Münster. (agr) Nach den ersten vier Monaten sieht sich die Agravis Raiffeisen AG für das Geschäftsjahr 2024 bislang auf Kurs. Wie Vorstandschef Dr. Dirk Köckler in der Hauptversammlung des Agrarhandels- und Dienstleistungskonzerns in Münster sagte, sei bis Ende April ein Umsatz von rund 2,8 Milliarden Euro erzielt worden. Das sind rein preisbedingt knapp 4 Prozent weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum (2,9 Milliarden Euro). Als Ergebnis vor Steuern stehen nach vier Monaten 12,9 Millionen Euro zu Buche gegenüber 12,2 Millionen Euro Ende April 2023.
Wetter beeinflusst das Geschäft
Neben einem geringeren Preisniveau war das Geschäft in den ersten Monaten insbesondere durch extreme Nässe beeinflusst. «Das Wetter – gerade hier im Westen und Norden – machte der Landwirtschaft und damit auch uns zu schaffen», sagte Köckler. In manchen Regionen sei bis Ende April hinein keine Bewirtschaftung der Ackerflächen möglich gewesen. Die Folge: Schon jetzt sei absehbar, dass die Getreideernte 2024 mengenmäßig keine neuen Rekorde bringen werde. «Wir freuen uns natürlich, dass die Wasserreserven im Boden gut aufgefüllt werden konnten und gerade bei den von Trockenheit des Klimawandels betroffenen Standorten im Osten damit eine Basis für die Ernte 2024 gelegt ist», unterstrich der Konzernchef gleichwohl.
(Foto: Agravis Raiffeisen AG)
Nachholeffekte und sinkende Preise
Dass die Felder lange Zeit nicht befahrbar waren, wirkte sich erheblich auf den Großhandel mit Betriebsmitteln im Pflanzenbau aus. So war das Saatgutgeschäft mit Sommergetreide bis Ende März nahezu zum Erliegen gekommen, konnte im Anschluss allerdings stark aufholen. Beim Saatmais erreichte der Absatz in etwa das Vorjahresniveau. Die Nachfrage nach Grünland- und Zwischenfruchtmischungen setzte verspätet ein. Nachholeffekte gab es auch beim Pflanzenschutz, vor allem bei Fungiziden. Die Nachfrage nach Düngemitteln zog ab Ende Februar an. Absatzimpulse gab es durch die deutlich gesunkenen Preise. Analog war die Entwicklung bei den Betriebsmitteln im Direktgeschäft mit der Landwirtschaft.
Werkstätten gut ausgelastet
Beim Mischfuttervertrieb blieben die Mengen bislang noch leicht hinter dem Vorjahr zurück. Auf konstant hohem Niveau bewegten sich im Spezialfuttergeschäft die Hygieneprodukte. Der Absatz im Segment «Horse + Hobby» entwickelte sich stabil. In der Landtechnik-Sparte setzte sich das lebhafte Geschäft aus dem Vorjahr stabil fort. Der Auftragsvorlauf ist weiterhin sehr ordentlich, die Auslastung der Werkstätten hoch.
Kaufzurückhaltung scheint sich zu lösen
Im Bereich Raiffeisen-Märkte nahm das Frühjahrsgeschäft stetig weiter an Fahrt auf; die Kaufzurückhaltung aus dem Vorjahr scheint sich langsam zu lösen. In der Sparte Energie war beim Großhandel mit Brenn- und Kraftstoffen ein Überangebot an Mineralölprodukten im Markt herausfordernd. Das Tankstellengeschäft entsprach den Erwartungen.
Zuversicht bezüglich Umsatz und Ergebnis
Dr. Dirk Köckler zeigte sich gegenüber den Aktionärinnen und Aktionären zuversichtlich, dass die Ziele bei Umsatz und Ergebnis weiterhin erreicht werden können. «Im Kontext des wirtschaftlichen Umfeldes planen wir das Geschäftsjahr 2024 mit einem Umsatz von 8,1 Milliarden Euro und einem Ergebnis vor Steuern von 60,1 Millionen Euro.»
Solidität, wirtschaftliche Stabilität und Zukunftsfähigkeit
Finanzvorstand Hermann Hesseler hatte zu Beginn der Hauptversammlung anhand der relevanten Bilanzkennzahlen das Geschäftsjahr 2023 erläutert. Die solide Performance des Agravis-Konzerns belegte ein Umsatz von 8,8 Milliarden Euro. Die Herausforderungen durch deutliche Preisrückgänge für wichtige Produktgruppen wie Getreide, Raps, Düngemittel und Energie, weltpolitische Konfliktherde, hohe Inflation und Extremwetterereignisse habe man gut meistern können, so Hesseler, «auch und vor allem im engen Schulterschluss mit dem genossenschaftlichen Verbund». Das Ergebnis vor Steuern erreichte 64,5 Millionen Euro. Diesen leichten Ausbau gemessen am Vorjahr bewertete Hesseler als zukunftssichernde Bestätigung. «Diese beiden wichtigen Kennzahlen unterstreichen unserer Meinung nach die Solidität, die wirtschaftliche Stabilität und die Zukunftsfähigkeit der Agravis-Gruppe.» Das Eigenkapital der Agravis hat sich durch den Jahresüberschuss um rund 32 Millionen Euro auf 663 Millionen Euro erhöht. Die Eigenkapitalquote stieg durch Thesaurierung von Gewinnen und eine gesunkene Bilanzsumme auf 29 Prozent an.
Für Krisen gewappnet
Von erheblicher Bedeutung für eine stabile, breit aufgestellte Finanzierungsstruktur des Agravis-Konzerns ist der langfristig laufende Konsortialkredit mit 17 Bankenpartnern und einem Volumen von 650 Millionen Euro. Er wurde im Geschäftsjahr 2023 bis 2027 verlängert – mit erweiterten Finanzierungsspielräumen. «Damit ist der Konzern für Inflationsrisiken, Preisverwerfungen und andere Krisen gewappnet», hob Hesseler die Bedeutung vor.
Systemrelevanz für Versorgung und Ernährungssicherheit
Sein Fazit: «Die Agravis hat sich in einem wiederum sehr anspruchsvollen Geschäftsjahr 2023 resilient gezeigt und sich mit Klarheit, Kompetenz, Kundennähe und Verlässlichkeit als Lösungsgeber für eine innovativ-nachhaltige Landwirtschaft positioniert.» Gemeinsam mit den genossenschaftlichen Partnern habe der Konzern die Systemrelevanz für die Versorgung und Ernährungssicherheit der Menschen untermauert. «Der direkte Zugang zu den Hoftoren der Betriebe erwies sich dabei wiederum als starker Wettbewerbsvorteil für den genossenschaftlichen Verbund.» Damit sei die genossenschaftliche Marktposition im Geschäftsjahr 2023 weiter gefestigt worden (Foto: Agravis Raiffeisen AG).
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