Freitag, 26. April 2024
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NaBE: Ernährungsbranche macht Berufe schmackhaft

Magdeburg. (ots) Die Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH (IMG) gibt den Newsletter «Invest» heraus. Mit der aktuellen Ausgabe stellt die IMG das Netzwerk Ernährungswirtschaft Sachsen-Anhalt vor. Das Netzwerk mit seinen 37 Mitgliedern geht gerade mit tollen Ideen auf Nachwuchssuche, weiß die IMG. Eine davon heißt «NaBE» – Neuausrichtung des Berufemarketing für die Unternehmen der Ernährungswirtschaft Sachsen-Anhalts. Das Projekt ging 2010 aus einem vom Bundesministerium des Innern ausgeschriebenen Wettbewerb zur Fachkräfteinitiative in ostdeutschen Zukunftsfeldern als Sieger hervor. NaBE stellt ein gemeinsames Berufe-Marketing der Unternehmen der Ernährungsbranche auf die Beine.

Lernen in der Stendaler Landbäckerei

David Eigenfeld hat schon als Kind gern mit seiner Oma Kuchen gebacken. «Bäcker zu sein», sagt er, «war immer mein Berufswunsch». Jetzt ist er im zweiten Lehrjahr. Da darf ein Azubi den Teig für die Brötchen fertigen – und den für Blechkuchen, Plunderstücke, Heidesandtaler … «Den Sauerteig für Brot anzusetzen», sagt David, sei schwieriger. Brot wird er im dritten Lehrjahr backen.

Brote verkaufen darf die angehende Fachverkäuferin Romy Müller schon jetzt. Ihr erstes Ausbildungsjahr hat vor ein paar Wochen begonnen. Sie lächelt. Überhaupt ist «Lächeln» eine der wichtigen Aufgaben in diesem Beruf. Das weiß sie. Sie kann auch schon frühmorgens um sechs freundlich sein, wenn die Ladentür des Backshops auf dem Werksgelände der Stendaler Landbäckerei öffnet. «Schließlich wollte ich ja unbedingt einen Beruf mit Kontakt zu Menschen». Die 20-Jährige freut sich, dass es damit geklappt hat.

Romy aus Stendal und David aus Erxleben bei Osterburg sind zwei von 70 Azubis, die in der Stendaler Landbäckerei ausgebildet werden. Sie machen ihren Job gern, haben gute Leistungen – und wenn alles erfolgreich läuft einen Arbeitsplatz mit Zukunft. «Ihr Landbäcker» hat 130 Filialen in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Niedersachsen und Brandenburg – und sucht gutes Personal.

Im Betrieb der Landbäckerei spiegelt sich die demografische Entwicklung des gesamten Landes Sachsen-Anhalt wieder. «Das Durchschnittsalter unserer insgesamt 800 Mitarbeiter ist um die 50», sagt Personalleiterin Alexandra Jödicke. «Da kann man sich ausrechnen, wie viele Ausbildungs- und Arbeitsplätze wir in den nächsten Jahren vergeben können – für Verkäufer und Bäcker, auch für Bürokaufleute, für Maschinen- und Anlagenführer».

Nachwuchs für die Ernährungswirtschaft

«Nicht nur das Backgewerbe, die Ernährungsbranche insgesamt sucht Nachwuchs», weiß Elke Schüler vom Netzwerk für Ernährungswirtschaft. Sie ist Koordinatorin eines Projekts, für das im Oktober vor einem Jahr der Startschuss fiel. «NaBE» steht für «Neuausrichtung des Berufemarketings für Unternehmen der Ernährungswirtschaft Sachsen-Anhalts» und wird zusammen mit dem Kooperationspartner «MA+T Organisationsentwicklung» umgesetzt. Adressaten sind zum einen die Unternehmen, die Anregungen und Hilfe bekommen bei der Personalgewinnung und beim Werben um Fachkräftenachwuchs. Zum anderen richtet es sich an die jungen Leute selbst, die durch NaBE Orientierungshilfe erhalten. Ausbildungsabbrüche sind zu oft noch die Folge von falschen Vorstellungen vom Beruf.

«Ihr Landbäcker» in Stendal, sagt Elke Schüler, habe in Sachen Nachwuchsgewinnung eine Vorreiterrolle eingenommen – lange schon, bevor NaBE ins Leben gerufen wurde. Die geschäftsführenden Eheleute Bosse werben seit Jahren aktiv für Berufe im Bäckerhandwerk. Sie holen sich die Schüler und Lehrer ins Werk und gehen in die Schulen, bieten ihren Betrieb als außerschulischen Bildungspartner an. Und auch den anderen Mitgliedsunternehmen im Netzwerk Ernährungswirtschaft sind sie mittlerweile ein wichtiger Partner im Erfahrungsaustausch darüber, wie solche Kooperationen aufgebaut werden und funktionieren können. «Entscheidend ist», sagt Elke Schüler, «dass der Imagewandel innerhalb der Branche auch nach außen strahlt». Personalleiterin Jödicke ergänzt: «In einem großen Werk wie diesem muss ein Bäcker eben nicht mehr mitten in der Nacht aufstehen. Und er hat geregelte Arbeitszeiten».

David Eigenfeld nickt zustimmend. Geregelte Arbeitszeiten sind dem jungen Mann wichtig. Er hat noch familiäre Verpflichtungen. Ihm und Romy gefällt das Betriebsklima hier im Werk und ganz besonders, mit welcher Freundlichkeit die Azubis in den Kollegenkreis aufgenommen werden. Das bringen die «Auszubildenden» auf ihrer eigenen Internetseite landbaecker-azubis.de zum Ausdruck und machen sozusagen in eigener Sache Werbung unter den jungen Leuten, die vor der Wahl eines Ausbildungsberufs stehen.

Tipps und Beispiele für erfolgreiche Kooperationen

Ähnliches hat das Projekt NaBE im Visier. Bis Ende des Jahres soll lecker-ausbildung.de an die Schüler gerichtet ins Netz gehen. Für die Unternehmen wird es an anderer Stelle im Netz einen Online-Werkzeugkoffer geben. Der enthält unter anderem Tipps und Beispiele für erfolgreiche Kooperationen mit Schulen – die Instrumente für ein gutes Berufe-Marketing. Die Schulen bekommen im nächsten Jahr einen Berufe-Katalog. Der ist bislang bundesweit einmalig und stellt alle Berufsbilder aus der Ernährungsbranche des Landes vor, die ab dem Lehrjahr 2012/2013 ausgebildet werden.

Imagewandel (auch) durch Lehrerfortbildung

Zeitlich schon ganz nah liegt der Termin 13. Oktober 2011. Da lädt das NaBE-Projekt zu einer Lehrerfortbildung in die «Kathi» Rainer Thiele GmbH nach Halle ein. Worum es geht? «Das liegt auf der Hand», sagt die Koordinatorin. Wir wollen den Imagewandel in der Ernährungsbranche vermitteln und die Unternehmen als attraktive, zuverlässige und mit der Region verwurzelte Arbeitgeber präsentieren».

Romy und David jedenfalls sind überzeugt, die richtige Berufswahl getroffen zu haben. David will nach drei Jahren Bäckerlehre dann den Konditor als Sahnehäubchen oben drauf setzen. «Weil man eigentlich erst in diesem Beruf so richtig kreativ werden kann», meint er. Romy wird die toll anzuschauenden und lecker schmeckenden Torten verkaufen – und von den Kunden ein Lächeln zurückbekommen.

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