Berlin. (wwf) Ob da jetzt nachhaltig Bewegung ins Thema um die Abfalltonne gekommen ist, müsse man abwarten. Die neue Strategie von Bundesministerin Julia Klöckner (BMEL) gegen die allseits bekannte und seit Jahren viel diskutierte Verschwendung von Lebensmitteln müsse sich in der Praxis erst noch bewähren, seufzt WWF Deutschland.
Bundesministerin Klöckner hat ihre Nationale Strategie gegen Lebensmittelverschwendung (PDF | 382 KB) im Kabinett vorgestellt. Anders als bisher liegt der Fokus nicht mehr allein auf dem Endverbraucher, sondern die gesamte Lieferkette wird in den Blick genommen – vom Anbau über die Verarbeitung von Lebensmitteln bis hin zum Handel und den Großküchen. So sollen für die verschiedenen Sektoren der Lebensmittelversorgungskette Zielmarken und konkrete Maßnahmen zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung erarbeitet werden. Zudem soll eine Umsetzungs- und Erfolgskontrolle erfolgen. Beides hatte der WWF in den letzten Jahren immer wieder angemahnt. Die Naturschutzorganisation fordert nun eine konsequente praktische Umsetzung der Strategie und zügig messbare Erfolge.
«Wir begrüßen es, dass endlich alle Akteure im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung in die Pflicht genommen werden. Das ist dringend erforderlich, denn ohne Veränderungen in der gesamten Lebensmittelversorgungskette ist der Umschwung nicht zu schaffen. Schließlich fallen in den Bereichen Produktion, Verarbeitung von Lebensmitteln, Groß- und Einzelhandel sowie Catering und Außer-Haus-Verpflegung 60 Prozent der derzeitigen Nahrungsmittelverluste an», sagt Jörg-Andreas Krüger, Geschäftsleiter Naturschutz beim WWF Deutschland.
«Regelmäßig überprüft werden muss künftig, ob die Strategie genügend Wirkung entfaltet und es schafft, Lebensmittelverluste messbar zu reduzieren. Andernfalls müssen wir auch über weitere gesetzliche Regelungen reden», sagt Krüger. «Mit den aktuellen vereinzelten Leuchtturmprojekten schaffen wir es sicher noch nicht, Deutschlands Lebensmittelabfälle bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren.» Eine WWF-Studie zum Engagement der Bundesländer hatte in 2018 gezeigt, dass es zwar viele Initiativen gibt, häufig jedoch ohne Kontrolle über deren Wirksamkeit.
Mit der Strategie reagiert die Bundesregierung auch auf Druck aus Brüssel. Denn über die Abfallrahmenrichtlinie sind die EU-Mitgliedstaaten aufgefordert, spezifische Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen festzulegen sowie die Fortschritte bei der Verringerung von Lebensmittelabfällen zu messen. Bis 2025 sollen die Lebensmittelabfälle um 30 Prozent, bis 2030 um 50 Prozent reduziert werden. Bereits ab 2020 soll jährlich über das Ausmaß und die erzielten Fortschritte berichtet werden.
Parallel zur Präsentation der BMEL-Strategie begann das Dialogforum zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen in der Außer-Haus-Verpflegung. Das Projekt wird durch das BMEL gefördert. Die Teilnehmer sollen bis Mai 2021 einen methodischen Rahmen zur Erfassung und Analyse von Lebensmittelabfällen im Außer-Haus-Bereich, konkrete Reduktionsziele und Maßnahmen sowie Instrumente zur Dokumentation und Evaluierung abstimmen.
Bundesweit gehen pro Jahr über 18 Millionen Tonnen Nahrungsmittel verloren. Dies entspricht fast einem Drittel des aktuellen Nahrungsmittelverbrauchs der Bundesrepublik. Im Schnitt werfen wir in Deutschland jede Sekunde 313 Kilogramm genießbare Nahrungsmittel weg. Umgerechnet werden dafür jährlich 2,6 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche benötigt. Hinzu kommen unnötig freigesetzte Treibhausgasemissionen in Höhe von 48 Millionen Tonnen.
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