Freitag, 26. April 2024
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Dänemark will den Einsatz von Bio-Produkten in der Gemeinschaftsverpflegung fördern

Kopenhagen / DK. (gtai) Um die hohe Nachfrage nach Bioprodukten in Dänemark zu decken, soll sich die Bioanbaufläche dort bis 2020 verdoppeln. Dieses Ziel hat sich die Vorgänger-Regierung des Landes im «Okologiplan» gesetzt, der bereits im Januar 2015 verabschiedet wurde. Während immer mehr Privatverbraucher beim Lebensmitteleinkauf auf Inhaltsstoffe und Ökosiegel achten, bieten Kantinen, Restaurants und andere Gastronomiebetriebe beim Einsatz ökologischer Zutaten noch viel Ausbaupotenzial, berichtet Germany Trade + Invest (GTAI).

Dänemark will die weltweite Führungsrolle im ökologischen Landbau übernehmen und hat dazu bereits im Januar 2015 ein Landwirtschaftsprogramm (Okologiplan) vorgelegt. Es sieht 67 Punkte für den Ausbau der biologischen Landwirtschaft bis 2020 vor und wird offenbar nach der Übernahme der Amtsgeschäfte durch die neue konservativ-liberale Minderheitsregierung wie beschlossen umgesetzt. Um wie geplant die Bio-Anbauflächen bis 2020 zu verdoppeln, sollen Fördergelder in Höhe von 400 Millionen Dänischen Kronen (DKK, etwa 53,6 Millionen Euro, 1 Euro = 7,4587 DKK im Jahresdurchschnitt 2015) bereitgestellt werden.

Öko-Landbau in Dänemark – mehr als nur ein Hype

Das hat dazu geführt, dass dänische Landwirte zur Umstellung auf Öko-Landbau in einem Maße bereit sind wie seit den 1990er Jahren nicht mehr. Im laufenden Jahr haben sich bis Mitte Juni bereits mehr als 1.000 Landwirte um Unterstützung für den Ausbau von Bio-Anbauflächen beworben. Das geht aus Angaben der dem dänischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Fischerei unterstellten Agentur NaturErhvervstyrelsen hervor.

Das Verteidigungsministerium hat sich dazu verpflichtet und auch bereits damit begonnen, den Anteil von Bio-Gerichten bei der Verpflegung in den Kasernen deutlich zu erhöhen. Allein dort werden jährlich rund 1,1 Millionen Kilogramm Lebensmittel serviert. Auch Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser und Tagespflege- Einrichtungen folgen diesem Trend.

«Fast alle öffentlichen Kantinen versuchen auf Bio umzustellen, und der öffentliche Sektor ist groß», sagt Mette-Kathrine Kundby-Nielsen, Bereichsleiterin Markteinstieg bei der AHK Dänemark. «Für diese gilt auch das Smiley-System – dabei werden Lebensmittelbetriebe nach unangekündigten amtlichen Kontrollen mit verschiedenen Smileys bewertet, um Verbraucher so auf einen Blick über das Kontrollergebnis zu informieren», erklärt Kundby-Nielsen weiter. Wegen des hohen Bekanntheitsgrads des Systems bietet es sich für Unternehmen daher an, potenzielle Partner vor Ort auch auf deren Smileys hin zu überprüfen.

Beim Bio-Lebensmittel-Konsum zählt Dänemark zu den globalen Vorreitern

Mit einem Bio-Anteil von fast acht Prozent (6,2 Milliarden DKK; Stand: 2014) am gesamten nationalen Lebensmittelmarkt liegt Deutschlands nördliches Nachbarland an der Weltspitze, gefolgt von der Schweiz (7,1 Prozent) und Österreich (6,5 Prozent). Auch in Bezug auf die Pro-Kopf-Ausgaben für Bioprodukte (2014: 162 Euro) liegen die Dänen auf den vorderen Rängen. Nur in der Schweiz (221 Euro) sowie in Luxemburg (164 Euro) gibt der Einzelne im Schnitt noch mehr für Bioprodukte aus. Grundlage für diese Berechnungen ist eine gemeinsame Auswertung des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) und der Agrarmarkt Informationsgesellschaft (AMI) in Zusammenarbeit mit der Ifoam EU Group. Laut dem Branchenverband Organic Denmark sind Haferflocken, Möhren, Milch und Eier die beliebtesten Bioprodukte in Dänemark.

Der Einzelhandelsumsatz mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken ist in dem Königreich 2015 um gut zwölf Prozent auf knapp sieben Milliarden DKK gestiegen. Für das starke Plus war vor allem Obst und Gemüse (+28 Prozent) verantwortlich, auf das circa 26 Prozent des Gesamtumsatzes entfallen. Der Absatz von ökologisch erzeugtem Fleisch stieg «nur» noch um zwölf Prozent, nach einem kräftigen Vorjahres-Wachstum von 21 Prozent. Ein noch kleines, aber ebenfalls wachsendes Segment bilden Bio-Weine und -Biere.

