Freitag, 26. April 2024
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ttz: aus Reststoffen werden Ressourcen

Bremerhaven. (ttz) Mit der bloßen Entsorgung von Reststoffen, Nebenprodukten und Abfällen verschenkt die verarbeitende Industrie wertvolles Biomassepotential. Um bislang ungenutzte biogene Stoffströme aus der Lebensmittelindustrie, der Entsorgungsbranche oder der Land- und Forstwirtschaft verwertbar zu machen, werden in dem vom ttz Bremerhaven geleiteten «Netzwerk Biores» Produkte und Verfahren für die stoffliche und energetische Nutzung biogener Reststoffe entwickelt. Im Biores-Netzwerk sind Unternehmen der gesamten Wertschöpfungskette rund um die Biomassenutzung vertreten – vom Produzenten über das verarbeitende Gewerbe bis hin zum Anlagenbauer und Dienstleister.

Lernen am Modell mit Leuchtturmprojekten

Das ttz Bremerhaven und seine Partner erarbeiten neue Konzepte für existierende Standorte und Entsorgungsströme, im Rahmen derer neue Verwertungstechnologien eingeführt werden. So sollen Leuchtturmprojekte entstehen, deren Rentabilität in Wirtschaftlichkeitsanalysen geprüft wird. Das ttz wird zusammen mit den Netzwerkunternehmen Technologien entwickeln und erproben. Ziel ist die Etablierung neuer Wertschöpfungsketten rund um biogene Reststoffe im Verbund mit Firmen, Verbänden und Forschungsdienstleistern. Die Modellstandorte sind über das gesamte Bundesgebiet verteilt. Im Bereich Entsorgung wird die Nehlsen AG in Bremen einen Recyclingpark bereitstellen. Die Optimierung landwirtschaftlicher Reststoffströme wird in Niedersachsen beim Abwasserverband Braunschweig sowie in Bayern im Landkreis Rhön-Grabfeld untersucht. Ein Leuchtturmprojekt aus der Lebensmittelwirtschaft wird noch ausgewählt.

Mehr-Wert: Stoffliche vor energetischer Nutzung

In Biores werden Nebenprodukte als Wertstoffe betrachtet, da sie Grund- oder Rohstoffe anderer Produkte sein können. Die stoffliche Nutzung von Biomasse nutzt das große Potential von Reststoffen am effizientesten und hat deshalb Vorrang vor der thermischen Verwertung. Die bei der stofflichen Verarbeitung anfallenden Nebenprodukte können ihrerseits weiter verarbeitet oder durch speziell entwickelte Technologien aufbereitet und energetisch nutzbar gemacht werden.

Mit Know-how sollen so aus vermeintlichen «Reststoffen» Verpackungsmaterialien, Baustoffe, Grund- oder Feinchemikalien, Dünger oder Futtermittel entstehen. Die Co-Feuerung in Kraftwerken oder dezentralen Kleinkraft- und Heizwerken sind potentielle Einsatzmöglichkeiten. Denkbar ist auch die Verarbeitung zu Pellets, Alkohol oder energetisch nutzbaren Gasen. Erst wenn das nicht mehr möglich ist, kommt eine Deponierung in Frage.

Starke Partnerschaften über Branchen hinweg

Das Biores-Netzwerk bietet seinen Mitgliedern vielfältige Leistungen an. Hierzu gehören Marktrecherchen, Betriebs- und Produktanalysen sowie Strategie-Entwicklungen für die Markteinführung neuer Produkte und Verfahren. Biores leistet eine unabhängige und praxisnahe Beratung bei Förderanträgen wie etwa im Bereich der Technologieentwicklungen. Außerdem verbreitet und bewirbt das Projekt das Thema biogene Reststoffe anhand der geplanten Leuchtturm-Projekte. Deshalb bietet das Netzwerk eine attraktive Onlinepräsenz mit den wichtigsten Informationen.

Info: Gefördert wird das Projekt «Biores-Netzwerk» vom Programm ZIM-NEMO des Bundeswirtschaftsministeriums. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) werden bei Produkt- und Verfahrensentwicklungen unterstützt. Projektpartner neben dem ttz Bremerhaven sind der Abwasserverband Braunschweig, Agrokraft GmbH, bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung, florafuel AG, Herlt EnergieSysteme, N-Zyme BioTec GmbH, Nehlsen und die Martin Braun Backmittel und Essenzen KG, Phytolutions GmbH sowie Pusch AG.

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