Samstag, 27. Juli 2024
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Zentralbank: Eurozone nimmt digitalen Euro in Angriff

Frankfurt / DE. (ezb) Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat beschlossen, die Untersuchungsphase für ein digitales Euro-Projekt aufzunehmen. Im Anschluss an die Entscheidung nahm Paschal Donohoe, Präsident der Eurogruppe an der Sitzung teil, beglückwünschte den EZB-Rat und brachte seine volle Unterstützung für das Projekt zum Ausdruck.

«Es ist neun Monate her, dass wir unseren Bericht über einen digitalen Euro veröffentlicht haben. In dieser Zeit haben wir weitere Analysen durchgeführt, Beiträge von Bürgern und Fachleuten eingeholt und einige Experimente durchgeführt – mit ermutigenden Ergebnissen. All dies hat uns zu der Entscheidung veranlasst, einen Gang höher zu schalten und das Projekt des digitalen Euro zu starten», sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. «Mit unserer Arbeit wollen wir sicherstellen, dass Bürger und Unternehmen auch im digitalen Zeitalter Zugang zur sichersten Form des Geldes, dem Zentralbankgeld, haben.»

Die Untersuchungsphase wird 24 Monate dauern und zielt darauf ab, Schlüsselfragen zur Gestaltung und Verteilung zu klären. Ein digitaler Euro muss in der Lage sein, die Bedürfnisse der Europäer zu erfüllen und gleichzeitig dazu beitragen, illegale Aktivitäten zu verhindern und unerwünschte Auswirkungen auf die Finanzstabilität und die Geldpolitik zu vermeiden. Dies greift einer künftigen Entscheidung über die mögliche Ausgabe eines digitalen Euro nicht vor, die erst später erfolgen wird. In jedem Fall würde ein digitaler Euro das Bargeld ergänzen, nicht ersetzen.

«Wir werden mit dem Europäischen Parlament und anderen europäischen Entscheidungsträgern zusammenarbeiten und sie regelmäßig über unsere Ergebnisse informieren. Auch Bürger, Händler und die Zahlungsverkehrsbranche werden einbezogen», sagt EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta, Vorsitzender der hochrangigen Task Force für einen digitalen Euro.

Während der Untersuchungsphase des Projekts wird sich das Eurosystem auf ein mögliches funktionales Design konzentrieren, das sich an den Bedürfnissen der Nutzer orientiert. Es wird Fokusgruppen, Prototyping und konzeptionelle Arbeit beinhalten. In der Untersuchungsphase werden die Anwendungsfälle untersucht, die ein digitaler Euro vorrangig bieten sollte, um seine Ziele zu erreichen: eine risikolose, zugängliche und effiziente Form von digitalem Zentralbankgeld.

Das Projekt wird auch Aufschluss darüber geben, welche Änderungen des EU-Rechtsrahmens erforderlich sein könnten, die mit den europäischen Mitgesetzgebern diskutiert und von diesen beschlossen werden sollen. Die EZB wird während der gesamten Untersuchungsphase des Projekts weiterhin mit dem Europäischen Parlament und anderen europäischen Entscheidungsträgern zusammenarbeiten. Auch die technische Arbeit am digitalen Euro mit der Europäischen Kommission wird intensiviert werden.

Schließlich werden in der Untersuchungsphase die möglichen Auswirkungen eines digitalen Euro auf den Markt bewertet und die Gestaltungsoptionen zur Gewährleistung des Datenschutzes und zur Vermeidung von Risiken für die Bürger des Euroraums, die Intermediäre und die Gesamtwirtschaft identifiziert. Sie wird auch ein Geschäftsmodell für beaufsichtigte Intermediäre innerhalb des digitalen Euro-Ökosystems definieren. Eine Markt-Beratungsgruppe wird während der Untersuchungsphase die Ansichten der potenziellen Nutzer und Händler über einen digitalen Euro berücksichtigen. Diese Ansichten werden auch im Euro Retail Payments Board diskutiert werden.

Die Untersuchungsphase wird von der experimentellen Arbeit profitieren, die von der EZB und den nationalen Zentralbanken des Euroraums in den letzten neun Monaten durchgeführt wurde und an der Teilnehmer aus der Wissenschaft und dem privaten Sektor beteiligt waren.

Die Experimente wurden in den folgenden vier Bereichen durchgeführt: das digitale Euro-Ledger; Datenschutz und Geldwäschebekämpfung; Begrenzung des digitalen Euro-Umlaufs; Zugang für Endnutzer, die nicht mit dem Internet verbunden sind, und Erleichterung der Inklusion durch geeignete Geräte. Es wurden keine größeren technischen Hindernisse für eine der bewerteten Gestaltungsoptionen festgestellt.

Sowohl das TARGET Instant Payment Settlement (TIPS) des Eurosystems als auch Alternativen wie die Blockchain erwiesen sich als fähig, mehr als 40.000 Transaktionen pro Sekunde zu verarbeiten. Die Experimente legten auch nahe, dass Architekturen, die zentrale und dezentrale Elemente kombinieren, möglich sind.

Diesen Experimenten zufolge wäre eine digitale Euro-Kerninfrastruktur umweltfreundlich: Bei den getesteten Architekturen ist der Stromverbrauch für Zehntausende von Transaktionen pro Sekunde vernachlässigbar im Vergleich zum Energieverbrauch von Krypto-Assets wie Bitcoin.

Diese praktischen Erkenntnisse werden nützlichen Input für die Untersuchungsphase liefern.


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