Trotz der Bemühungen um mehr ökologischen Anbau muss Dänemark eine Vielzahl von Bioprodukten einführen. Knapp ein Drittel aller Bio-Lebensmittel stammte 2014 (letzte verfügbare Angabe zu Redaktionsschluss) aus Importen. Deutschland lieferte dabei Waren im Wert von 360 Millionen DKK, was einem Anteil von knapp 19 Prozent am gesamten dänischen Bio-Import entsprach. Während der deutsche Anteil in den vorangegangenen zwei Jahren um rund zwei Prozentpunkte zurückgegangen ist, legten der spanische und der niederländische leicht um zwei beziehungsweise gut einen Prozentpunkt zu. Der italienische Anteil rutschte in diesem Zeitraum gleich um fast sechs Prozentpunkte zurück.

Lidl, Spar und Aldi haben im Biosegment erst einen Marktanteil von je einem bis zwei Prozent

Im Einzelhandel treiben vor allem heimische Supermarktketten wie Kvickly und Super-Brugsen, die beide zu Coop Danmark gehören, sowie der norwegische Discounter Rema 1000 die Entwicklung voran. In manchen Super-Brugsen-Läden steuern Bioprodukte bereits 30 Prozent zum Gesamtumsatz der jeweiligen Geschäfte bei. Weitere bedeutende Einzelhandelsketten beim Vertrieb von Öko-Lebensmitteln sind Netto, Fakta, Fotex, Irma, Bilka und SuperBest. Lidl kommt im Biosegment auf einen Marktanteil von knapp zwei Prozent, Spar und Aldi liegen bei zirka einem Prozent. Nach Vertriebsschienen vereinigen Discounter (2014: 42,8 Prozent laut GfK Consumer Scan) den größten Marktanteil im Biosegment auf sich, gefolgt von Supermärkten (26,4 Prozent).

Über alternative Vertriebskanäle wie Hofläden, Reformhäuser und Abo-Systeme erreichten 2014 nur 3,5 Prozent des Gesamtabsatzes von Bioprodukten die Endkunden. Abo-Systeme, sogenannte Organic Food Subscription Schemes (OFSS), sind ein Vertriebskanal, über den unabhängige Bauern ihre Bioprodukte direkt verkaufen können. Die Abonnenten erhalten auf diesem Wege regelmäßig eine Box mit frischen Bio-Lebensmitteln, die so zusammengestellt sind, dass sich damit komplette Mahlzeiten zubereiten lassen. Der führende und einzige überregionale Anbieter bei Abo-Systemen ist das Unternehmen Aarstiderne. Darüber hinaus gibt es noch rund 20 kleinere OFSS-Player.

Einzelhandelsumsatz von Bio-Lebensmitteln (in Millionen DKK, Veränderung 2015/2014 in Prozent)

2012 2013 2014 2015 Veränderung
Insgesamt, davon 5.488 5.833 6.191 6.960 12,4
Reis, Brot, Nudeln, Mehl, Gries, Kuchen 766 777 765 812 6,1
Fleisch, Aufschnitt, Innereien 360 421 508 569 12,0
Fisch, Meeresfrüchte 5 8 24 25 6,1
Milch, Käse, Eier 1.883 2.152 2.142 2.200 2,7
Obst 453 467 557 766 37,4
Gemüse 825 783 882 1.070 21,3
Zucker, Marmelade, Schokolade, Süßigkeiten, Eis 224 238 272 276 1,7
Gewürze, Brühe 209 217 240 268 11,6
Kaffee, Tee, Kakao 211 209 200 250 24,9
Fruchtsäfte 142 142 159 184 15,2
Wein, Likör, Cider, Spirituosen 51 64 77 127 64,3
Bier 54 46 45 59 32,0

Quelle: Danmarks Statistik

Kontaktanschriften:

Ministeriet for Fodevarer, Landbrug og Fiskeri (Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Fischerei)
Slotsholmsgade 12, 1216 Kobenhavn K
Telefon: 0045/33 92 33 01
E-Mail: fvm@fvm.dk, Internet: https://www.fvm.dk

Organic Denmark (Branchenverband)
Silkeborgvej 260, 8230 Abyhoj
Telefon: 0045/87 32 27 00
E-Mail: info@okologi.dk, Internet:

Deutsch-Dänische Handelskammer (AHK Dänemark)
Kongens Nytorv 26, 3. Stock, 1050 Kobenhavn K
Telefon: 0045/33 91-33 35, Telefax: -31 16
E-Mail: info@handelskammer.dk, Internet: https://www.handelskammer.dk

Marktanalyse im Rahmen einer von der AHK Dänemark im Jahr 2015 durchgeführten Geschäftsreise für Unternehmen aus der Lebensmittelbranche nach Dänemark: https://agrarexportfoerderung.de, Menüpunkt «Marktstudien und Länderberichte».

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