durch die Vernetzung der Produktionsschritte nicht mehr von Hand bewegt zu werden, sie fahren automatisch zur richtigen Zeit an den richtigen Platz, um den Inhalt zur weiteren Verarbeitung bereitzustellen. Selbst in den privaten Haushalten haben die kleinen Kollegen der Industrieroboter schon Einzug gehalten. So gibt es bereits Maschinen, die in ihren beweglichen Schüsseln nicht nur Mixen und Rühren, sondern auch Suppen kochen und Brote backen können, schreibt die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG).

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